gms | German Medical Science

GMDS 2013: 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

01. - 05.09.2013, Lübeck

Ein Vorgehensmodell für Prospective Health Technology Assessment

Meeting Abstract

  • Marion Gantner-Bär - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, DE
  • Ines Leb - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, DE
  • Hans-Ulrich Prokosch - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, DE
  • Martin Sedlmayr - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, DE

GMDS 2013. 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Lübeck, 01.-05.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocAbstr.94

doi: 10.3205/13gmds088, urn:nbn:de:0183-13gmds0888

Veröffentlicht: 27. August 2013

© 2013 Gantner-Bär et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Einleitung und Fragestellung: Prospective Health Technology Assessment (ProHTA) ist ein innovativer Ansatz zur frühzeitigen Bewertung neuer Technologien, Methoden und Verfahren im Gesundheitswesen. Im Gegensatz zu klassischem HTA, Early HTA und Horizon Scanning werden bereits in der frühen Konzeptionsphase einer innovativen Idee und somit weit vor der kostenintensiven Entwicklungsphase, Bewertungen und Analysen durchgeführt. Dabei steht der Nutzen für den einzelnen Patienten ebenso im Vordergrund wie ökonomische Aspekte für das Gesundheitssystem als Ganzes. Mit Hilfe von Simulationsverfahren können frühzeitige Bewertungen durchgeführt werden, um somit sowohl positive als auch negative Auswirkungen innovativer Ideen auf das Gesundheitssystem und die Gesundheitsversorgung darzustellen. Im Rahmen des interdisziplinären Forschungsprojekts Prospective Health Technology Assessment Medical Valley EMN (BMBF-Förderkennzeichen 01EX1013B) wird eine Dienstleistungsplattform zur strategischen Beratung im Gesundheitswesen auf Basis von ProHTA entwickelt. Mit Hilfe zweier Anwendungsfälle wird dabei ein Vorgehensmodell erstellt, um sowohl eine wissenschaftliche als auch wirtschaftliche Entscheidungsunterstützung zu organisieren. Im Folgenden stellen wir die Entstehung des Vorgehensmodells ProHTA VITA (ProHTA Visionary Iterative Tailored Approach) dar.

Material und Methoden: Zu Beginn des Projekts wurde ein Conceptual Modeling Process (ProHTA CMP) [1] entwickelt, um das für die Anwendungsfälle notwendige (medizinische, technische und ökonomische) Wissen zu erschließen, aufzubereiten und abstrakt modelliert in Simulationen weiterzuverarbeiten. Der CMP wurde anhand des Use-Case ProHTA for MSU entwickelt und danach für den zweiten Use-Case ProHTA for PCa angewandt. Im Anschluss daran wurde der CMP basierend auf den Ergebnissen für ProHTA for MSU mit Hilfe einer SWOT-Analyse evaluiert sowie mit bekannten Vorgehensmodellen verglichen (Benchmarking). Darauf aufbauend wurde der CMP umfassend erweitert, neu strukturiert und formalisiert. Die daraus entstehende Spezifikation ProHTA VITA umfasst eine detaillierte schriftliche Ausfertigung, als Beschreibung des Vorgehensmodells, sowie standardisierte grafische Modellierungen der Prozesse mittels BPMN.

Ergebnisse: Mit Hilfe der SWOT-Analyse und des Benchmarking stellte sich der ProHTA Conceptual Modeling Process als sehr abstrakt und komplex heraus. Darüber hinaus fehlte die Integration des Kunden sowie die Festlegung sogenannter Basis-Parameter einer Dienstleistung wie Ziel und Ergebnisse, Umfang, Zeit, Kosten und Qualität. Aufgrund dieser Erkenntnisse entstand ein iteratives Vorgehensmodell. ProHTA VITA besteht grundsätzlich aus drei Phasen mit darin geschachtelten Iterationen:

1.
Proof of Concept (Basis-Parameter)
2.
Evaluation (Modellierung und Simulation) mit erster und zweiter Evaluations-Iteration und dazwischenliegender Revision (erste Analyse und ggf. Anpassung der Basis-Parameter)
3.
Analyse (gesundheitsökonomische Evaluation).

Die Basis-Parameter werden über einen Projektstrukturplan verwaltet, der auch eine Aufwandsabschätzung und Ressourcenplanung ermöglicht. Darüber hinaus werden sowohl zu Beginn, als auch zwischen zwei Evaluations-Iterationen im Rahmen der Revision und nach der finalen Analyse am Ende Kunden-Workshops durchgeführt.

Diskussion: Das Vorgehensmodell ProHTA VITA wurde basierend auf dem ProHTA Conceptual Modeling Process durch bekannte und bewährte Methoden aus dem Projektmanagement und der Softwareentwicklung ergänzt. Neben der methodischen Erschließung, Aufbereitung, Weiterverarbeitung und Verifikation von Wissen in Modelle und Simulationen, spielen auch Zeit, Kosten und Qualität eine zentrale Rolle für eine Dienstleistungsplattform zur strategischen Beratung im Gesundheitswesen. ProHTA VITA verbindet wissenschaftliche und wirtschaftliche Aspekte, bei der Durchführung von Prospective Health Technology Assessment zur Entscheidungsunterstützung im Gesundheitswesen. Erste Simulationsergebnisse und exemplarische Analysen [2] zeigen, dass der Ansatz von ProHTA und somit auch das Vorgehensmodell erfolgreich und vielversprechend sind.


Literatur

1.
Gantner-Bär M, Djanatliev A, Prokosch HU, Sedlmayr M. Conceptual modeling for prospective health technology assessment. Stud Health Technol Inform. 2012;180:33-7.
2.
Djanatliev A, German R. Large scale healthcare modeling by hybrid simulation techniques using anylogic. Proceedings of the 6th International ICST Conference on Simulation Tools and Techniques, 2013.