gms | German Medical Science

HEC 2016: Health — Exploring Complexity
2016 Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

28.08. - 02.09.2016, München

Zeitliche Trends von sozialen Ungleichheiten in der Prävalenz kardiovaskulärer Erkrankungen bei Erwachsenen in Deutschland

Meeting Abstract

  • Markus A. Busch - Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland
  • Anja Schienkiewitz - Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland
  • Lars Eric Kroll - Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland
  • Antje Gößwald - Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland
  • Thomas Lampert - Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland

HEC 2016: Health – Exploring Complexity. Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI. München, 28.08.-02.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocAbstr. 736

doi: 10.3205/16gmds043, urn:nbn:de:0183-16gmds0439

Veröffentlicht: 8. August 2016

© 2016 Busch et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Soziale Ungleichheiten in der Verbreitung kardiovaskulärer Erkrankungen (KVE) und deren Risikofaktoren sind in vielen Ländern seit langer Zeit bekannt. Es liegen jedoch nur wenige Daten zur Entwicklung dieser sozialen Ungleichheiten in jüngerer Zeit vor. In dieser Studie wurde untersucht, ob und wie sich soziale Ungleichheiten in der Prävalenz von KVE bei Erwachsenen im Alter von 40-79 Jahren in Deutschland zwischen 1998 und 2010 verändert haben.

Methoden: Auf der Grundlage von Daten zweier bundesweiter repräsentativer Gesundheitssurveys aus den Jahren 1997-99 (Bundes-Gesundheitssurvey 1998 (BGS98), n=4170) und 2008-2011 (Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1), n=5830), wurden Trends in der Lebenszeitprävalenz einer bedeutsamen KVE (definiert als selbst-berichtete ärztliche Diagnose von Herzinfarkt, anderer koronaren Herzkrankheit, Herzinsuffizienz oder Schlaganfall) nach sozioökonomischem Status (SES) bei Männern und Frauen im Alter von 40-79 Jahren untersucht. Daten zu KVE Lebenszeitdiagnosen wurden in einem strukturierten computergestützten ärztlichen Interview (CAPI) erhoben. Der SES wurde auf der Grundlage eines Index, der auf Fragebogen-Angaben zu Bildung, beruflicher Stellung und Netto-Äquivalenzeinkommen beruhte, in den verteilungsbasierten Kategorien niedrig, mittel und hoch erfasst. Trends in sozialen Ungleichheiten wurden in logistischen Regressionsmodellen untersucht, die Interaktionsterme für Survey*SES enthielten und für Alter, Geschlecht, Bundesland, Gemeindegröße und Indikatoren des Gesundheitsverhalten (Rauchen, Sport, Alkoholkonsum, Adipositas) adjustiert waren. Alle Ergebnisse sind bevölkerungsgewichtet für die Surveyzeitpunkte (1998 und 2010) und altersstandardisiert auf den Bevölkerungsstand in Deutschland am 31.12.2010.

Ergebnisse: Zwischen 1998 und 2010 ist die altersstandardisierte Lebenszeitprävalenz einer KVE bei Frauen von 13,9% auf 11,3% gefallen (p=0,03), während sie sich bei Männern nicht signifikant verändert hat (16,0% und 17,5%, p=0,2). Im Jahr 2010 war die Prävalenz in der hohen im Vergleich zur niedrigen Statusgruppe bei Frauen (17,0% vs. 5,2%) und Männern (24,1% vs. 12,8%) signifikant höher. In altersadjustierter Analyse war ein niedriger SES bei Frauen (Odds Ratio (OR) niedriger vs. hoher SES 2,18 (95% CI 1,29-3,66); OR für Relativen Ungleichheitsindex (RII) 2,61 (95% CI 1,49-4,58)) und bei Männern (OR niedriger vs. hoher SES 2,02 (95% CI 1,35-3,02); OR RII 2,11 (95% CI 1,34-3,3)) mit einer signifikant erhöhten Prävalenz assoziiert. Bei Männern hat die soziale Ungleichheit zwischen 1998 und 2010 weiter zugenommen (p für Survey*SES < 0,05), wobei die adjustierten Prävalenzen in der niedrigen und mittleren Statusgruppe jeweils um +3,2% zugenommen und in der hohen Statusgruppe um -4.6% abgenommen haben. Bei Frauen zeigten sich keine signifikanten Änderung der sozialen Ungleichheit (p für Survey*SES >0,1), wobei die Prävalenzen in allen Statusgruppen um jeweils etwa -3% abgenommen haben.

Zusammenfassung: Zwischen 1998 und 2010 sind in Deutschland die sozialen Ungleichheiten in der Prävalenz von KVE bei Frauen im Alter von 40-79 Jahren weitgehend unverändert geblieben, während sie bei Männern des gleichen Altersbereiches weiter zugenommen haben.