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GMDS 2015: 60. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

06.09. - 09.09.2015, Krefeld

Prostatakrebs: zeitliche Entwicklung altersspezifischer Inzidenz- und Mortalitätsraten im Saarland 1970–2011

Meeting Abstract

  • Nicole Budde - Universität Osnabrück, Osnabrück, Deutschland
  • Rainer Müller - Krebsregister Saarland, Saarbrücken, Deutschland
  • Bernd Holleczek - Krebsregister Saarland, Saarbrücken, Deutschland
  • Christa Stegmaier - Krebsregister Saarland, Saarbrücken, Deutschland
  • Iris Zöllner - Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, RP Stuttgart, Stuttgart, Deutschland

GMDS 2015. 60. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Krefeld, 06.-09.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocAbstr. 093

doi: 10.3205/15gmds158, urn:nbn:de:0183-15gmds1585

Veröffentlicht: 27. August 2015

© 2015 Budde et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern in Deutschland. Studien berichten, dass etwa 3% der Männer an einem Prostatakarzinom sterben. Die Lebenszeitprävalenz von Prostatakrebs wird auf 13% geschätzt. Früherkennungsmaßnahmen wie das PSA-Screening hatten vor allem die Senkung der Mortalität bei Männern durch Prostata-krebs zum Ziel. Mit der vorgestellten Untersuchung sollte analysiert werden, ob es im Zeitraum von 1970 bis 2011 Veränderungen der Inzidenz- und Mortalitätsraten bei Prostatakrebs im Saarland gab, die gegebenfalls als Auswirkungen von Früherkennungsmaßnahmen interpretiert werden können.

Material und Methoden: Für die Studie wurden Zeitreihendaten zur altersspezifischen Inzidenz und Mortalität des Prostatakarzinoms des Epidemiologischen Krebsregisters Saarland und Daten aus der amtlichen Todesursachenstatistik von 1970 bis 2011 analysiert. Wegen relativer kleiner Fallzahlen in jüngeren Altersgruppen wurden die Ergebnisse für Männer der 5-Jahres-Altersgruppen von 50-54 Jahren, 55-59Jahren usw. bis zu 85+ Jahren analysiert und dargestellt.

Ergebnisse: Vom Beginn der 1990er Jahre bis 2003 gab es einen deutlichen Anstieg der Prostatakrebsinzidenz bei Männern in den Altersgruppen von 50 bis 79 Jahren. Seitdem zeigte sich ein deutlicher Abfall der altersspezifischen Inzidenzraten in den Altersgruppen von 60 bis 74 Jahren, wohingegen die Inzidenzraten bei den unter 60jährigen Männern weitgehend stabil blieben. Bei Männern im Alter von über 80 Jahren wurde ein vorübergehender, weitaus geringer ausgeprägter Anstieg beobachtet. Die höchsten Inzidenzen wurden bei den meisten Altersgruppen im Jahr 2003 beobachtet. Die Mortalität durch Prostatakrebs zeigte dagegen im Beobachtungszeitraum kaum Veränderungen in den untersuchten Altersgruppen.

Diskussion: In den 1990er Jahren wurde Männern das PSA-Screening zur Früherkennung von Prostatakrebs empfohlen. Ein positiver Effekt im Sinne einer Verminderung der Mortalität durch Prostatakrebs konnte jedoch im hier betrachteten Zeitraum nicht beobachtet werden, d.h. das Ziel, diese Mortalität zu reduzieren, wurde mit dem verstärkten Screening nicht erreicht. Auch die Ergebnisse einer Cochrane-Metaanalyse deuten darauf hin, dass sich kein Vorteil des PCA-Screenings erkennen ließ. Vor dem Hintergrund von beobachteten Nebeneffekten wie Überdiagnosen und Überbehandlungen bei Männern nach dem PSA-Screening erscheint es verständlich, dass das Screening wegen des fraglichen Nutzens inzwischen kritisch gesehen und auch nicht mehr uneingeschränkt empfohlen wird. Möglich wären jedoch noch längerfristige Effekte auf die Mortalität, weshalb eine weitere Beobachtung der Inzidenz- und Mortalitätszeitreihen über die nächsten zehn Jahre zu empfehlen ist.