gms | German Medical Science

GMDS 2013: 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

01. - 05.09.2013, Lübeck

Einfluss von Maßnahmen zur Geschwindigkeitsmessung auf die subjektive Verkehrslärmbelastung von Anwohnern lärmbelasteter Straßen in Lübeck

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • Maike Schnoor - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Lübeck, DE
  • Annika Waldmann - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Lübeck, DE
  • Alexander Katalinic - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Lübeck, DE

GMDS 2013. 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Lübeck, 01.-05.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocAbstr.40

doi: 10.3205/13gmds189, urn:nbn:de:0183-13gmds1898

Veröffentlicht: 27. August 2013

© 2013 Schnoor et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Einleitung und Fragestellung: Weniger bzw. verstetigter Autoverkehr mit geringerer Durchschnittsgeschwindigkeit in Städten dient nicht nur der Verbesserung des Lärm- und Klimaschutzes, sondern auch der Förderung von Gesundheit und Lebensqualität. Da das subjektive Lärmempfinden erheblich von objektiven Lärmmessungen abweichen kann, reicht eine alleinige Schallpegelmessung zur Erfassung der Lärmbelastung nicht aus. Ziel der vorliegenden Studie war es, den Effekt von Geschwindigkeitsüberwachungsanlagen auf die subjektiv empfundene Lärmbelastung zu untersuchen.

Material und Methoden: Anwohner zweier lärmbelasteter Straßen in Lübeck wurden vor und acht Wochen nach Aufstellung von Blitzersäulen anhand eines postalisch versendeten standardisierten Fragebogens zu ihrem Lärmempfinden befragt (Interventionsgruppe (IG)). Als Kontrolle (KG) wurden Anwohner von zwei weiteren lärmbelasteten Straßen in Lübeck, an denen keine Blitzeranlage steht oder installiert wurde, befragt. Es wurden ein Vorher-Nachher-Vergleich sowie ein Vergleich von IG und KG durchgeführt.

Ergebnisse: Von 1004 angeschriebenen Anwohnern der IG haben 264 (26,3%) zu beiden Befragungszeitpunkten einen ausgefüllten Fragebogen zurückgesendet, in der KG 167 (22,1%) von 756 Angeschriebenen. Insgesamt gaben knapp 37% der Befragten der IG an, dass sich eine Änderung der Lärmsituation nach Blitzer-aufstellung ergeben hat. 11,4% bzw. 45,7% dieser Befragten berichten, dass es deutlich bzw. ein wenig leiser geworden ist. Im Vergleich dazu berichteten in der KG 16,3% der Befragten eine Lärmänderung, von denen 28,0% der Befragten eine Lärmminderung angaben. Eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität in der Wohnung wurde von 36,0% der Teilnehmer der IG angegeben, allerdings auch von 31,0% der KG. 47% bzw. 48% stellten keine Veränderung der Aufenthaltsqualität fest. Auf einer Skala von 0-10 (0=keine Belästigung, 10=sehr starke Belästigung) gaben die Teilnehmer beider Gruppen eine mittlere Belästigung durch Verkehrslärm von 5,3 zum ersten Befragungszeitpunkt an, die sich nach der Installation der Blitzeranlage bzw. zum zweiten Befragungszeitpunkt nicht veränderte (IG: 5,0 ± 3,1, KG: 5,3 ± 2,8). Am stärksten fühlten sich die Anwohner beider Gruppen durch LKW’s (55,2% bzw. 52,6%), Motorräder (54,0% bzw. 45,7%) und PKW’s (39,4% bzw. 49,4%) gestört. Nach Installation der Geschwindigkeitsmessanlagen sank der Anteil der Anwohner, die sich durch Motorräder oder PKW’s stark oder sehr stark gestört fühlten um 2,4% bzw. 2,9%, während dieser Anteil in der KG um 1,6% bzw. 2,0% anstieg.

Diskussion: Nach den vorliegenden Ergebnissen scheint die subjektiv empfundene Lärmbelastung durch Installation von Blitzeranlagen nach 8 Wochen nicht gemindert zu sein. Der Anteil der Teilnehmer, der eine verbesserte Aufenthaltsqualität in der Wohnung nach Installation der Blitzeranlagen angibt, ist nur leicht höher als in der KG. Fast die Hälfte der Befragten beider Gruppen gibt keine Änderung in der Aufenthaltsqualität an. Fast zwei Drittel der IG geben an, dass es keine Änderung der Lärmsituation nach Installation der Blitzer gegeben hat. Möglicherweise haben der frühe Zeitpunkt (8 Wochen nach der Installation) der zweiten Befragung oder auch die Änderung der Wetterverhältnisse dazu geführt,, dass der Lärm deutlicher wahrgenommen wurde als im Sommer und es dadurch zu keiner Verbesserung der subjektiven Lärmbelastung gekommen ist. Es bleibt abzuwarten, ob sich nach längerer Beobachtungszeit bzw. nach längerer Betriebszeit der Blitzeranlage ein Effekt auf das Lärmempfinden einstellen wird.