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62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

17.09. - 21.09.2017, Oldenburg

Die Krankheitskosten des Mammakarzinoms nach Behandlungsphasen in Deutschland – eine GKV-Routinedatenanalyse

Meeting Abstract

  • Kristine Kreis - Center for Health Economics Research Hannover (CHERH), Leibniz Universität Hannover, Hannover, Deutschland
  • Marika Plöthner - Center for Health Economics Research Hannover (CHERH), Leibniz Universität Hannover, Hannover, Deutschland
  • Richard Seufert - AOK Bayern - Die Gesundheitskasse, Regensburg, Deutschland
  • Katharina Schreeb - BioNTech AG, Mainz, Deutschland
  • Veronika Jahndel - BioNTech AG, Mainz, Deutschland
  • Sylke Maas - BioNTech AG, Mainz, Deutschland
  • Alexander Kuhlmann - Center for Health Economics Research Hannover (CHERH), Leibniz Universität Hannover, Hannover, Deutschland
  • Jan Zeidler - Center for Health Economics Research Hannover (CHERH), Leibniz Universität Hannover, Hannover, Deutschland
  • Anja Schramm - AOK Bayern - Die Gesundheitskasse, Regensburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Oldenburg, 17.-21.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocAbstr. 185

doi: 10.3205/17gmds017, urn:nbn:de:0183-17gmds0178

Veröffentlicht: 29. August 2017

© 2017 Kreis et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Mit einer jährlichen Inzidenz von rund 70.000 Patienten handelt es sich beim Mammakarzinom mit Abstand um die häufigste onkologische Erkrankung bei Frauen in Deutschland. Ebenfalls platziert sich das Mammakarzinom an der Spitze aller krebsbedingten Todesfälle und auf dem vierten Platz aller Todesursachen bei Frauen. Aufgrund der hohen Verbreitung stellt das Mammakarzinom eine erhebliche Kostenbelastung für das Gesundheitssystem dar, wobei die routinedatenbasierte Evidenz zu den Krankheitskosten des Mammakarzinoms in Deutschland, insbesondere in Bezug auf einzelne Behandlungsphasen, als gering einzuschätzen ist. Das Ziel der Studie besteht daher in der Ermittlung der krankheitsattributablen Kosten des Mammakarzinoms differenziert nach Behandlungsphasen.

Methoden: Die Grundlage der Analyse bilden Routinedaten der AOK Bayern für den Zeitraum der Jahre 2011 bis 2014. Die Studienpopulation ergibt sich aus Versicherten mit einer stationären und / oder zwei gesicherten ambulanten Mammakarzinom-Diagnosen (ICD C50) im Indexjahr 2012 sowie einer durchgängigen Versicherungsdauer im zweijährigen Nachbeobachtungszeitraum oder bis zum Versterben innerhalb dieses Zeitraumes. Männliche Mammakarzinom-Patienten sowie nicht volljährige Versicherte werden von der Analyse ausgeschlossen. Das Jahr 2011 dient der Unterscheidung inzidenter und prävalenter Patientinnen. Bei der Analyse der krankheitsattributablen Kosten wird ein Kontrollgruppenansatz mit einem exakten 1:2 Matching („Ziehen ohne Zurücklegen“) auf Basis der Kriterien Alter, Geschlecht, Komorbiditäten (Elixhauser Score) und Mortalität (Versterben im Nachbeobachtungszeitraum) vorgenommen. Die Krankheitskostenanalyse umfasst die stationäre Versorgung, ambulante Versorgung, Arzneimittel, Heil- und Hilfsmittel, Rehabilitation, Krankengeld und Fahrkosten. Die inkrementellen Jahreskosten werden getrennt für drei Behandlungsphasen berechnet: (I) Initialphase: das erste Jahr nach Diagnose, (II) End-of-life-Phase: das letzte Jahr vor dem Versterben, (III): Intermediäre Phase: die verbleibenden Quartale zwischen der Initial- und End-of-life-Phase. Als Voraussetzung für den Einschluss in die Studienpopulation der jeweiligen Phase gilt eine Mindestbeobachtungszeit von 4 Quartalen.

Ergebnisse: Die Studienpopulation umfasst 36.033 weibliche Mammakarzinom-Patienten, von denen 32.330 mit mindestens einer Behandlungsphase in die Analyse eingehen. Das durchschnittliche Alter beträgt 66 Jahre in der Initialphase, 67 Jahre in der intermediären Phase und 76 Jahre in der End-of-life Phase. Die mit Abstand höchsten inkrementellen Kosten pro Patientin in Höhe von 19.206€ zeigen sich im ersten Jahr nach Diagnose. In der intermediären Phase liegen die inkrementellen Jahreskosten je Patientin bei 1.952€ (prävalent) bzw. 2.481€ (inzident). Obgleich sich die Kosten im letzten Lebensjahr bei der Interventionsgruppe auf 22.121€ (prävalent) bzw. 25.772€ (inzident) belaufen, liegt das Inkrement im Vergleich zur Kontrollgruppe bei 2.630€ (prävalent) bzw. 5.938€ (inzident).

Diskussion: Bei der Betrachtung der drei Behandlungsphasen des Mammakarzinoms zeigt sich ein u-förmiger Verlauf mit hohen inkrementellen Initialkosten, gefolgt von relativ niedrigen Kosten in der intermediären Phase und einem Anstieg der Kosten in der End-of-life Phase. Im Hinblick auf die Kosten im letzten Lebensjahr stellt sich die Frage, ob der Kontrollgruppenansatz ein geeignetes Instrument zur Berechnung der inkrementellen Kosten darstellt. Eine Analyse der Kosten des Mammakarzinoms in den einzelnen Behandlungsphasen ist dringend erforderlich, um die gesundheitsökonomische Evidenz zu dieser häufigen Krebserkrankung zu erweitern.



Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.