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62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

17.09. - 21.09.2017, Oldenburg

Möglichkeiten für den Einsatz von Wearables für behandlungsrelevante Fragestellungen – eine Bestandsaufnahme

Meeting Abstract

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  • Bastian Bräunel - Westsächsische Hochschule Zwickau, Zwickau, Deutschland
  • Anke Häber - Westsächsische Hochschule Zwickau, Zwickau, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Oldenburg, 17.-21.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocAbstr. 214

doi: 10.3205/17gmds099, urn:nbn:de:0183-17gmds0995

Veröffentlicht: 29. August 2017

© 2017 Bräunel et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Einleitung: Momentan gibt es eine Vielzahl unterschiedlichster Wearables auf dem Markt. Diese tragbaren Kleinstgeräte sind für jedermann frei erhältlich, erschwinglich und können viele verschiedene Vitaldaten messen und aufzeichnen [1]. Einige Prognosen gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2020 der weltweite Absatz von Wearables auf 213,6 Milliarden verkaufter Geräte wachsen wird [2]. Auf europäischer Ebene hatte bereits im Jahr 2014 das AALIANCE2-Projekt in ihrer Roadmap Wearables zur Erfassung von persönlichen Messwerten vorgeschlagen [3]. Jedoch finden Wearables bis heute kaum Anwendung im Gesundheitswesen. Daher ergibt sich die Frage, wo die Gründe für die Lücke in der Anwedung der Wearables und ihrere telemdizinischen Nutzung liegen?

Methoden: Durch die ständig steigende Zahl an neuen Geräten, die von den Herstellern in immer kürzeren Abständen auf den Markt gebracht werden, ist man sehr schnell geneigt den Überblick über das breite Angebot der Wearables zu verlieren [4], [5].] Die Kenntnis der Marktsituation und der Leistungsmerkmale der Wearables ist jedoch entscheidend, da sie die grundlegenden Kenntnisse für eine potentielle Integration dieser Geräte liefern [6]. Daher muss eine Übersicht erstellt werden, die die frei auf dem Markt erhältlichen Wearables einheitlich gegenüberstellt. Dafür muss eine umfangreiche Recherche durchgeführt werden, die großen Elektronikfachmärkte, Onlinesuchmaschinen sowie die Webseiten der Hersteller umfasst, um ein möglichst breites Spektrum von Geräten erfassen zu können. Anschließend muss eine Literatur- und Projektrecherche erfolgen, um anhand von aktuellen Studienergebnissen ein ganzheitliches Bild über den momentanen und geplanten Einsatz von Wearables für behandlungsrelevante Fragestellungen erfassen zu können.

Da die Anforderungen der Nutzergruppen an die Wearables noch nicht hinreichend bekannt sind, müssen zusätzlich eine Reihe von möglichen Szenarien und Personas anhand theoretischer Situationsanalyse, einschlägiger Literatur und Beobachtung aufgestellt werden. Diese helfen die Bedürfnisse und Anforderungen einer Gruppe von Betroffenen besser zu verstehen [7].

Ergebnisse: Die erstellte Marktübersicht umfasst momentan über 200 Geräte von 40 unterschiedlichen Herstellern. Darin enthalten sind Fitness Tracker, Smart Watches, Sportuhren und weitere spezielle Bauformen. Sie zeichnet ein umfangreiches Bild der momentanen Marktsituation und öffnet den Blick für eine Schwachstellenanalyse in diesem Sektor. Auf der Grundlage dieses Wissens können wir einige Vorschläge entwickeln, wie die bestehende Lücke zwischen den Wearables und ihrer telemedizinischen Nutzung geschlossen werden kann.

Diskussion: Da sich Wearables sehr gut für die Erhebung von personenbezogenen Vitaldaten eigenen, stellt sich automatisch jedoch die Frage, ob die Wearables im medizinischen Einsatz auch als Medizinprodukte zertifiziert werden müssen?

Eine entsprechende Zertifizierung könnte die Qualität der Messwerte und die Interoperabilität der Geräte deutlich steigern. Jedoch könnte eine verbindliche Zertifizierungsvorschrift auch einige Hersteller abschrecken. Im schlechtesten Fall könnte dies darin resultieren, dass manche Hersteller keine neuen Produkte mehr auf dem deutschen Markt veröffentlichen, die eventuell aber hoch innovativ sein könnten.

Anderseits müssen jedoch dringend entsprechende Vorschriften zur Standardisierung erarbeitet und durchgesetzt werden. Ohne entsprechende rechtliche Vorgaben werden die Hersteller sich vermutlich nicht weiter bemühen die Interoperabilität ihrer Geräte zu verbessern, was die Integration von Wearables in die IT-Systeme der medizinischen Versorger erschwert und bisweilen unmöglich macht.



Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Marschollek M, Gietzelt M, Schulze M, Kohlmann M, Song B, Wolf KH. Wearable Sensors in Healthcare and Sensor-Enhanced Health Information Systems: All Our Tomorrows? Healthcare Informatics Research. 2012;18(2):97-104.
2.
IDC Prognose zum Absatz von Wearables weltweit von 2014 bis 2020 (in Millionen Stück). 2016. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/417580/umfrage/prognose-zum-absatz-von-wearables/ [zitiert am 2016-02-21]. Externer Link
3.
AALIANCE2 C. Ambient Assisted Living Roadmap 2014 - AALIANC2 . 2015.http://www.aaliance2.eu/sites/default/files/AA2_WP2_D2%207_RM2_rev5.0.pdf [zitiert am 2016-12-03]. Externer Link
4.
GfK Umsatz mit Wearables in Deutschland in den Jahren 2014 und 2015 (in Millionen Euro). 2016. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/551388/umfrage/umsatz-mit-wearables-in-deutschland/ [zitiert am 2016-09-21]. Externer Link
5.
Sawall A. Telekom will eigene intelligente Kleidung anbieten. 2016 http://www.golem.de/news/t-shops-telekom-will-eigene-intelligente-kleidung-anbieten-1604-120518.html [zitiert am 2016-09-22]. Externer Link
6.
Alam MM, Hamida EB. Surveying Wearable Human Assistive Technology for Life and Safety Critical Applications: Standards, Challenges and Opportunities. Sensors. 2014;14(5):9153-9209.
7.
Nesbit LE. Patienten-Personas: Wie Sie herausfinden, was Ihre Patienten-Typen wollen – und wie Sie sich optimal auf sie einstellen. 2015. http://www.replicatetooth.com/de/blog/wie-sie-herausfinden-was-ihre-patienten-typen-wollen-und-wie-sie-sich-optimal-auf-sie-einstellen [zitiert am 2016-01-13]. Externer Link