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GMDS 2013: 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

01. - 05.09.2013, Lübeck

Langzeittrends in der Prävalenz von Adipositas und adipositas-assoziierter Morbidität bei Erwachsenen in Österreich

Meeting Abstract

  • Franziska Großschädl - Medizinische Universität Graz, AT
  • Johanna Muckenhuber - Medizinische Universität Graz, AT
  • Nathalie Burkert - Medizinische Universität Graz, AT
  • Willibald Stronegger - Medizinische Universität Graz, AT

GMDS 2013. 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Lübeck, 01.-05.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocAbstr.86

doi: 10.3205/13gmds191, urn:nbn:de:0183-13gmds1913

Veröffentlicht: 27. August 2013

© 2013 Großschädl et al.
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Gliederung

Text

Einleitung und Ziel: Adipositas zählt zu den Hauptrisikofaktoren für eine Anzahl chronischer Erkrankungen, wie Diabetes mellitus Typ 2, kardiovaskuläre Erkrankungen, Hypertonie oder maligne Tumore [1]. Während die Adipositasprävalenz in den letzten Dekaden sehr rasch zunahm, war parallel auch ein steigender Trend in der Prävalenz unterschiedlicher Erkrankungen und Beschwerden sichtbar. Dies galt vor allem für Diabetes mellitus und Hypertonie [2], [3]. Die Untersuchung von Trends zu Adipositas und assoziierten Erkrankungen und Beschwerden ist bedeutend, um gefährdete Subpopulationen aufzuzeigen und zielgruppenspezifische Interventionen planen zu können. Für Österreich fehlte es bislang an empirischer Evidenz zur epidemiologischen Entwicklung der Adipositas und ihrer Komplikationen in der Erwachsenenpopulation. Daher war es das Ziel dieser Studie, Langzeittrends in der Prävalenz von Adipositas und adipositas-assoziierten Erkrankungen (Diabetes mellitus, Hypertonie, Rückenbeschwerden) durchzuführen.

Methoden: Als Datengrundlage dienten fünf bestehende national repräsentative Querschnittstudien, in denen selbstberichtete Daten durch Interviews in Privathaushalten und Langzeitpflegeeinrichtungen in den Jahren 1973, 1983, 1991, 1999 und 2006/07 erhoben wurden. Die Studienpopulation umfasste Personen ab dem 20. Lebensjahr (n = 178.818). Auf Basis einer Vorstudie, in welcher die Validität selbstberichteter Gewichts- und Größenangaben untersucht wurde, wurde der BMI für diese Studie korrigiert [4]. Adipositas wurde gemäß der WHO als BMI ≥ 30 kg/m² definiert. Trends in der Prävalenz zu Adipositas und im Hinblick auf adipositasassoziierte Erkrankungen und Beschwerden wurden durch das attributable Risiko und durch den attributablen Risikoanteil beschrieben. Zur Darstellung des Ausmaßes der sozialen Ungleichheit für Adipositas wurde der Relative Index of Inequality berechnet.

Ergebnisse: Die altersstandardisierte Adipositasprävalenz betrug für die gesamte Studiendauer 10,9% und war bei Frauen höher als bei Männern (Frauen: 11,4%, 95% CI: 10,8 - 12,1; Männer: 9,9%, 95% CI: 9,3 - 10,5; p < 0,001). Die höchste Prävalenz und den raschesten Anstieg von Adipositas wiesen Personen auf die älter als 55 Jahre alt waren und niedrige Bildungslevels hatten. Relative Ungleichheiten in der Adipositasprävalenz waren für Frauen höher als für Männer. Zwischen 1973 und 2006/07 zeigte sich ein Aufwärtstrend in der Prävalenz von Diabetes mellitus und Hypertonie. Die höchsten Zunahmen in der Prävalenz adipositas-assoziierter Erkrankungen gab es für adipösen Frauen [5].

Diskussion: Zwischen 1973 und 2006/07 gab es unter Österreichs Erwachsenen einen deutlichen Anstieg in der Adipositasprävalenz. Besondere Beachtung sollte älteren Personen mit niedrigem Bildungslevel geschenkt werden, da diese Gruppe die höchste Prävalenz und den rasantesten Anstieg von Adipositas aufwies. Diese Ergebnisse zeigten auch, dass Adipositas einen signifikanten Faktor der zunehmenden Komorbidität von Diabetes mellitus und Hypertonie in Österreich darstellt. Dies sollte bei Behandlungs- und Präventionsprogrammen berücksichtigt werden. Es wird empfohlen, dass in Österreich der Entwicklung von Strategien zur Gewichtserhaltung und -reduktion eine höhere Priorität zugeschrieben wird, speziell im Hinblick auf bestimmte Subgruppen. Regelmäßige Monitorings wären von großer Bedeutung, um Risikogruppen beobachten zu können und die Effektivität gesundheitsfördernder Maßnahmen in Österreich aufzuzeigen.


Literatur

1.
International Associations of Obesity Studies - IASO. Estimating the association between overweight and risk of disease [Internet]. IASO; 2013 [cited 2013 Jan 28]. Available from: http://www.iaso.org/iotf/obesity/heathimpactobesity/ Externer Link
2.
World Health Organization – WHO. Obesity and overweight [Internet]. WHO; 2012 [cited 2012 Aug 24]. Available from: http://www.who.int/mediacentre/factsheets/fs311/en/ Externer Link
3.
Barnes AS. The epidemic of obesity and diabetes. Texas Heart Institute Journal. 2011; 38(2): 142-144.
4.
Groschädl F, Haditsch B, Stronegger WJ. Validity of self-reported weight and height in Austrian adults: sociodemographic determinants and consequences for the classification of BMI categories. Public Health Nutrition. 2012; 15(1): 20-27.
5.
Groschädl F, Stronegger WJ. Long-term trends in obesity among Austrian adults and its relation with the social gradient: 1973-2007. European Journal of Public Health. 2012 [EPub ahead of print].