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62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

17.09. - 21.09.2017, Oldenburg

Chronos – Ein xml-basiertes User-Interface-Framework zur effizienten Erstellung klinischer Dokumentationsbögen

Meeting Abstract

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  • Rogério Blitz - Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • Martin Dugas - Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Oldenburg, 17.-21.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocAbstr. 139

doi: 10.3205/17gmds110, urn:nbn:de:0183-17gmds1103

Veröffentlicht: 29. August 2017

© 2017 Blitz et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die klinische Dokumentation ist ein komplexer und zeitaufwändiger Prozess [1], [2]. Neue Methoden und Konzepte der Medizin stellen Medizininformatiker vor immer neue Herausforderungen bei der Erstellung digitaler Formulare. Zeitnahe Implementierungsprozesse sind zu etablieren, ohne dabei Usability und User Experience zu vernachlässigen. Die Erstellungswerkzeuge der Krankenhausinformationssysteme sind dieser Aufgabe aufgrund des Technologiewandels nicht mehr gewachsen. Die Folgen sind fehleranfällige, zeitaufwändige Prozesse, redundante Eingabemasken und ein Overhead an Funktionen für identische Inhalte und Abläufe. Das Forschungsziel ist die Reduzierung des Erstellungs- und Wartungsaufwandes von klinischen Dokumentationsbögen.

Methoden: Das Universitätsklinikum Münster ist ein Krankenhaus der Maximalversorgung. Es gehört mit über 1.457 Betten und 574.357 behandelnden Patienten im Jahr 2015 zu den Größten in Deutschland. Der Entwicklungsaufwand für klinische Dokumentationsbögen liegt durchschnittlich bei 31 Formularen und 954 Change Requests pro Jahr. Er wurde durch Codezeilen, die Anzahl der verwendeten Items und die Anzahl der zu parametrierenden Attribute gemessen. Das User-Interface-Framework "Chronos" wurde als Werkzeug für Medizininformatiker und als Extension des Krankenhausinformationssystems [3] entwickelt. Es besitzt ein zentrales standardisiertes Konfigurationsmanagement und ein Set von konfigurierbaren Modulen. Bestehend aus 40 Oberflächenmodulen, 10 Kernmodulen und einer Schnittstelle zur Entwicklung eigener Module wird eine physikalische Trennung von Layout, Content und Logik implementiert. Dieses Verfahren unterscheidet sich von der klassischen Erstellung eines Dokumentationsbogens in zwei Punkten: Erstens wird eine neue Kommunikationsebene integriert und damit die Modifikation von Formularen auf Basis von XML [4] ermöglicht. Inhaltliche Änderungen und Anpassungen am Layout können somit ohne Programmierkenntnisse durchgeführt werden. Zweitens impliziert der modulare Aufbau Konzepte des modernen Softwareengineerings wie Vererbung, Datenkapselung und Polymorphie. Flexible Funktionserweiterungen und ein zentrales Wartungsmanagement werden so ermöglicht.

Ergebnisse: Von November 2013 bis November 2016 wurden mit Hilfe von Chronos 77 Dokumentationsbögen mit 2476 ItemGroups erstellt, 1.237.729 Dokumentationsbögen angelegt und 9.076.094 Module in 59 Kliniken eingesetzt. Die Zeitersparnis für die Erstellung der Formulare gegenüber dem herkömmlichen Verfahren lag bei 47.179 Zeilen Code, 38.861 Attributen und 5191 Items. Der Erstellungsaufwand mit Chronos lag bei 2707 Zeilen Code, 231 Attributen und 2476 Items.

Diskussion: Chronos trug zu einer signifikanten Verbesserung der Dokumentation und Zufriedenheit unter den Anwendern bei und wurde erfolgreich am Universitätsklinikum Münster etabliert. Die Anzahl der Formularerstellungen und -anpassungen am Beispiel von nur einem Krankenhaus zeigt den Bedarf nach einem Werkzeug zur Effizienzsteigerung dieser Prozesse. Der Einsatz von über neun Millionen Chronos-Modulen steht für ein solides und robustes Framework, das den täglichen Anforderungen des klinischen Alltags gewachsen ist. Die Zeitersparnis gegenüber den herkömmlichen Erstellungswerkzeugen eines Krankenhausinformationssystems ist enorm und bietet neue Möglichkeiten in der Ressourcenplanung für Medizininformatiker. Eine Übertragbarkeit auf andere Systeme ist grundsätzlich möglich, da generische XML-basierte Technologien eingesetzt wurden.



Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Dugas M, Neuhaus P, Meidt A, Doods J, Storck M, Bruland P, Varghese J. Portal of medical data models: information infrastructure for medical research and healthcare. Database (Oxford). 2016 Feb 11;2016. pii: bav121.
2.
Krumm R, Semjonow A, Tio J, Duhme H, Bürkle T, Haier J, Dugas M, Breil B. The need for harmonized structured documentation and chances of secondary use - results of a systematic analysis with automated form comparison for prostate and breast cancer. J Biomed Inform. 2014 Oct;51:86-99.
3.
AGFA Healthcare Orbis. http://global.agfahealthcare.com/dach/krankenhaus-informationssystem/ (12. April 2017) Externer Link
4.
Extensible Markup Language (XML). https://www.w3.org/XML/ (12. April 2017) Externer Link