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GMDS 2013: 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

01. - 05.09.2013, Lübeck

Analyse von Modellierungsansätzen für Gesundheitsdienstleistungen

Meeting Abstract

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  • Michael Sonnenberg - Universität Leipzig, Institut für Angewandte Informatik e. V., Leipzig, DE
  • Stephan Klingner - Universität Leipzig, Leipzig, DE
  • Romy Elze - Universtität Leipzig, Leipzig, DE

GMDS 2013. 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Lübeck, 01.-05.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocAbstr.87

doi: 10.3205/13gmds087, urn:nbn:de:0183-13gmds0878

Veröffentlicht: 27. August 2013

© 2013 Sonnenberg et al.
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Gliederung

Text

Einleitung und Fragestellung: Die strukturierte und ganzheitliche Darstellung medizinischer Leistungen gewinnt im Gesundheitswesen zunehmend an Bedeutung. Potentiale sind insbesondere im Bereich Qualität und Wirtschaftlichkeit zu sehen, jedoch fehlt derzeit ein einheitliches Verständnis von Gesundheitsdienstleistungen [1], [2], [3]. Akteure im Gesundheitswesen verstehen insbesondere medizinischen Leistungen oftmals nicht als Dienstleistung im Sinne anderer Branchen. Folglich werden Ansätze zur Dienstleistungsmodellierung und deren Potentiale als Basis für die praktische Erbringung medizinischer Leistungen nicht durchgängig eingesetzt. Eine ganzheitliche Modellierung von Dienstleistungen erfordert die Beschreibung anhand verschiedener Sichten. Der vorliegende Beitrag identifiziert diese Sichten und nimmt eine vergleichende Betrachtung existierender Modellierungsansätze für Dienstleistungen im Gesundheitswesen vor.

Material und Methoden: Einleitend wurde, auf Basis einer umfassenden Recherche wissenschaftlicher Publikationen und Ansätzen aus der Praxis, eine Auswahl verschiedener Modellierungsansätze identifiziert, aus denen sechs für die Betrachtung dieser Ausarbeitung ausgewählt wurden. Kriterien für die Auswahl waren: Der Ansatz wird im Gesundheitswesen eingesetzt, bildet mindestens eine der identifizierten Modellierungssichten ab und ist Stellvertreter einer Klasse von Ansätzen mit gleicher Fokussierung.

Ergebnisse: Die strukturierte Darstellung von Dienstleistungen erfordert die Modellierung verschiedener Sichten sowie ihrer Interdependenzen. In der Literatur werden dazu vier Teilsichten auf Komponenten, Hierarchie, Ressourcen und Prozesse definiert [4], [5], [6]. Es wurde daraufhin analysiert, inwieweit die für diese Ausarbeitung gewählten Ansätze die Modellierung der einzelnen Sichten unterstützen, ob sie eine Werkzeugunterstützung bieten und ob sie eine domänenspezifische Terminologie z.B. in Form eines Referenzmodells bieten. Der Fokus der einzelnen Ansätze reicht von der Modellierung Klinischer Informationssysteme bis hin zu Leitlinien. Ein Hauptteil der Ansätze fokussiert vorrangig die Modellierung klinischer Behandlungspfade unter Nutzung verschiedener Sprachkonzepte und Notationen. Folgende Modellierungsansätze wurden ausgewertet:

  • [3] Rekonstruktion eines klinischen Behandlungspfads mithilfe domänenspezifischer Erweiterungen einer Geschäftsprozessmodellierungssprache.
  • [7] Proaktive Assistenz zur kontextabhängigen und zielorientierten Unterstützung bei der Indikationsstellung und Anwendung von Behandlungsmaßnahmen in der Intensivmedizin.
  • [8] Modellierung eines integrierten Informations- und Kommunikationssystems im Krankenhaus - ARIS in der Anwendung.
  • [9] ARIS Healthcare - Das professionelle Referenzmodell zur Optimierung von Healthcare-Prozessen.
  • [10] MOSAIK-M - Simulation medizinischer Prozesse: Der Braunschweiger Krankenhaussimulator.
  • [11] 3LGM² - Ein Metamodell für die Modellierung von Informationssystemen im Gesundheitswesen.

