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HEC 2016: Health — Exploring Complexity
2016 Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

28.08. - 02.09.2016, München

Betrachtung der lebensmittelbedingten Krankheitslast durch Campylobacter

Meeting Abstract

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  • Julia Lackner - Bundesinstitut für Risikobewertung, Berlin, Deutschland
  • Christine Müller-Graf - Bundesinstitut für Risikobewertung, Berlin, Deutschland
  • Matthias Greiner - Bundesinstitut für Risikobewertung, Berlin, Deutschland

HEC 2016: Health – Exploring Complexity. Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI. München, 28.08.-02.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocAbstr. 115

doi: 10.3205/16gmds070, urn:nbn:de:0183-16gmds0704

Veröffentlicht: 8. August 2016

© 2016 Lackner et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Um eine optimale Ressourcenallokation im Gesundheitssystem zu erreichen, gewinnen quantitative Einschätzungen an Bedeutung, die die Morbidität und Mortalität in einer Maßzahl zusammenführen. Diese Zusammenführung wird als Krankheitslast“ („Burden of Disease“ oder „Disease Burden“) bezeichnet. Insbesondere durch die Arbeiten der Foodborne Disease Burden Epidemiology Reference Group (FERG) der Weltgesundheitsorganisation etabliert sich im Bereich der lebensmittelbedingten Erkrankungen zunehmend das Konzept der DALYs (disability adjusted life years) [1]. Mit diesem Instrument ist es möglich, die Krankheitslast durch infektiöse lebensmittelbedingte Erkrankungen wie Campylobacterinfektionen zu bewerten. In Deutschland sind Campylobacterinfektionen eine der häufigsten lebensmittelbedingte Erkrankungen, deren Inzidenzen, anders als die anderer bakterieller Erkrankungen, weiter ansteigen. Bei eingrenzbaren Lebensmitteln können diese bis zu 89% auf tierische Lebensmittel zurückgeführt werden [2].

Methoden: Um herauszufinden, wie hoch die Krankheitslast ist, die durch Campylobacter-Infektionen übertragen durch Lebensmittel entsteht, wurde eine systematische Literaturrecherche durchgeführt. In drei verschiedenen Datenbanken (Scopus, Medline, Web of Science) wurde nach DALY-Kalkulationen für die Krankheitslast durch Campylobacter spp. gesucht.

Ergebnisse: Mit Hilfe der Literaturrecherche wurden weltweit insgesamt 18 Studien gefunden, die sich mit der Krankheitslast durch Campylobacter spp. befassten. Da neun dieser Studien aus den Niederlanden stammten, war ein Vergleich der Ergebnisse möglich. Die Spanne der berechneten Krankheitslast war hierbei sehr groß und reichte von 865 bis 3633 DALYs pro Jahr. Die Methodik und die zur Berechnung genutzten Daten unterschieden sich teilweise.

Wie häufig Lebensmittel für die Übertragung von Campylobacter-Infektionen verantwortlich sind, wurde in den Studien sehr unterschiedlich bewertet. So wurde in einer Studie aus den USA mit dem höchsten Wert von einer Lebensmittelattribution von 80% ausgegangen, wohingegen die niedrigste Attribution mit 42% aus den Studien der Niederlande stammte. Zwei der niederländischen Studien gaben auch die Krankheitslast für Lebensmittelgruppen an und ermittelten, dass 35% der Campylobacter-Infektionen auf tierische Lebensmittel zurückzuführen sind.

Zusammenfassung: Selbst bei Berechnungen der Krankheitslast mit gleicher Methodik für dieselbe Bevölkerung und mit Einbezug der gleichen gesundheitlichen Endpunkte, kommt es bei den DALY-Berechnungen für Erkrankungen durch Campylobacter spp. zu starken Schwankungen. Erklärbar werden diese durch die Nutzung unterschiedlicher Inzidenzen, Krankheitsgewichte und Relevanzkriterien.

Ebenfalls gibt es starke Unterschiede bei den Einschätzungen der Lebensmittelattribution. Gründe hierfür sind die unterschiedlichen Erhebungsmethoden der Attribution sowie regionale Besonderheit der Belastung der Lebensmittel (z.B. durch Umweltverschmutzung, verschiedene Erregertypen, Bodenkontamination) und auch die Verzehrsgewohnheiten der Bevölkerung. Durch die unterschiedlichen regionalen Bedingungen sind insbesondere weitere nationale Forschungen nötig, um gezielte Gesundheitsinterventionen durchführen und evaluieren zu können.


Literatur

1.
World Health Organization. WHO Estimates of Global Burden of Foodborne Diseases: foodborne disease burden epidemiology reference group 2007-2015. Switzerland: World Health Organization; 2015.
2.
Robert Koch-Institut. Infektionsepidemiologisches Jahrbuch für 2014. Berlin: Robert Koch-Institut; 2015.