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GMDS 2015: 60. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

06.09. - 09.09.2015, Krefeld

Prävalenz von Myomen des Uterus und die draus resultierenden Beschwerden bei Frauen in Deutschland

Meeting Abstract

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  • Friedrich-Wilhelm Röhl - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Medizinische Fakultät, Magdeburg, Deutschland
  • Dolores Foth - PAN-Klinik für Kinderwunsch, Köln, Deutschland
  • Hans-Joachim Ahrendt - Praxis für Frauenheilkunde und klinische Forschung, Magdeburg, Deutschland

GMDS 2015. 60. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Krefeld, 06.-09.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocAbstr. 037

doi: 10.3205/15gmds187, urn:nbn:de:0183-15gmds1871

Veröffentlicht: 27. August 2015

© 2015 Röhl et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Einleitung: Uterine Leiomyome sind die häufigsten gutartigen soliden Tumoren des weiblichen Genital-trakts. Sie treten überwiegend jenseits des 30. Lebensjahres auf. Ihre Größe, die Anzahl und die damit verbundenen Beschwerden können im Laufe der Zeit zunehmen [1], [2]. Uterusmyome haben für die Frauenheilkunde eine große klinische-praktische Relevanz ins-besondere weil Sie unterschiedliche Beschwerden hervorrufen und die Lebensqualität beeinflussen. Die häufigsten Symptome sind Hypermenorrhoen, Zusatzblutungen, Dysmenorrhoe und abdominelle Schmerzen [3]. Zur Häufigkeit des Auftretens gibt es in der Literatur zahlreiche Aussagen, deren Angaben eine große Spannweite haben. Zur Prävalenz von Myomen des Uterus liegen aber insbesondere in Deutschland keine exakten epidemiologischen Daten vor.

In Magdeburg wurde eine Studie initiiert, mit dem Ziel die Häufigkeit von Uterusmyomen bei einer repräsentativen Frauenkohorte in Deutschland zu gewinnen. Neben der Prävalenz sollten Aussagen über die Lokalisation sowie der Anzahl und der Größe der Myome gewonnen werden. Ein zweiter Teil der Studie untersucht die von Myomen ausgehenden Beschwerden, die Abhängigkeit der Stärke dieser Symptome vom Alter der Patientin sowie von der Anzahl, der Größe und der Lokalisation der Myome [4].

Material und Methode: Die Daten wurden in der Zeit vom 01.12.2011 bis zum 31.03.2013 in 7 repräsentativen Frauenarztpraxen in Deutschland erhoben. Bei Patientinnen ab dem 30. Lebensjahr, die die gynäkologische Sprechstunde aufsuchten, wurde eine diagnostische Vaginal-Sonografie durchgeführt. Damit konnten Patientinnen eingeschlossen werden, die das komplette Spektrum einer frauenärztlichen Routine-Sprechstunde widerspiegeln. Die Auswertung berücksichtigt die anamnestischen Angaben, die Untersuchungsergebnisse sowie deren Zusammenhänge. Es wurden keine zusätzlichen Untersuchungen durchgeführt, die über den Grund des Aufsuchens der Frauenarzt-Praxis hinausgingen. Die Zustimmung der Ethik-Kommission Sachsen-Anhalt liegt vor.

Folgende Parameter wurden ausgewertet:

  • Gynäkologische Anamnese (Alter, Menarche, Partus, Abortus, Abruptio, Kontrazeptiva, ...)
  • Körpergröße und Gewicht (Selbstangaben der Patientin bzw. nachgemessen)
  • Sonografische Messwerte des Uterus und der Endometriumdicke
  • Sonografische Messwerte der Myome (Lokalisation, Anzahl, Größe, Symptome).

Insgesamt wurden 2306 Frauen im Alter von 30 bis 80 Jahren in die Studie eingeschlossen.

Ergebnisse: Von den 2.296 Frauen wurden in der vorliegenden Studie bei 1068 Patientinnen (41,6 %) Myome festgestellt. Demnach sind bei fast jeder zweiten gynäkologischen Patientin in Deutschland ab dem 30. Lebensjahr Myome zu erwarten. Mit zunehmendem Alter steigt die Prävalenz für Uterusmyome von 21,3% (30.-35. Lebensjahr) bis auf 61,9 (46.-50. Lebensjahr) an. Mit beginnender Menopause reduziert sich die Zahl der Myome wieder. Bei der überwie-genden Mehrzahl der Myomträgerinnen (60,2%) wurde sonografisch 1 Myom-Knoten nachgewiesen, bei19% der Frauen waren es mehr als 2 Myome. Nach der Menopause verringert sich nicht nur die Prävalenz an Myomen, sondern auch deren Anzahl und die damit verbunden Beschwerden gehen zurück. Nur wenige Myome sind allein auf eine der typischen Lokalisationen. beschränkt. Die meisten der Myome sind grenzüberschreitend. Über alle Altersgruppen hinweg lokalisierten wir die Mehrzahl der Myome subserös (44,9%) und intramural (43,6%).

Die entscheidende Einflussgröße für die Prävalenz von Myomen ist das Alter. Einen Einfluss des Menarchealters und des BMI konnten wir nicht nachweisen. Der Einfluss der Parität muss im engen Zusammenhang mit dem Alter gesehen werden.

