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62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

17.09. - 21.09.2017, Oldenburg

Veränderung der Verschreibung von potentiell inadäquater Medikation (PIM) bei der älteren Bevölkerung (≥65 Jahre) durch Rückmeldung an die niedergelassenen Ärzte in den Jahren 2012 bis 2015

Meeting Abstract

  • Katharina Schaper - Zentrum für Klinische Studien, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • Timo Emcke - Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein, Bad Segeberg, Deutschland
  • Reinhard Schuster - Institut für Mathematik, Universität zu Lübeck, Lübeck, Deutschland
  • Thomas Ostermann - Lehrstuhl für Forschungsmethodik und Statistik in der Psychologie, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Oldenburg, 17.-21.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocAbstr. 224

doi: 10.3205/17gmds020, urn:nbn:de:0183-17gmds0204

Veröffentlicht: 29. August 2017

© 2017 Schaper et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Verabreichung potentiell inadäquater Medikation (PIM) rückt zunehmend in den Fokus bei der Verschreibung von Arzneimitteln an Patienten ab 65 Jahren. Mit Einführung der PRISCUS-Liste im Jahr 2010 wurde für Deutschland eine Übersichtstabelle der PIM erarbeitet [1]. In Schleswig-Holstein werden die niedergelassenen Ärzte seit 2012 über die Anzahl der PIM-Verordnungen mit der Hoffnung auf eine Reduktion der PIM-Verschreibungen informiert. Ziel der Arbeit war es, anhand der Verschreibungszahlen im Zeitraum von Q1/2012 bis Q2/2015 zu ermitteln, in wie weit diese Rückmeldung einen positiven Effekt im Sinne einer Reduktion der PIM Verschreibungen zur Folge hat.

Methoden: Betrachtet wurden alle PIM-Verordnungen im Zeitraum Q1/2012 bis Q2/2015. Erfasst wurden dabei die PIM-Gruppe und der Wirkstoff. Außerdem wurde die Anzahl an Patienten, die eine PIM-Verordnung bekamen, erfasst. Primärer Endpunkt war die Veränderung der Gesamtverschreibungen von PIM (prozentualer Anteil). Von weiterem Interesse waren die Veränderung der Verschreibungen innerhalb der einzelnen PIM-Gruppen und die Veränderung der Anzahl der PIM-Patienten.

Ergebnisse: Im 1. Quartal 2012 wurden insgesamt 73141 PIM verordnet. Im 2. Quartal 2015 waren es noch 54887 Verordnungen. Das macht eine Reduktion der PIM-Verschreibungen um 25%. In den einzelnen PIM-Gruppen gibt es ähnliche Tendenzen: Antiarrythmetika: Rückgang um 39% (13680 zu 8309), Antidementiva: Rückgang um 51% (4432 zu 2185), Antidepressiva: Rückgang um 14% (24001 zu 20626), Antihypertensiva: Rückgang um 40% (9500 zu 5670), Sedativa: Rückgang um 26% (63936 zu 47589). Der Anteil der Patienten mit PIM-Verordnungen an der Gesamtgruppe der Patienten ≥ 65 Jahren ging ebenfalls um 4% zurück (16% zu 12%).

Diskussion: Es ist erkennbar, dass die Anzahl der PIM-Verordnungen seit Rückmeldung an die niedergelassenen Ärzte um 25% gesunken ist. Damit scheinen die Rückmeldungen einen positiven Effekt auf die Verschreibung von PIM zu haben. Zu eruieren wäre allerdings, ob das Bewusstsein der Ärzte durch die immer wieder aufkommende Diskussion von Metabolismus und Polypharmazie geschärft wurde und die Ärzte möglichst auf die Verschreibung von PIM verzichten. Nichtsdestotrotz sollte die Rückmeldung auch von anderen Bundesländern in Deutschland eingeführt werden, da ein positiver Effekt deutlich erkennbar ist.



Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Zimmermann T, et al. Potenziell inadäquate Medikamente bei älteren hausärztlich versorgten Patientinnen und Patienten. Bundesgesundheitsblatt-Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz. 2013;56(7):941-949.