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GMDS 2015: 60. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

06.09. - 09.09.2015, Krefeld

Systematisierung und Bewertung von Einflussfaktoren für AAL Geschäftsmodelle

Meeting Abstract

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  • Klemens Auinger - Fachhochschule Oberösterreich, Linz, Österreich
  • Johannes Kriegel - Fachhochschule Oberösterreich, Linz, Österreich

GMDS 2015. 60. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Krefeld, 06.-09.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocAbstr. 189

doi: 10.3205/15gmds003, urn:nbn:de:0183-15gmds0031

Veröffentlicht: 27. August 2015

© 2015 Auinger et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Der Markt für Ambient Assistent Living (AAL) ist mit seinen Lösungen derzeit noch sehr heterogen. Lösungsansätze der letzten Jahre sind dabei oftmals nur auf einzelne Szenarien bezogen, die dadurch nur selten ein marktreifes Niveau erreichen. Eine Marktetablierung ist daher derzeit nur schwer zu erreichen bzw. zu beobachten. Hierfür können unterschiedliche Gründe identifizieren werden. Neben der Reife der eingesetzten Technologie, der Marktnachfrage, dem realen Mehrwert sowie den umsetzbaren Geschäftsmodellen mangelt es an einer Systematik zur Bewertung und Gewichtung von relevanten Einflussfaktoren. Analysen bisheriger Projekte in Kombination mit entsprechenden Einschätzungen von AAL Experten liefern dazu die entsprechenden Indizien. Sogenannte Stellschrauben für den Erfolg konnten bereits entsprechend identifiziert werden [1]. So konnte bereits gezeigt werden, dass mit Hilfe dieser Stellschrauben die Chancen auf einen nachhaltigen Erfolg verbessert werden können. In der Praxis werden diese bisherigen Erkenntnisse jedoch kaum entsprechend beachtet. Daher hat sich das Forschungsprojekt PenAAL (Key Performance Measurement Index für AAL-Lösungen) an der Fachhochschule Oberösterreich das Ziel gesetzt, eine entsprechende Systematik zur Analyse, Bewertung und Gewichtung erfolgsrelevanter Faktoren zu entwickeln und zu testen. In weiterer Folge kann daraus ein entsprechendes empirisches Evaluationsraster abgeleitet werden, welches eine fundierte Einschätzung der Erfolgschancen ermöglichen wird [2]. Die zugrundeliegende Forschungsfrage dieses Abstracts lautet: Wie können relevante Einflussfaktoren zur Bewertung von AAL Geschäftsmodellen praxisbezogen systematisiert werden?

Material und Methoden: In Form eines iterativen Prozesses werden die erfolgsrelevanten Faktoren identifiziert und systematisiert. Dabei kann der Prozess in drei Hauptphasen gegliedert werden: (a) AAL IST-Situation, (b) AAL SOLL-Situation und die (c) AAL Ergebnismessung.

1. Analyse der AAL IST-Situation: Auf Basis von aktueller Literatur und Studien zu laufenden nationalen und internationalen AAL Projekten erfolgt eine erste Analyse der Ist-Situation sowohl auf der Mikro- als auch auf der Meso- und Makroebene. Daten bisheriger AAL relevanter Forschungsprojekte an der Fachhochschule Oberösterreich dienen dabei als vertiefende empirische Basis. Der theoretische Rahmen für die angestrebte Systematisierung wurde vom Business Model Canvas nach Osterwalder [3] abgeleitet und erweitert. Experteninterviews stellen in dieser Phase der Systematisierung von Erfolgsfaktoren Informationen über die Relevanz als auch die Messbarkeit dieser zur Verfügung.

2. Analyse der AAL SOLL-Situation: Bei der Analyse der SOLL-Situation geht es um die Herstellung eines Bezugspunktes. Ein mögliches Optimum, basierend auf Best und Good Practice Beispielen dient dabei als empirische Richtschnur [4]. Auch in dieser Phase werden Experteninterviews eingesetzt, um vor allem die Gewichtung als auch die Validierung der Erfolgsfaktoren zu ermöglichen. Eine begleitende Modellierung des theoretischen Basis Modells (adaptiertes Business Modell Canvas [3]), sorgt für die Verfeinerung der angestrebten Systematik. Ergänzend werden ideale AAL Szenarien als ganzheitliche Bezugspunkte ausgearbeitet und entsprechend formuliert.

