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GMDS 2015: 60. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

06.09. - 09.09.2015, Krefeld

Eignung von SNOMED CT zur semantischen Kodierung von Begriffen aus dem Bereich der Diätetik – Eine exemplarische Analyse

Meeting Abstract

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  • Dominik Ludmann - Hochschule Niederrhein, Krefeld, Deutschland
  • Heike Dewenter - Hochschule Niederrhein, Krefeld, Deutschland
  • Sylvia Thun - Hochschule Niederrhein, Krefeld, Deutschland

GMDS 2015. 60. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Krefeld, 06.-09.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocAbstr. 162

doi: 10.3205/15gmds197, urn:nbn:de:0183-15gmds1972

Veröffentlicht: 27. August 2015

© 2015 Ludmann et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Eine hohe Anzahl der in Deutschland auftretenden Krankheitsbilder hat einen ernährungsmedizinischen Hintergrund [1]. Die kostendeckende Finanzierung der Behandlung ernährungs- und stoffwechselbedingter Erkrankungen durch die Krankenkassen ist nach Auffassung von Experten kritisch zu beurteilen. Ein Grund dafür ist z. B. eine unzureichende Abbildung der assoziierten Diagnosen und Prozeduren über national etablierte Codesysteme [2]. Dies schließt ernährungstherapeutische Maßnahmen ein, welche der Vorbeugung und Be-handlung von Erkrankungen dienen. Die sogenannte Diätetik ist der Oberbegriff für Leistun-gen in deren Vordergrund therapeutische Diätverordnungen stehen.

Fachgesellschaften, wie der Verband Deutscher Diätassistenten (VDD) haben ein hohes Interesse zur möglichst exakten Abbildung ihrer Tätigkeiten um eine aufwandsorientierte Leistungsabrechnung sicherstellen zu können. Eine weitere Intention ist die Schaffung einer adäquaten Datengrundlage zu Qualitätssicherungs- und Versorgungsforschungszwecken [3].

Die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entwickelte „Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit“ (ICF) ist ein standardisiertes Begriffssystem, in dem Fachtermini ernährungs- und stoffwechselbedingter Erkrankungen und deren therapeuti-scher Ansätze auftreten. Die ICF hat allerdings keinen inhaltlichen Fokus auf die Diätetik. Für den deutschsprachigen Raum liegt aktuell keine allgemeingültige Systematik vor, welche den Bereich der Ernährungstherapie abdeckt und die Möglichkeit bietet, auf dieser Grundlage diätetische Begrifflichkeiten standardisiert abzubilden und zu kommunizieren.

Erste Ansätze zur Erstellung einer „ICF Diätetik“ wurden im Jahr 2012 durch den Niederländischen Verband der Diätassistenten (NVD) durchgeführt.

Aufgrund der international steigenden Wahrnehmung von SNOMED CT als führender medi-zinischer Terminologiestandard soll in dieser Arbeit exemplarisch untersucht werden, ob Und wie weit ein Mapping der relevanten diätetischen Konzepte zwischen der von der WHO entwickelten Klassifikation ICF und der führenden Nomenklatur für Medizinische Begriffe Systematized Nomenclature of Medicine – Clinical Terms (SNOMED CT), dessen Rechte bei der International Health Terminology Standards Development Organization (IHTSDO) liegen, möglich ist.

