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GMDS 2013: 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

01. - 05.09.2013, Lübeck

Analyse diabetes-induzierter Erkrankungen basierend auf Routinedaten medizinischer Leistungen in Österreich

Meeting Abstract

  • Franziska Großschädl - Medizinische Universität Graz, AT
  • Nathalie Burkert - Medizinische Universität Graz, AT
  • Johanna Muckenhuber - Medizinische Universität Graz, AT
  • Willibald Stronegger - Medizinische Universität Graz, AT
  • Wolfgang Freidl - Medizinische Universität Graz, AT
  • Èva Rásky - Medizinische Universität Graz, AT

GMDS 2013. 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Lübeck, 01.-05.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocAbstr.84

doi: 10.3205/13gmds212, urn:nbn:de:0183-13gmds2124

Veröffentlicht: 27. August 2013

© 2013 Großschädl et al.
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Gliederung

Text

Einleitung und Ziel: International werden Routinedaten von Krankenversicherungsträgern und GesundheitsanbieterInnen für die Versorgungsforschung herangezogen, um das Leistungsgeschehen im Gesundheitssystem darzustellen [1], [2], [3]. Ziel dieses Projektes war die Analyse von Routinedaten medizinischer Leistungen für DiabetikerInnen in Österreich, bezogen auf fünf spezifische Spätfolgen: Dialyse, Nierentransplantation, Amputation unterer Gliedmaßen, Insult und Myokardinfarkt. Extra- und intramurale Leistungen und Krankenstandsdaten wurden für DiabetikerInnen und NichtdiabetikerInnen stratifiziert nach Geschlecht und Alter analysiert.

Material und Methoden: Pseudonymisierte Abrechnungsdaten aller österreichischen Sozialversicherungsträger aus dem ambulanten Bereich verknüpft mit stationären Daten wurden für die Jahre 2006/2007 analysiert. Typ 2-DiabetikerInnen wurden über rezeptierte Medikation ermittelt. Die Untersuchungspopulation inkludierte knapp 8 Millionen Versicherte, welche während des Untersuchungszeitraums medizinische Leistungen beanspruchten.

Ergebnisse: Der altersstandardisierte Anteil von Personen mit Diabetes mellitus Typ 2 lag bei 4,7% (n = 345.746). 50,6% waren weiblich und das Durchschnittsalter belief sich auf 40 ± 22,7 Jahre. Das Risiko einer diabetes-assoziierten Spätfolge war unter DiabetikerInnen für eine Amputation unterer Gliedmaßen am höchsten [Frauen: OR = 8,13 (95% CI: 7,55-8,77); Männer: OR = 10,24 (95% CI: 9,61 – 10,91)]. Myokardinfarkt war jene Spätfolge mit der höchsten Erkrankungsrate, sowohl bei DiabetikerInnen als auch NichtdiabetikerInnen. DiabetikerInnen mit Myokardinfarkt beanspruchten die meisten medizinischen Leistungen mit den höchsten Inanspruchnahmen unter Männern im Alter zwischen 75 und 89 Jahren. Die meisten Krankenstandstage gab es bei DiabetikerInnen und NichtdiabetikerInnen mit Nierentransplantation. Die Anzahl der Spitalaufenthaltstage war bei den DiabetikerInnen doppelt so hoch wie bei den NichtdiabetikerInnen. Die meisten Tage im Spital verbrachten Personen mit und ohne Diabetes, die eine Amputation unterer Gliedmaßen hatten.

Diskussion: Zum Teil sind die Resultate dieser Studie konform mit einer ähnlichen Studie in Deutschland. Icks et al. [4] berichteten beispielsweise auch, dass die Amputation unterer Gliedmaßen das größte Risiko für eine Spätfolge für DiabetikerInnen gegenüber NichtdiabetikerInnen darstellt. Durch die Aufarbeitung der Forschungsfragen dieser Studie konnte eine Weiterentwicklung in der Versorgungsforschung in Österreich getätigt werden. Es konnte ein guter Einblick in die Inanspruchnahme des Gesundheitssystems von Personen die mit Diabetes mellitus Typ 2 leben gemacht werden, was in Zukunft wesentlich zur Qualitätsverbesserung der gesundheitlichen Versorgung beitragen kann. Bei der Arbeit mit Routinedaten ist es wichtig, dass eine sorgfältige Überprüfung der Datenvalidität vorgenommen wird. Auf jeden Fall muss in Österreich darauf hingearbeitet werden, die Datenqualität in Bezug auf einzelne Variablen, Diagnosen und Leistungsabbildungen zu verbessern und zu vereinheitlichen.


Literatur

1.
Brzoska P, Voigtländer S, Spallek J, Razum O. Die Nutzung von Routinedaten in der rehabilitationswissenschaftlichen Versorgung bei Menschen mit Migrationshintergrund: Möglichkeiten und Grenzen. Gesundheitswesen. 2012;74(6):371-8.
2.
Kostuj T, Smektala R. Qualitätssicherung mithilfe von Routinedaten. Ist Ergebnisqualität jetzt messbar? Unfallchirurg. 2010;113(12):1047-52.
3.
Ostermann H, Hoess V, Mueller M. Efficiency of the Austrian disease management program for diabetes mellitus type 2: a historic cohort study based on health insurance providers´s routine data. BMC Public Health. 2012;12(490): DOI:10.1186/1471-2458-12-490. Externer Link
4.
Icks A, Rathmann W, Rosenbauer J, Giani G. Diabetes mellitus. Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Berlin: Robert Koch Institut; 2005.