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GMDS 2015: 60. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

06.09. - 09.09.2015, Krefeld

Clusteranalysen an Querschnittsdaten chronisch erkrankter Patienten am Beispiel des Deutschen Registers Schweres Asthma

Meeting Abstract

  • Johannes Holstege - Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Deutschland
  • Katharina Ingel - Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Deutschland
  • Harald Binder - Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Deutschland
  • Stephanie Korn - Schwerpunkt Pneumologie, III. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Deutschland
  • Roland Buhl - Schwerpunkt Pneumologie, III. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Deutschland
  • Antje Jahn-Eimermacher - Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Deutschland

GMDS 2015. 60. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Krefeld, 06.-09.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocAbstr. 226

doi: 10.3205/15gmds146, urn:nbn:de:0183-15gmds1462

Veröffentlicht: 27. August 2015

© 2015 Holstege et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Schweres Asthma ist eine Krankheit mit verschiedenen Phänotypen, die oft klinisch nicht leicht zu unterscheiden sind. In der aktuellen Definition unterteilt man das schwere Asthma in eine allergische und eine nichtallergische Komponente, es liegen jedoch auch Mischformen vor. Zur Identifizierung von Phänotypen werden häufig Clusteranalysen auf Querschnittsdaten aus spezialisierten Asthmazentren durchgeführt [1], [2], [3]. Asthma ist jedoch eine chronische Erkrankung mit zeitlich variierender Symptomatik und häufig suchen die Patienten ein spezialisiertes Asthma-Zentrum auf, wenn sich die Symptomatik aktuell verschlechtert. Es soll daher untersucht werden, inwieweit diese Datenselektion in Form von Querschnittsdaten das Ergebnis von Clusteranalysen beeinflusst im Vergleich zu Ergebnissen aus longitudinalen Daten, die den chronischen Krankheitsverlauf beschreiben.

Material und Methoden: In dem Register Schweres Asthma (German Severe Asthma Registry, http://www.german-asthma-net.de/) haben sich über 30 Asthma-Zentren in Deutschland zusammengeschlossen, die seit 2011 Daten von ca. 600 Patienten erfassen. Neben demographischen und anamnestischen Daten werden Daten zu Symptomatik, Lungenfunktion, Allergologie, Lebensqualität und Therapie gesammelt und durch das Angebot jährlicher Kontrolluntersuchungen werden diese Daten auch longitudinal erfasst.

Anhand der Verlaufsdaten wird zunächst die Hypothese überprüft, ob sich die Symptomatik der Patienten bei Eintritt in das Register von ihrer chronischen Symptomatik im Langzeitverlauf unterscheidet. Daraufhin werden die Patienten anhand Ihrer zum Eintrittszeitpunkt in das Register erfassten Daten mittels einer hierarchischen Clusteranalyse zu Gruppen ähnlicher Patienten zusammengefasst. Mittels multivariater Regressionsmodelle und geeigneter graphischer Darstellung wird überprüft, ob sich diese Clusterung auch im longitudinalen Verlauf bestätigen lässt.

Ergebnisse: Für 140 Patienten über 18 Jahren liegen aktuell neben den Daten zum Eintrittszeitpunkt in das Register auch longitudinale Daten zu mindestens einer Kontrolluntersuchung vor. Das Durchschnittsalter dieser Patienten liegt bei 51 Jahren, 36% der Patienten sind männlich. Zum Eintritt in das Register zeigte sich bei den Patienten eine stärkere Symptomatik als bei der Kontrolluntersuchung nach einem Jahr (mediane Anzahl an Symptomen: 4.0 vs 3.0). Auch die Lebensqualität wurde von den Patienten bei Erstregistrierung schlechter eingeschätzt als ein Jahr später (medianer AQLQ-Score: 4.0 vs 4.4). Da kein Zusammenhang mit veränderter Medikation/Dosierung oder erfolgten Reha-Maßnahmen zu erkennen ist, scheint sich der Eintrittszeitpunkt in das Register tatsächlich vom durchschnittlichen chronischen Krankheitsverlauf zu unterscheiden.

Diskussion: Werden Clusteranalysen zur Identifikation möglicher Phänotypen einer chronischen Erkrankung durchgeführt, muss die Interpretation der Ergebnisse unter Berücksichtigung des Zeitpunkts der Datenerhebung erfolgen. Insbesondere muss unterschieden werden, ob sich die Ergebnisse auf Zeitpunkte akuter Symptomatik oder den chronischen Krankheitsverlauf beziehen. Eine Ergänzung von Querschnittsdaten um Verlaufsdaten lässt diesbezüglich differenzierte Aussagen zu.


Literatur

1.
Haldar P, Pavord ID, Shaw DE, Berry MA, Thomas M, Brightling CE, et al. Cluster analysis and clinical asthma phenotypes. Am J Respir Crit Care Med. 2008 Aug 1;178(3):218-24
2.
Moore WC, Meyers DA, Wenzel SE, Teague WG, Li H, Li X, et al. Identification of asthma phenotypes using cluster analysis in the Severe Asthma Research Program. Am J Respir Crit Care Med. 2010 Feb 15;181(4):315-23.
3.
Sutherland ER1, Goleva E, King TS, Lehman E, Stevens AD, Jackson LP, et al. Cluster analysis of obesity and asthma phenotypes. PLoS One. 2012;7(5):e36631.