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HEC 2016: Health — Exploring Complexity
2016 Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

28.08. - 02.09.2016, München

Rechnergestütztes Medikationsmanagement im deutschen Gesundheitswesen – Anforderungen, Spezifikationen und Aufgaben

Meeting Abstract

  • Danny Ammon - Technische Universität Ilmenau, Ilmenau, Deutschland; Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
  • Kutaiba Saleh - Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
  • Diana Schulze - Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
  • Martin Specht - Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
  • Andreas Henkel - Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland

HEC 2016: Health – Exploring Complexity. Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI. München, 28.08.-02.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocAbstr. 659

doi: 10.3205/16gmds145, urn:nbn:de:0183-16gmds1456

Veröffentlicht: 8. August 2016

© 2016 Ammon et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Das rechnergestützte Medikationsmanagement ist in den vergangenen Jahren zunehmend wichtiger geworden. Die Gewährleistung der Arzneimitteltherapiesicherheit für Patienten, die immer häufiger mehrere Medikamente einnehmen, unterschiedliche Gesundheitseinrichtungen besuchen, parallele Verordnungen erhalten und Selbstmedikationen durchführen, nur auf diese Weise zu gewährleisten. Eine Grundlage dafür ist der Einsatz standardisierter Formen des interoperablen elektronischen Datenaustauschs, wie sie etwa in Verfahren nach den Vorgaben der internationalen IHE-Initiative (Integrating the Healthcare Enterprise) vorgegeben werden. Gleichzeitig sind im Bereich der Arzneimitteltherapiesicherheit im deutschen Gesundheitswesen in den letzten Jahren Entwicklungen und Vorgaben für ein deutschlandweit einheitliches Medikationsmanagement entstanden. Daraus ergibt sich die Aufgabenstellung, diese unterschiedlichen Vorgaben zu integrieren und in einer praktischen Erprobung ein interoperables Medikationsmanagement für deutsche Gesundheitseinrichtungen zu demonstrieren.

Methoden: Die Verfahrensstandards der IHE-Initiative sind in Form sogenannter Profile definiert, in denen für bestimmte Anwendungsfälle und Fachgebiete der Einsatz etablierter technischer Standards in Form eines Leitfadens beschrieben wird [1]. Als Dokumentenstandard wird hier das auf XML basierende HL7 CDA Version 3 eingesetzt [2]. In der IHE-Domäne „Pharmacy“ sind verschiedene Spezifikationen für Prozesse und Datenaustauschformate im Rahmen des Arzneimittelmanagements formuliert [3]. Es ist zu prüfen, inwieweit diese Spezifikationen im deutschen Gesundheitswesen zum Einsatz kommen können. In Deutschland soll z.B. der bundeseinheitliche Medikationsplan der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft in Zukunft neben dem Arztbrief eine Vorreiterstellung im dokumentenzentrierten intersektoralen Informationsaustausch einnehmen [4]. Für dessen Einsatz wurden ebenfalls Spezifikationen erarbeitet und Pilotprojekte durchgeführt. Im Rahmen eines Entscheiderfabrik-Kooperationsprojekts wurde mit Unterstützung der Firmen ID Berlin und März Network Services jeweils an den Universitätsklinika Aachen und Jena eine rechnergestützte standardisierte Form des Medikationsmanagements implementiert und pilotiert, die sowohl die Vorgaben der IHE-Profile als auch des bundeseinheitlichen Medikationsplans berücksichtigt und das innerklinische sowie das einrichtungsübergreifende Arzneimittelmanagement optimieren soll [5].

Ergebnisse: Ein interoperables rechnergestütztes Medikationsmanagement kann als Bestandteil eines IHE-konformen Archiv- und Kommunikationssystems bzw. einer IHE-konformen Patientenakte entwickelt werden. Relevante Dokumententypen für Medikamentenverordnung, -ausgabe, Entlassmedikation etc. sind dabei mit dem Dokumentenstandard CDA und des Inhalts-Templates „Medications“ [6] ebenso abbildbar wie der für den Patienten auszudruckende papierbasierte bundeseinheitliche Medikationsplan. Ein wichtiges Ergebnis sind dabei Abweichungen von bzw. Ergänzungen der in den IHE-Profilen verwendeten Standards um Spezifika des deutschen Gesundheitswesens, z.B. in der Prozessspezifikation „Hospital Medication Workflow“ die Ergänzung einer Umstellung ambulanter Medikation auf eine Hausliste. Im vorliegenden Beitrag sollen die im praktischen Projekt zugrunde gelegten internationalen und deutschen Spezifikationen vorgelegt und verglichen werden, um erforderliche Veränderungen oder Ergänzungen für das deutsche Gesundheitswesen herauszuarbeiten und zu visualisieren.

Zusammenfassung: Das anhand eines Kooperationsprojekts der Universitätsklinika Aachen und Jena praktisch demonstrierte IHE-konforme Medikationsmanagement mit Einbindung von Spezifikationen für das deutsche Gesundheitswesen wird auf Abweichungen bzw. notwendige Ergänzungen der internationalen Standards und Leitfäden untersucht, um einschätzen zu können, welche Spezifikations- bzw. Implementierungsarbeiten notwendig sind, um einen elektronischen Austausch von Arzneimittelverordnungen zwischen deutschen Gesundheitseinrichtungen ermöglichen zu können. Die erlangten Ergebnisse sollen für eine Weiterentwicklung der Spezifikationen genutzt werden, die gemeinsam in Zukunft als eine „National Extension“ internationaler IHE-Profile für das deutsche Gesundheitswesen formuliert und registriert werden kann.


Literatur

1.
IHE International, Hrsg. Integrating the Healthcare Enterprise. http://www.ihe.net Externer Link
2.
Health Level Seven International, Hrsg. HL7 Version 3 Clinical Document Architecture. http://www.hl7.org/implement/standards/product_brief.cfm?product_id=7 Externer Link
3.
IHE International, Hrsg. IHE Technical Frameworks: Pharmacy. http://www.ihe.net/Technical_Frameworks/#pharmacy Externer Link
4.
Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Hrsg. Medikationsplan V2.0. http://www.akdae.de/AMTS/Medikationsplan/ Externer Link
5.
Specht M, Henkel A, Haferkamp S, Neumann M, Fabeck C, Zimolong A, Haumann M, Jost D. eMedikation in der Routine dokumentiert – Medikationsplan IHE-konform gespeichert und überall verfügbar. http://www.guig.org/_fileserver/documents/2016/entscheider-event/Praesentationen/2015_EF_E-E_IT-S-T_Nr.1_IHE-Medikationsplan.pdf Externer Link
6.
IHE International, Hrsg. Medications. http://wiki.ihe.net/index.php?title=1.3.6.1.4.1.19376.1.5.3.1.4.7 Externer Link