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HEC 2016: Health — Exploring Complexity
2016 Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

28.08. - 02.09.2016, München

Das Tragen von Otoplastiken (persönlicher Gehörschutz) im Arbeitsumfeld von ErzieherInnen

Meeting Abstract

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  • Peter Koch - Centre of Excellence for Epidemiology and Health Services Research for Healthcare Professionals(CVcare), University Medical Centre Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Albert Nienhaus - Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege, Hamburg, Deutschland

HEC 2016: Health – Exploring Complexity. Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI. München, 28.08.-02.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocAbstr. 137

doi: 10.3205/16gmds065, urn:nbn:de:0183-16gmds0653

Veröffentlicht: 8. August 2016

© 2016 Koch et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Arbeitsbedingungen von ErzieherInnen sind geprägt von Fachkräftemangel und ungünstigen Betreuungsschlüsseln. Aufgrund von hoher Lärmbelastung fingen Beschäftigte eines Trägers für Kinder- und Jugendeinrichtungen an, während der Arbeit Otoplastiken (persönlichen Gehörschutz) zu tragen. In Absprache mit Betriebsarzt und der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) wurde in dieser Situation eine Möglichkeit gesehen, den Nutzen des Tragens von Otoplastiken in Bezug auf Arbeitsstress im Setting von ErzieherInnen wissenschaftlich zu untersuchen.

Methoden: Im Rahmen einer Interventionsstudie mit Prä-Postvergleich (Follow-up Zeit 12 Monate) wurde allen pädagogischen Mitarbeitern des Trägers die Teilnahme an der Studie angeboten. 45 Beschäftigte aus 16 verschiedenen Einrichtungen erklärten sich bereit, an der Studie teilzunehmen. Die Intervention bestand aus zwei Workshops zum Umgang mit Lärm und Otoplastiken. Die Teilnehmer erhielten persönlich angepasste Otoplastiken und dokumentierten den Einsatz während der Arbeitszeit in einem Tagebuch. Zum Interventionsbeginn und –ende wurden über einen Fragebogen Informationen zur subjektiven Lärmbelastung, Effort-reward Imbalance (ERI) und zum Burnout-Risiko erfragt. Parallel wurden dazu auch alle Beschäftigten, die nicht an der Intervention teilnahmen, befragt.

Ergebnisse: Von den 45 Studienteilnehmern waren 36 in Kindertagesstätten und 9 in Schulkooperationseinrichtungen beschäftigt. (91% Frauen, Durchschnittsalter 40,3 Jahre). Nach einem Jahr nahmen noch 33 Personen an der Befragung teil (Follow-up Rate 73%). Die mittlere Tragezeit der Otoplastiken lag bei 70,8 Stunden (Median 34,6). Die mittlere subjektive Lärmbelastung stieg über den Beobachtungszeitraum um 2,7%, der Mittelwert des ERI Ratio Scores von 1,27 auf 1,34. (5%). Das Burnout-Risiko stieg im Mittel von 55,2 auf 57,71 Skalenpunkte. Diese Unterschiede waren statistisch nicht signifikant. Bei der Referenzgruppe der Nicht-Otoplastikenträger waren noch größere Verschlechterungen in diesen Zielvariablen zu beobachten.

Zusammenfassung: Das Tragen von Otoplastiken zeigte im Arbeitsumfeld von ErzieherInnen keine Reduktion bzgl. der subjektiven Lärmbelastung, von ERI und des Arbeitsstresses. Allerdings gab es Hinweise auf ein über die Zeit ansteigendes Belastungsniveau, welches durch das Tragen von Otoplastiken in der Interventionsgruppe möglicherweise abgemildert wurde.