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62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

17.09. - 21.09.2017, Oldenburg

Geriatrische Frührehabilitation mittlerer Dauer im deutschen DRG-System unterfinanziert

Meeting Abstract

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  • Christoph Bobrowski - Klinik für Akutgeriatrie und Frührehabilitation, HELIOS Kliniken Schwerin GmbH, Schwerin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Oldenburg, 17.-21.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocAbstr. 211

doi: 10.3205/17gmds119, urn:nbn:de:0183-17gmds1198

Veröffentlicht: 29. August 2017

© 2017 Bobrowski.
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Gliederung

Text

Einleitung: Im deutschen OPS-2017 [1] wird der Umfang der multimodalen geriatrischen Komplexbehandlung (GKB) in drei Stufen eingeteilt, über die Codes 8-550.0, 8-550.1 und 8-550.2. Ein Sprung der Vergütung ist beim Übergang von 8-550.0 (mindestens 10 Therapieeinheiten (TE) in mindestens 7 Tagen) zu 8-550.1 (mindestens 10 TE in mindestens 14 Tagen) zu beobachten. Wird "nur" 8-550.0 geleistet, resultiert keine "geriatrische" DRG, sondern die DRG, die auch ohne Komplexbehandlung erreicht wird. Dieses Phänomen ist seit Jahren konstant, weil die Kostendaten keinen Hinweis auf einen Split der jeweiligen DRGs geliefert haben. Wir untersuchen an fünf typischen Konstellationen die Kostenstruktur von "kurzen" und "mittellangen" GKB und diskutieren eventuelle Fehlanreize für Krankenhäuser und Krankenkassen.

Methoden: Für die fünf Hauptdiagnosen Schenkelhalsfraktur (operative Versorgung), Beckenringfraktur (konservative Versorgung), dekompensierte Herzinsuffizienz, Pneumonie und Arteria-cerebri-media-Insult wurden die entsprechenden DRGs mit und ohne GKB ermittelt [2], [3]. Die Kostenstrukturen wurden dem InEK-Browser entnommen [4], [5]. Die mittlere Verweildauer (mVD) für den Fall ohne GKB wurde auf den kaufmännisch gerundeten Wert von 90% der mittleren INeK-Verweildauer gesetzt, ein Ansatz, den viele Krankenhäuser verfolgen. Für den Fall mit GKB wurde die mVD auf 80% der InEK-Verweildauer gesetzt. Folgende Szenarien wurde simuliert: (i) Kürzung der Verweildauer und der TE auf eine Schwelle unterhalb von 8-550.1 (MDK-Regress); (ii) "kurz-geri": Verweildauer des Falles (VWD) wie bei der ursprünglichen DRG ohne GKB (ng-DRG), aber mit Physiotherapie; (iii) "mittel-geri": VWD als arithmetisches Mittel zwischen VWD bei (ii) und der mVD der DRG mit GKB (ge-DRG). Die Inanspruchnahme ärztlicher und therapeutischer Leistungen wurde proportional zur VWD gesetzt, die Inanspruchnahme der PPR-Minuten folgte einer Sättigungskinetik. Es wurden für alle Situationen Teilkosten (TK)- und Vollkosten (VK)-Berechnungen durchgeführt. Hierfür wurden bei TK die Einträge der Kostenmatrix der ng-DRG in der Kostenstellengruppe 11 bei den Kostenarten 1, 2, 3, 4a, 7 und 8 durch die entsprechenden, nach o.g. VWD-Proportionalität gewichteten Einträge der ge-DRG ersetzt. Bei VK wurden zusätzlich die Einträge der Kostenstellengruppe 1 in den Kostenarten 1, 2, 3, 4a, 6a, 7 und 8 entsprechend ersetzt.

Ergebnisse: Für die Schenkelhalsfraktur betrug die Kürzung bei Regress 37,9%, für die anderen DRG 54,3% bis 64,6%. Der resultierende mittlere CMI pro Tag betrug dann 0,110 bzw. 0,046 bis 0,060. Die Tabelle zeigt resultierende Kosten für Szenarien (ii) und (iii) relativ zur ursprünglichen ng-DRG (Tabelle 1 [Tab. 1]).

Diskussion: Der sprunghafte Anstieg der Vergütung bei Erreichung der OPS 8-550.1 stellt einen Anreiz für den MDK dar, Kürzungen der VWD und der TE einzufordern. Die hier vorgestellte Kostensimulation macht die Information des InEK plausibel, dass sich ng-DRG mit und ohne GKB 8-550.0 nicht signifikant unterscheiden. Eine ng-DRG mit "mittlerem" Umfang der GKB ist anhand der obigen Zahlen schon nach Teilkosten gerechnet defizitär. Die wahren Kosten liegen im Intervall zwischen TK und VK. In der InEK-Kalkulation werden MDK-Kürzungen nicht berücksichtigt. Für die Bewertung "mittlerer" GKB wäre das aber essentiell. Sensitivitätsanalysen unseres Ansatzes fehlen noch.



Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
DIMDI. OPS. https://www.dimdi.de/static/de/klassi/ops/index.htm (Zugriff 2017-04-22) Externer Link
2.
Webgrouper. http://drg.uni-muenster.de (Zugriff 2017-04-22) Externer Link
3.
G-DRG-System 2017. http://www.g-drg.de/G-DRG-System_2017 (Zugriff 2017-04-22) Externer Link
4.
G-DRG-Report-Browser. http://www.g-drg.de/Datenbrowser_und_Begleitforschung/G-DRG-Report-Browser (Zugriff 2017-04-22) Externer Link
5.
Kalkulationshandbuch. http://www.g-drg.de/Kalkulation2/DRG-Fallpauschalen_17b_KHG/Kalkulationshandbuch (Zugriff 2017-04-22) Externer Link