Als Ergebnis der Auswertung ist zu konstatieren, dass keiner der Modellierungsansätze eine geeignete Methode zur Verfügung stellt, um Gesundheitsdienstleistungen ganzheitlich darzustellen, sodass die einleitend erwähnten Mehrwerte unterstützt würden. Die Ansätze fokussieren lediglich einzelne Sichten und bieten keine durchgängige Werkzeugunterstützung.

Diskussion: Die Untersuchungen dieser Ausarbeitung ergaben, dass momentan kein einheitlicher Standard zur Modellierung von Gesundheitsdienstleistungen existiert. Durch den fehlenden Einsatz von Modellierungsmethoden im Gesundheitswesen werden Potentiale, wie Kostensenkung und Verbesserung der Qualität, für medizinische Leistungen vielfach nicht genutzt. Daher bedarf es erweiterter Ansätze, mit denen sich sowohl Prozesse modellieren und auswerten als auch Gesundheitsdienstleistungen ganzheitlich beschreiben lassen. Die Dienstleistungsmodellierung bietet mit den einzelnen Sichten einen Ansatz, um die Bewältigung dieser Anforderungen zu unterstützen. Die in dieser Ausarbeitung analysierten sechs Modellierungsansätze stellen hierfür unterschiedliche, jedoch keine ganzheitlichen Möglichkeiten zur Verfügung. Einen Mehrwert für das Gesundheitswesen könnte ein durchgängiger Modellierungsansatz mit Werkzeugunterstützung bieten, der gegebenenfalls in erweiterten Forschungsvorhaben zu entwickeln und in der Praxis zu evaluieren ist.


Literatur

1.
Kleemann T. Die dritte Generation von Krankenhausinformationssystemen – Workflowunterstützung und Prozessmanagement. In: Schlegel H. Steuerung der IT im Klinikmanagement – Methoden und Verfahren. Wiesbaden: Vieweg+Teubner Verlag; 2010. p. 267-276.
2.
Salfeld R, Hehner S, Wichels R. Modernes Krankenhausmanagement - Konzepte und Lösungen. Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag; 2008.
3.
Heise D, Heß M, Strecker S, Frank U. Rekonstruktion eines klinischen Behandlungspfads mithilfe domänenspezifischer Erweiterungen einer Geschäftsprozessmodellierungssprache. In: Thomas O, Nüttgens M. Dienstleistungsmodellierung 2010 – Interdisziplinäre Konzepte und Anwendungsszenarien. Berlin, Heidelberg: Physica-Verlag; 2010. p. 210-225.
4.
Bullinger H-J, Scheer A-W. Service Engineering – Entwicklung und Gestaltung innovativer Dienstleistungen. Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag; 2006.
5.
Böttcher M. Architektur integrierter Dienstleistungssysteme. Konzeption, Metamodell und technikraumspezifische Konkretisierung. Fakultät für Mathematik und Informatik. Leipzig: Universität Leipzig; 2008.
6.
Fähnrich K-P, van Husen C. Entwicklung IT-basierter Dienstleistungen – Co-Design von Software und Services mit ServCASE. Heidelberg: Physica-Verlag; 2008.
7.
Sedlmayr M. Proaktive Assistenz zur kontextabhängigen und zielorientierten Unterstützung bei der Indikationsstellung und Anwendung von Behandlungsmaßnahmen in der Intensivmedizin. Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften. RWTH Aachen University. Aachen: Shaker Verlag Aachen; 2008.
8.
Perrevort F. Modellierung eines integrierten Informations- und Kommunikationssystems im Krankenhaus - ARIS in der Anwendung. Arbeitsbericht Nr. 4. Lehrstuhl für Allgemeine BWL und Management im Gesundheitswesen. Köln: Universität zu Köln; 2003.
9.
Software AG/Ids-scheer-a, [Internet] Darmstadt: Software AG; Copyright 2013 [12.03.2013]. ARIS Platform verfügbar unter: http://www.softwareag.com/de/products/aris_platform/default.asp Externer Link
10.
Reichertz Institut Braunschweig, Hannover. Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik [01.03.2013]. verfügbar unter: http://www.umi.cs.tu-bs.de/full/research/mis/mosaikm/mosaikm_kurzdarstellung.html Externer Link
11.
Winter A, Haux R, Ammenwerth E, Brigl B, Hellrung N, Jahn F. Health Information Systems – Architectures and Strategies. London: Springer-Verlag; 2011.