3. AAL Ergebnissmessung: In der dritten Phase wird die entwickelte Systematik finalisiert und getestet. Dies geschieht durch die Anwendung der Systematik als Evaluationsraster zur Bestimmung und Bewertung von Erfolgsfaktoren anhand konkreter Projekte (der Fachhochschule Oberösterreich). Daraus kann dann ein Vorgehensmodell zur AAL Geschäftsmodellentwicklung abgeleitet werden.

Ergebnisse: Die aktuellen Ergebnisse des Projekts PenAAL zeigen, dass das adaptierte Ausgangsmo-dell auf Basis von Osterwalder [3], erweitert um eine Rahmendimension, eine ideale Basis für die praxisbezogene Systematisierung der Erfolgsfaktoren darstellt. Durch diese Gliederung wird eine direkte Verbindung zu Geschäftsmodellen hergestellt. Die Bereiche innerhalb des Canvas wurden hinsichtlich ihrer Erfolgsrelevanz mit AAL Fokus bereits gewichtet und in praxisbezogene Gruppen zusammengefasst. Daraus ergibt sich folgende Einteilung der Erfolgsdimensionen [4]:

  • Metadimension
  • Kerndimensionen
  • Adaptivdimensionen
  • Komplementärdimensionen

Die sogenannte Metadimension bezieht sich auf die Makroebene. Es geht dabei um die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen sowie die ethischen und gesellschaftlichen Aspekte [4]. Die Kerndimensionen sind für den Erfolg besonders entscheidend. Einflussfaktoren in diesem Bereich finden sich im Bereich der Finanzierung, der Schlüsselressourcen, der Schlüsselaktivitäten sowie dem Produkt/der Dienstleistung. Die Adaptivdimensionen knüpfen direkt an die Kerndimensionen an und beziehen sich auf die Schlüsselpartner sowie auf die Kunden/Zielgruppe. Im Gegensatz zur den Einflussfaktoren aus dem Kernbereich sind die Einflussgrößen im Adaptivbereich vor allem von strategischer Natur. Hier besteht ein starker Zusammenhang von strategischer Ausrichtung und Einfluss/Erfolg. Im Bereich der Komplementärdimensionen finden sich Einflüsse mit starken betriebswirtschaftlichen Bezügen. Also vor allem jenen Einflussgrößen, die weniger AAL spezifischen Bezug aufweisen und im weiteren Sinn auch die wirtschaftlichen Basis für jegliches Geschäftsmodell darstellen. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Systematisierung und Bewertung von Einflussfaktoren für AAL Geschäftsmodelle mittels Adaptierung der Einteilung nach Osterwalder [3] bisher gut anwendbare Ergebnisse liefert und somit als Grundlage für ein empirisches Evaluationsraster für die prognosti-sche Bewertung von Erfolgschancen von AAL Lösungen eingesetzt werden kann [2], [4].

Diskussion: Die Systematisierung von Einflussgrößen und deren Bewertung hinsichtlich Relevanz und Stärke [5] kann in Zukunft die Entwicklung von AAL Lösungen und Geschäftsmodellen erheblich vereinfachen und beschleunigen. Jedoch kann das vorgestellte Modell bisher nur zur Einzelbewertung von AAL Geschäftsmodellen herangezogen werden. Inwieweit der Einsatz für Bewertungen des gesamten AAL Marktes möglich wird bleibt eine Frage für weitere Forschungsprojekte in diesem Bereich.


Literatur

1.
Kriegel J, Schmitt-Rüth S, Ortner T. Entwicklung von eHealth- und AAL-Geschäftsmodellen am Beispiel der Forschungsprojekte PIN und TMC in Oberösterreich. In: Duesberg F, Hrsg. e-Health 2014. Solingen: VDMJ; 2013. S. 314-321.
2.
Tazari S, Furfari F, Fides-Valero A, Hanke S, Hoeftberger O, Kehagias D, Mosmondor M, Wichert R, Wolf P. The universal Reference Model for AAL. In: Augusto JC, Huch M, Kameas A, Maitland J, McCullagh P, eds. Handbook of Ambient Assist-ed Living. Amsterdam: Ios; 2012. S. 610-625.
3.
Osterwalder A, Pigneur Y. Business Model Generation. Frankfurt/M.: Campus; 2011.
4.
Auinger K, Ortner T, Kränzl-Nagl R, Kriegel J. Empirisches Evaluationsraster für AAL Geschäftsmodelle. Proceedings of the 8th German AAL Conference (AAL Kongress 2015); Frankfurt Deutschland; 2015.
5.
Pleier N. Performance-Measurement-Systeme und der Faktor Mensch. Wiesbaden: Gabler; 2008.