Material und Methoden: Bei der von der WHO herausgegebenen International Classification of Functioning, Disability and Health (ICF) handelt es sich um eine internationale, mehrachsige monohierarische Klas-sifikation mit alphanumerischen Kodes. Mit Hilfe dieser Klassifikation lässt sich die Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit eines Patienten abbilden [4]. Für den Bereich der Diätetik wurden in den Niederlanden die bereits vorhandenen Terminologien der ICF weiterentwickelt und überarbeitet. Es wurde festgestellt, dass diese Terminologie nicht alle Begriffe enthält, um Leistungen in der Diätetik sachgerecht abbilden zu können [4]. Aus diesem Grund veröffentlichte der Niederländische Verband für Diätassistenten (NVD) im Jahr 2012 die ICF-Diätetik. Teile der ICF-Diätetik sind bereits in die deutsche Sprache übersetzt. Im Hinblick auf eine standardisierte Sprache in der Diätetik wird seitens der WHO überprüft, ob die Möglichkeit eines Mappings zwischen Begriffen der ICF Klassifikation und SNOMED CT besteht. So können neben der Aufbereitung von Daten für die Patiententherapie via SNO-MED CT auch Untersuchungen für den Bereich Entscheidungsfindung und Reporting durchgeführt werden. Des Weiteren können die gewonnen Daten für gesundheitsökonomische Evaluationen genutzt werden [5]. Bei der Sichtung der ICF Kodes wurden einige Begriffe identifiziert die eine Schnittstelle zum Bereich der Diätetik darstellen. Mit Hilfe des vom International Health Terminology Standards Development Organisation (IHTSDO) öffentlich zugänglichen SNOMED CT Browsers wird überprüft, ob die zuvor gesichteten Begriffe in SNOMED CT in der Version 20150131 abbildbar sind.

Ergebnisse: Bei der Sichtung der für den Bereich der Diätetik in Frage kommenden Begrifflichkeiten aus dem ICF Standard wurde das Hauptaugenmerk auf Begriffe gelegt, die aufgrund ihres Inhaltes in den Bereich des Verdauungstraktes und der Nahrungsaufnahme fallen. Insgesamt wurden 37 Begriffe untersucht von denen 18 eins zu eins zu übertragen sind. Das sind 48,6%. Daraus lässt sich schließen, dass ein Mapping von Begriffen aus der ICF Klassifikation für den Bereich der Diätetik schon jetzt grundsätzlich in SNOMED CT möglich ist.

Diskussion: Eine standardisierte Terminologie für den Bereich der Diätetik bringt den Vorteil einer präzisen Kommunikation zwischen den Akteuren der Berufsgruppe der Diätassistenten und schafft eine Transparenz in der interprofessionellen Kommunikation von der nicht zuletzt auch der Patient profitieren würde [3].

Da die ICF als monohierarische Klassifikation eine zu geringe Detailtiefe bietet, um Begriffe der Diätetik und mit ihnen einhergehende Leistungen der Diättherapie sachgerecht abbilden zu können, wäre die Nutzung von SNOMED CT als Terminologie für die Diätetik zu bevorzugen, da aufgrund der enthaltenen Zusatzcodes Diagnose umfassender und detaillierter beschrieben werden können [5]. Die Dokumentation erbrachter Leistungen in der Diättherapie mit Hilfe einer eindeutig standardisierten Terminologie ist im Hinblick einer vollständigen und leistungsgerechten Abrechnung der erbrachten Leistungen unumgänglich.


Literatur

1.
Winckler K. Abrechnung und Codierung der ambulanten Ernährungsmedizin. Aktuelle Ernährungsmedizin. 2014;39:397-400.
2.
Bischoff SC, Hebestreit K. Kostenerstattung für konservative Adipositastherapie. Stand der Dinge und positive Entwicklungen. Aktuelle Ernährungsmedizin. 2014; 39: 401-403.
3.
Buchholz D, Erickson N, Meteling-Eeken M, Ohkrich S. Der Nutrition Care Process und eine standardisierte Sprache in der Diätetik. Status Quo, Implikationen & Perspektiven. Ernährungs Umschau. 2012 Oktober: 586-593.
4.
DIMDI. Struktur der ICF und Kodestruktur [Internet]. 2012 [zitiert am 16.03.2015]. URL http://www.dimdi.de/static/de/klassi/icf/struktur.htm Externer Link
5.
Dewenter H, Thun S. Grundlagen und Standards: Potentiale der internationalen medizini-schen Terminologie SNOMED CT im Kontext der Herausforderungen im deutschen Gesund-heitswesen. e-Health. 2014;2014:26-32.