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GMDS 2013: 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

01. - 05.09.2013, Lübeck

Codierung von Konzepten und Value Domains - Problemfelder bei Metadaten für medizinische Formulare

Meeting Abstract

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  • Rainer Krumm - Universität Münster, Münster, DE
  • Martin Dugas - Universität Münster, Münster, DE
  • Bernhard Breil - Universität Münster, Münster, DE

GMDS 2013. 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Lübeck, 01.-05.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocAbstr.14

doi: 10.3205/13gmds095, urn:nbn:de:0183-13gmds0956

Veröffentlicht: 27. August 2013

© 2013 Krumm et al.
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Gliederung

Text

Einleitung und Fragestellung: Semantische Interoperabilität macht die Codierung von Datenelement (Items) mit Konzepten und Value Domains notwendig. Damit ist die Grundlage für einen Datenaustausch über Systemgrenzen hinaus und die Wiederverwendung von Daten, bis hin zu mehrsprachigen Formularen gelegt. Für diese Codierung stehen umfangreiche Code-Systeme und Terminologien (z.B. UMLS [1] und SNOMED-CT [2]) zur Verfügung. An Beispielen aus dem Bereich der Tumordokumentation haben wir untersucht, welche Möglichkeiten und Probleme sich bei der semantischen Codierung von Datenelementen medizinischer Formulare ergeben.

Material und Methoden: Für die Codierung werden sämtliche Datenelemente jedes Formulars mit Datentyp (string, integer, boolean, date), Beschreibung und Value Domain erfasst. Jedem Item wird mithilfe des NCI Metathesaurus [3] und des Programms "CliniClue® Xplore" [4] ein passender medizinischer Konzept-Code zugeordnet. Wenn ein einzelner Code nicht ausreicht, wird das Konzept durch die Postkoordinierung mehrerer Codes nachgebildet. Ziel ist eine Codierung nach dem Grundsatz der maximalen Spezifizierung. Die codierten Formulare werden anschließend in das MDM-Portal [5] hochgeladen.

Ergebnisse: Die Codierung medizinischer Formulare erfordert umfangreiche manuelle Arbeit von medizinischem Fachpersonal, insbesondere weil die verfügbaren Terminologien sehr differenziert sind (Beispiel UMLS: über 1,4Mio. Konzepte). Die Beschreibung der Items in medizinischen Formularen ist häufig relativ unspezifisch, sodass nur mit medizinischem Hintergrundwissen der passende Konzept-Code aus einer größeren Auswahl ausgewählt werden kann. Insbesondere bei Laborwerten und Messparametern, z.B. dem Prostata-spezifischen-Antigen ist dies der Fall. Beschreibungen wie „normale Gewebeproben“ müssen zuerst auf den Kontext untersucht werden und selbst dann ist oft keine genau passende Codierung zu finden. Andererseits gibt es eine Reihe von Datenelementen, für die in den entsprechenden internationalen Terminologien keine Codes auffindbar sind. Problembereiche sind hier nationale Besonderheiten, wie z.B. gesetzliche versus nicht-gesetzliche Vorsorge oder der OPS-2008-Code. Manche Codes kennen nur verneinte Formen „No tumor present in specimen“. In der positiven Ausdrucksform gibt es wiederum nur Codes mit weiteren Details wie „Viable tumor“. Deutschsprachige Formulare enthalten oft Ausdrücke wie: „Beurteilung nicht möglich“, „Primärpatient“, die sich mit den untersuchten Terminologien bisher noch nicht codieren lassen. Bei Pathologie-Formularen wurden Datenelemente gefunden, die bisher nicht codiert werden konnten, wie z.B. der Helpap-Score oder Dignität. Auch Auswahllisten mit spezifischen Prozentangaben: z.B. Tumorbefall <5%, 5-25%, >25% lassen sich derzeit nicht exakt abbilden. Eine weitere Schwierigkeit ist die Abbildung komplexer Sach- und Zeitzusammenhänge, wie z.B. „Residualtumor zum Zeitpunkt der Prostatektomie“. Hier wird Postkoordinierung benötigt und trotzdem ist der Sachverhalt derzeit nicht exakt abbildbar.

Diskussion: Für den Datenaustausch über Systemgrenzen hinweg müssen die Datenelemente genau spezifiziert werden, damit die Datenelemente und deren Inhalte korrekt zugeordnet werden können. Die Analyse ausgewählter medizinischer Formulare hat Fehlerquellen gezeigt, da die Datenelemente häufig nicht exakt genug beschrieben sind. Eine genaue Spezifizierung der Datenelemente medizinischer Formulare – z.B. nach dem Standard ISO/IEC 11179 – wäre wünschenswert, ist aber derzeit nur selten verfügbar. Hilfreich wäre ein Codierungstool, bei dem die Anwender Konzepte zusammenführen können, wenn z.B. mehr als ein Code zu einem Sachverhalt passt, und auch neue Codes beantragen bzw. vorschlagen können. Außerdem ist es ratsam bei der Erstellung klinischer Dokumente zukünftig auf die vorhandenen Konzepte der verschiedenen Terminologien zurückzugreifen, um so eine Vergleichbarkeit von Daten zu unterstützen.


Literatur

1.
UMLS. http://www.nlm.nih.gov/research/umls/ Externer Link
2.
snomed-ct. http://www.ihtsdo.org/snomed-ct/ Externer Link
3.
NCI Metathesaurus (NCIm). http://ncim.nci.nih.gov/ncimbrowser/ Externer Link
4.
cliniclue. http://www.cliniclue.com/ Externer Link
5.
Breil B, Kenneweg J, Fritz F, Bruland P, Doods D, Trinczek B, Dugas M. Multilingual Medical Data Models in ODM Format - a Novel Form-based Approach to Semantic Interoperability between Routine Healthcare and Clinical Research. Appl Clin Inf. 2012; 3:276-289.