gms | German Medical Science

HEC 2016: Health — Exploring Complexity
2016 Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

28.08. - 02.09.2016, München

Inanspruchnahme von Krebsfrüherkennung bei Frauen mit und ohne Migrationshintergrund in Deutschland

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • Patrick Brzoska - Chemnitz University of Technology, Faculty of Behavioral and Social Sciences, Institute of Sociology, Epidemiology Unit, Chemnitz, Deutschland
  • Chadi Abdul-Rida - Chemnitz University of Technology, Faculty of Behavioral and Social Sciences, Institute of Sociology, Epidemiology Unit, Chemnitz, Deutschland

HEC 2016: Health – Exploring Complexity. Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI. München, 28.08.-02.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocAbstr. 156

doi: 10.3205/16gmds080, urn:nbn:de:0183-16gmds0804

Veröffentlicht: 8. August 2016

© 2016 Brzoska et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Menschen mit Migrationshintergrund machen einen großen Bevölkerungsanteil in vielen europäischen Ländern aus. Sie nehmen viele Präventionsangebote, einschließlich der Krebsfrüherkennung, seltener als Menschen ohne Migrationshintergrund in Anspruch. Im Gegensatz dazu wurde in Deutschland eine höhere Inanspruchnahme von Krebsfrüherkennung bei Menschen mit im Vergleich zu Menschen ohne Migrationshintergrund berichtet, vor allem in jüngeren Altersgruppen. Eine Adjustierung für demographische und sozioökonomische Unterschiede, einschließlich Kenntnissen der deutschen Sprachen, war allerdings nicht möglich. Ziel der vorliegenden Studie war es, die Inanspruchnahme von Krebsfrüherkennung bei Frauen mit und ohne Migrationshintergrund in Deutschland zu untersuchen und für den Einfluss sozialer Determinanten zu adjustieren.

Methoden: Die Studie basiert auf Daten des telefonischen Gesundheitssurveys „Gesundheit in Deutschland aktuell 2010“ des Robert Koch-Instituts. Angaben zur bisherigen Nutzung von Krebsfrüherkennungsmaßnahmen (n=11.963) sowie zur Nutzung von Krebsfrüherkennungsmaßnahmen in den letzten 12 Monaten (n=11.917) lagen in Form von Selbstangaben vor. An der Untersuchung nahmen nur Personen mit ausreichenden deutschen Sprachkenntnissen teil. Demographische und sozioökonomische Unterschiede wurden mittels logistischer Regressionsmodelle adjustiert.

Ergebnisse: 85,0% der Frauen ohne Migrationshintergrund und 73,0% der Frauen mit Migrationshintergrund gaben an, bisher jemals in ihrem Leben Krebsfrüherkennung in Anspruch genommen zu haben; 68,0% bzw. 57,0% taten dies in den letzten 12 Monaten. Die adjustierten Odds Ratio (OR) betrugen 1,55 (95%-Konfidenzintervall [95%-CI]: 1,35-1,77) bzw. 1.39 (95%-CI: 1,24-1,55). Es zeigten sich keine Interaktionseffekte zwischen Migrationshintergrund und Alter.

Zusammenfassung: Studien zur Inanspruchnahme von Krebsfrüherkennung bei Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland zeichnen ein inkonsistentes Bild. Vergleichbar mit den Untersuchungen aus anderen Ländern zeigt die vorliegende Studie, dass Frauen mit Migrationshintergrund in Deutschland Angebote der Krebsfrüherkennung seltener als Frauen ohne Migrationshintergrund nutzen. Soziale Determinanten einschließlich geringer Kenntnisse der deutschen Sprache können diese Unterschiede nicht hinreichend erklären. Das ist ein Hinweis darauf, dass Versorgungsbarrieren den Zugang zur Früherkennung und eine informierte Entscheidungsfindung behindern. Diese Barrieren müssen identifiziert und durch eine migrationssensible Ausrichtung des Versorgungssystems sowie der Implementierung von Maßnahmen, die eine informierte Entscheidungsfindung unterstützen, überwunden werden.