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GMDS 2013: 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

01. - 05.09.2013, Lübeck

Versorgungskontinuität durch Information: Evaluation des HL7-Standards für den ePflegebericht

Meeting Abstract

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  • Georg Schulte - Hochschule Osnabrück, Osnabrück, DE; Klinikum Osnabrück GmbH, Osnabrück, DE
  • Ursula Hübner - Hochschule Osnabrück - University of Applied Sciences, Osnabrück, DE
  • Daniel Flemming - Hochschule Osnabrück, Osnabrück, DE

GMDS 2013. 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Lübeck, 01.-05.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocAbstr.251

doi: 10.3205/13gmds104, urn:nbn:de:0183-13gmds1043

Veröffentlicht: 27. August 2013

© 2013 Schulte et al.
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Gliederung

Text

Einleitung und Fragestellung: Elektronische Pflegeüberleitungs-Berichte spielen mittlerweile in vielen Ländern eine zunehmende Rolle [1], [2], [3], [4]. Sie sind Ausdruck der Etablierung von eHealth zur Gewährleistung der Kontinuität der multiprofessionellen und intersektoralen Versorgung bei einer steigenden Zahl von multimorbiden, chronisch kranken und älteren Patienten [5]. Die Herausforderung in der Entwicklung entsprechender Dokumente und Nachrichten besteht in der Allgemeingültigkeit des Ansatzes und der Zustimmung der Experten zu der Struktur und den Inhalten [6]. Vor diesem Hintergrund wurde der unter der Schirmherrschaft des Deutschen Pflegerates entwickelte und über HL7 standardisierte deutsche ePflegebericht einer Evaluation unterzogen [7].

Material und Methoden: Mittels Internetrecherche wurden Listen der in Deutschland existierenden insgesamt 25.235 Krankenhäuser, Pflegeheime und ambulanten Pflegedienste erstellt. Von diesen drei Einrichtungsarten wurden unter Berücksichtigung der geographischen Verteilung (geschichtete Zufallsstichprobe) je 125 Institutionen ermittelt und um Zusendung des gültigen Übergabeformulars gebeten. Von den angeschriebenen 375 Einrichtungen stellten 69 ihre Pflegeüberleitungsbögen (Rücklauf-Quote 18,4%) zur Verfügung. Weitere 81 Überleitungsbögen wurden durch Internetrecherche oder persönlichen Kontakt gewonnen. Nach Abzug der redundanten und nicht relevanten Bögen blieben 114 zu untersuchende Formulare. Die Autoren waren Krankenhäuser, Pflegeheime, ambulante Pflegedienste, Kommunen, Verbände und lokale Netzwerke sowie industrielle Anbieter aus allen Bundesländern außer Bremen. Die Inhalte der Pflegeüberleitungsbögen wurden mit der Struktur und den Items des HL7 ePflegeberichts zunächst einzeln verglichen (Vollständigkeitsprüfung der Überleitungsformulare), dann hinsichtlich ihrer Tendenz, welchen Teil des Pflegeprozesses sie überwiegend abbildeten oder ob sie den gesamten Pflegeprozess darstellen konnten. Die Inhalte der Bögen wurden zudem darauf untersucht, ob sie Informationen enthielten, die im HL7 ePflegebericht nicht explizit enthalten sind (Vollständigkeitsprüfung des HL7 ePflegeberichts).

Ergebnisse: Die Vollständigkeitsprüfung des HL7 ePflegeberichts ergab, dass alle pflegerischen Felder der 114 Formulare in der Struktur und den Items des ePflegeberichts abgebildet werden konnten. Zusätzlich enthielten einige Überleitungsformulare Angaben aus dem Bereich anderer Professionen (Ärzte, Physio-, Ergotherapeuten, Logopäden) und organisatorische Informationen. Letztere konnten entweder in Felder des ePflegeberichts übernommen oder als unstrukturierte Anhänge berücksichtigt werden. Die Vollständigkeitsprüfung der Überleitungsformulare zeigt, dass keiner der untersuchten Überleitungsbögen den gesamten Pflegeprozess abbilden konnte. Die meisten Bögen (77%) waren problemorientiert. Bei der Benennung des Pflegeproblems konnten zwar zu 75% auch die dazugehörigen Symptome aufgeführt werden, jedoch nur zu 23% ihre Ursachen bzw. die Ätiologie. Auch eine Verknüpfung von Pflegeproblem mit Pflegemaßnahme (45%), Hilfsmittel (44%) war nur in weniger als der Hälfte der Fälle möglich. Items aus dem sozialrechtlichen Bereich konnten in 4% bis 73% der Formulare – je nach Item - eingetragen werden, aus dem sozialen Bereich in maximal 3% und aus dem Homecare Bereich in 4% bis 88% der Bögen. Obwohl rechtlich nicht erlaubt, sahen 72% der pflegerischen Formulare medizinische Diagnosen vor und 76% einen Medikationsplan.

Diskussion: Der HL7 ePflegebericht kann alle pflegerischen Angaben, die in den Überleitungsformularen enthalten sind, transportieren und erweist sich damit als valider Standard. Zudem ermöglicht er die Weitergabe von erheblich mehr Informationen als im papierbasierten Fall. Evaluationen dieser Art sind aus unserer Sicht zwingend nötig, bevor CDA Dokumente einer praktischen Nutzung zugeführt werden können. Schließlich ist ihre Akzeptanz durch die Anwender in hohem Maße von ihrer Gültigkeit abhängig.


Literatur

1.
Hübner U, Flemming D, Heitmann KU, Oemig F, Thun S, Dickerson A, Veenstra M. The Need for Standardised Documents in Continuity of Care: Results of Standardising the eNursing Summary. Stud Health Technol Inform. 2010; 160:1169-73.
2.
Häyrinen K, Lammintakanen J, Saranto K. Evaluation of electronic nursing documentation—Nursing process model and standardized terminologies as keys to visible and transparent nursing. Int J Med Inform. 2010 Aug;79(8): 554–64.
3.
HL7 Anwendergruppe Österreich (HL7 Austria). HL7 Implementation guide for CDA R2: Entlassungsbrief Pflege 2012. 2012 [cited 2012 Dec 31]. Available from: http://www.elga.gv.at/index.php?id=28. Externer Link
4.
IHE Patient Care Coordination Nursing Subcommitee (IHE PCC). Implementation Priorities for the Integrating the Healthcare Enterprise (IHE) Nursing Subcommitee. White Paper to Advocate the Uptake of Patient Plan of Care and eNursing Summary Profiles 2012. 2012 [cited 2012 Dec 31]. Available from: http://www.ihe.net. Externer Link
5.
Hübner U, Giehoff C. Why continuity of care needs computing. Results of a quantitative document analysis. Stud Health Technol Inform. 2002; (90): 483-487
6.
Giehoff C, Hübner U. Der elektronische Pflegebericht des „Netzwerks Versorgungskontinuität in der Region Osnabrück“ – Evaluationsergebnisse und ihre Konsequenzen. Pflegewissenschaft. 2006;06: 371-377.
7.
Flemming D, Hübner U, Heitmann K, Oemig F, Thun S. Implementierungsleitfaden „ePflegebericht“ auf Basis der HL7 Clinical Document Architecture Release 2 für das deutsche Gesundheitswesen [Internet]. 2013 [cited 2013 Jan 30]. Available from: http://wiki.hl7.de/index.php/IG:Pflegebericht. Externer Link
8.
Goossen W. Sending electronic nursing discharge messages using the HL7 v3 Care Provision standard. Stud Health Technol Inform. 2009;146:269–75.