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HEC 2016: Health — Exploring Complexity
2016 Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

28.08. - 02.09.2016, München

Herzbericht 2015: Anstieg der Mortalität von Herzrhythmusstörungen in Deutschland?

Meeting Abstract

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  • Susanne Stolpe - Zentrum für klinische Epidemiologie, Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
  • Markus Deckert - Zentrum für klinische Epidemiologie, Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
  • Andreas Stang - Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland; School of Public Health, Department of Epidemiology, Boston University, Boston, USA

HEC 2016: Health – Exploring Complexity. Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI. München, 28.08.-02.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocAbstr. 714

doi: 10.3205/16gmds030, urn:nbn:de:0183-16gmds0304

Veröffentlicht: 8. August 2016

© 2016 Stolpe et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Bei Veröffentlichung des “Deutscher Herzbericht 2015“ [1] im Januar 2016 wurde von der medialen Öffentlichkeit gefragt, wie der berichtete starke Anstieg der Mortalität durch Herzrhythmusstörungen (HRST) ab 2000 in Deutschland zu erklären ist. Das Ziel dieser Arbeit ist es, eine detaillierte Analyse der Todesursachenstatistik für die Mortalität an HRST vorzunehmen und Erklärungsansätze für die ansteigenden Mortalitätsraten zu liefern.

Methoden: Wir extrahierten (http://www.gbe-bund.de/; Zugriff 9.2.2016) die Todesfälle der unikausalen Todesursachenstatistik für die Jahre 2000-2014 für die ICD-10-kodierten Todesursachen I44-I49 (auf 4-steller Niveau). Zur Berechnung von rohen, altersspezifischen und altersstandardisierten Raten pro 100.000 Personenjahre sowie des Standardfehlers (altersstandardisiert nach Zensus 2011) nutzten wir die offiziellen Bevölkerungszahlen der Fortschreibung des Zensus 1987 und ab 2011 auf Grundlage des Zensus 2011.

Ergebnisse: Im Zeitraum 2000 bis 2014 verstarben in Deutschland 328.291 Personen an einer der o.g. HRST. Für das aktuellste Jahr 2014 bestehen folgende altersstandardisierte Mortalitätsraten [SE]: AV- & Linksschenkelblock (I44): 0,8 [0,03], sonstige kardiale Erregungsleitungsstörungen (I45): 0,1 [0,01], Herzstillstand (I46): 4,9 [0,08], Paroxysmale Tachykardie (I47): 0,2 [0,01], Vorhofflimmern-/flattern (I48): 18,9 [0,15], sonstige Arrhythmien (I49): 4,7 [0,07] und Kammerflimmern (I49.0): 1,0 [0,03].

Die Trendanalyse 2000-2014 der geschlechtsunabhängigen altersstandardisierten Mortalitätsratevon HRST ergab einen Anstieg der Mortalität von 25,66 auf 29,52. Die geschätzte jährliche prozentuale Änderung der Mortalitätsrate betrug 1,02% [95%-KI: 0,43-1,61].

Während die Mortalitätsrate für I46 (=Herzstillstand) in dem Zeitraum von 2000 bis 2014 von 7,8 auf 4,9 und die Mortalitätsrate für I49 (=sonstige Arrhythmien) von 8,2 auf 4,7 sank, stieg die Mortalitätsrate für I48 (=Vorhofflimmern/-flattern) im untersuchten Zeitraum deutlich von 9,0 auf 18,9.

Die altersspezifische Analyse der Trends zeigte, dass das Vorhofflimmern/flattern als Todesursache in diesem Zeitraum insbesondere bei Personen ab dem 70. Lebensjahr angestiegen ist.

Diskussion: Der Anstieg der altersstandardisierten HRST-Mortalitätsrate in den Jahren von 2000 bis 2014 ist insbesondere auf die starke Zunahme der Mortalität an Vorhofflimmern/-flattern (=I48) zurückzuführen. Ein starker Anstieg dieser Mortalitätsrate war insbesondere in den höheren Altersgruppen (80+ Jahre) zu erkennen. Die Mortalitätsrate der 80-90jährigen stieg von 102,3 auf 220,8, in der Altersgruppe >90 Jahre von 210,9 auf 719,9.

Die im Herzbericht präsentierten Mortalitätstrends zu den HRST beruhten auf den rohen Mortalitätsraten. Diese sind jedoch von der demographischen Entwicklung beeinflusst. Daher führte die überproportionale Gewichtung der Mortalitätsrate der höheren Altersgruppen zu dem im Herzbericht präsentierten deutlichen Anstieg der Mortalität an HRST.


Literatur

1.
Deutsche Herzstiftung e.V., Hrsg. 27. Deutscher Herzbericht 2015. Frankfurt; 2015.