Von den 639 Frauen mit Myomen zwischen dem 30. und 55. Lebensjahr gaben 347 Frauen (54.3%) an, unter Myom bedingten Symptomen zu leiden. Die häufigsten Symptome eines Uterus myomatosus sind Blutungsstörungen. Dabei leiden viele Frauen unter mehreren Symptomen gleichzeitig. Auch hier ist eine Altersabhängigkeit nachzuweisen. Diese folgt jedoch keinem klaren Trend. Die Altersgruppe der 36-40-jährigen Frauen beklagt die wenigsten Symptome, aber besonders häufig treten sie in der Altersgruppe von 41 bis 45 Jahren auf. Deutlicher als vom Alter wird die Symptomhäufigkeit von der Myomanzahl (Χ²-Test: p<0.001) und der Myomgröße bestimmt. Für Myomgrößen oberhalb von 4 cm berechnen wir ein odd ratio von 3.04 im Vergleich zu Patientinnen mit einer Maximalgröße von unter 1 cm. Lässt man die mehrfach auftretenden Myome weg, die ja unmittelbar eine größere Anzahl von Myomen nach sich ziehen, hat die Lokalisation keinen nennenswerten Einfluss auf das Vorhandensein von Beschwerden. Diese Ergebnisse werden auch unter Verwendung einer logistischen Regression, die die Korrelation der Merkmale untereinander berücksichtigt, bestätigt.

Diskussion: Die Ergebnisse dieser Studie legen nahe, dass bei den Frauen über 30 Jahre bei über 40% Myome des Uterus nachzuweisen sind. Im Laufe ihres Lebens entwickeln sich bei mehr als der Hälfte aller Frauen Myome. Da hiervon wiederum etwa die Hälfte Symptome zu beklagen hat, haben wir es mit einem Problem von großer klinisch-praktischer Relevanz zu tun [3], [4].

Bis vor wenigen Jahren war die Hysterektomie (fast) die alleinige therapeutische Option bei Myomen mit mittelschwerer und schwerer Symptomatik. Mehr als 60.000 Hysterektomien werden jährlich in Deutschland mit der Indikation Myome des Uterus durchgeführt. Durch die Möglichkeit neuer, insbesondere organerhaltender Therapieverfahren besteht die Möglichkeit eines individualisierten therapeutischen Vorgehens unter Berücksichtigung der Art und Schwere der Symptomatik, der Anzahl der Größe und des Sitzes der Myome, eines noch möglichen Kinderwunsches und des individuellen Wunsches der Patientin über die Art der Therapie [5]. Da wir das Alter als den entscheidenden Einfluss für die Entwicklung von Myomen ausgemacht haben, hat man nur wenige Möglichkeiten, vorbeugend zu handeln. Es geht mehr darum die Symptome zu bekämpfen und die Lebensqualität der betroffenen Frauen zu verbessern [4]. Dafür sind nach unseren Ergebnissen die Myomgröße und die Myomanzahl die primären Ansatzpunkte und zwar schwerpunktmäßig in den Altersgruppen zwischen 35 und 50 Jahren. Bei den jüngeren Frauen scheinen noch andere Einflussgrößen von Bedeutung zu sein.

Die Daten zeigen, dass besonders Mehrfachsymptome mit zunehmendem Alter abnehmen. Ursächlich dafür kann die Rückbildung der Myome sein, die im Alter von Mitte 40 beginnt und damit im engen Zusammenhang mit dem Beginn der Menopause steht. Mit den Myomen gehen auch die genannten Symptome zurück. Frauen über 50 Jahre geben deutlich weniger Symptome an, was vor allem auf den Rückgang der Blutungsbeschwerden zurückzuführen ist.


Literatur

1.
Lauren A, Palmer JR, Harlow BL, Spiegelman D, Stewart EA, Adams-Campbell LL, Rosenberg L. Reproductive Factors, Hormonal Contraception, and Risk of Uterine Leiomyomata in African-American Women: A Prospective Study. Am J Epidemiol. 2004; 159:113–123.
2.
Zimmermann A, Bernuit D, Gerlinger C, Schaefers M, Geppert K. Prevalence, symptoms and management of uterine fibroids: an international internet-based survey of 21,746 women. BMC Women’s Health. 2012;12:6
3.
Ahrendt HJ, Römer T, Rabe T, Peters K, Friedrich C, Baerens DT, König K, Albring C. Management von symptomatischen Uterus-Myomen in der frauenärztlichen Praxis. Der Privatarzt Gynäkologie. 2014; 4: 22-26
4.
David M, Krätschell R, Geschichter T, Stupin J. Uterusmyome: Korrelation von Befundkenntnisstand und Beschwerden. FRAUENARZT. 2013;54-2:119-123
5.
Bohlmann MK, Hunold P, Rabe T, Ahrendt HJ, Römer T, Wallwiener M, König K, Schollmeyer T, Tinneberg HR, Umlandt A. Diagnostische und therapeutische Optionen bei Patientinnen mit Myomen: Myomembolisation. J Reproduktionsmed Endokrinol. 2014; 11 (3):126–33.
6.
Hurskainen R, Teperi J, Rissanen P et al. Clinical outcomes and costs with levonorgestrel-releasing intrauterine system versus hysterectomy for treatment of menorrhagia: randomised trial 5-years follow-up. JAMA. 2004;291:1456-1463