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GMDS 2013: 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

01. - 05.09.2013, Lübeck

Seniorenzentrierte Softwareentwicklung einer Android Applikation zur Therapiekontrolle bei Morbus Parkinson

Meeting Abstract

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  • Stefanie Bock - Hochschule Ulm, Ulm, DE
  • Neltje E. Piro - Hochschule Ulm, Ulm, DE
  • Ronald Blechschmidt-Trapp - Hochschule Ulm, Ulm, DE

GMDS 2013. 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Lübeck, 01.-05.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocAbstr.234

doi: 10.3205/13gmds018, urn:nbn:de:0183-13gmds0186

Veröffentlicht: 27. August 2013

© 2013 Bock et al.
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Gliederung

Text

Einleitung und Fragestellung: An Morbus Parkinson Erkrankte sehen ihren behandelnden Neurologen meist ein Mal im Quartal. Die Therapie erfolgt anhand der subjektiven Aussagen des Patienten und der Ergebnisse, welche im Rahmen des Arztbesuches ersichtlich sind. Eine Verbesserung dieser Situation kann mit mobilen Applikationen für Smartphones und Tablets geschaffen werden. Diese können im häuslichen Umfeld zum Monitoring der Erkrankung dienen und dem behandelnden Neurologen einen Eindruck seines Patienten weit über die Sprechstunden hinaus ermöglichen. Die Therapie kann hierdurch optimiert werden und die Lebensqualität des Patienten steigern. Eine Erkrankung wie Morbus Parkinson geht meist mit fortschreitendem Alter und motorischen Einschränkungen einher. Mobile Applikationen berücksichtigen diese Faktoren häufig nicht. Softwareprodukte im Bereich neurologischer Erkrankungen benötigen aus diesem Grunde einen nutzerorientierten, gebrauchstauglichen Softwareentwicklungsprozess.

Material und Methoden: Seniorenfreundliche Softwareentwicklung erfordert ein Verständnis für den Benutzer. Nach der Entwicklung eines funktionellen Prototypen [1] einer mobilen Applikation zur Therapiekontrolle bei Morbus Parkinson fand am Institut für Medizintechnik und Mechatronik der Hochschule Ulm, im Frühling 2012, ein Expertenreview im Hinblick Usability der Applikation statt. Hierbei wurden Usabilitytests mit 6 Probanden mit Parkinson sowie 7 Probanden ähnlichen Alters ohne Parkinson durchgeführt. Die dadurch gewonnenen Ergebnisse wurden anschließend mit denen aus dem Bereich 6σ, Qualitätsmanagement, stammenden Methoden Voice of the Customer (VOC) und Kano einer Anforderungsanalyse unterzogen. Anschließend erfolgte die Umsetzung der erarbeiteten Anforderungen zur Weiterentwicklung eines nutzerfokussierenden Prototypens [2].

Ergebnisse: Die Usabilitytests zeigen, dass der erste, funktionale Prototyp von Parkinsonpatienten positiv aufgenommen wird. Fünf von sechs Parkinsonpatienten können sich vorstellen eine Applikation mit vollständigem Funktionsumfang täglich einzusetzen. Alle Probanden beklagen Probleme in der Umsetzung der Testanwendungsfälle. Aus der Anwendung der Methoden VOC und KANO entstand ein nutzerfokussierender Prototyp, der die nachfolgenden Eigenschaften umfasst: schwarze Schrift auf weißem Hintergrund zur Erzeugung eines deutlichen Kontrasts, Imagebuttons in Kombination mit Schlagwörtern um die Bedeutung zur verstärken, keinerlei Anglizismen, wiederkehrende Strukturen in der Navigation um Nutzung der Applikation im Gedächtnis zu verankern, Infobutton in jeder Fußzeile um Bedienungsanleitung zu ersetzen, Orientierungsstatus in jeder Kopfzeile, tabellarische und grafische Ergebnisbetrachtung sowie Einsatz auf Smartphones und Tablets mit dem Betriebssystem Android möglich.

Diskussion: Pavlakis et al. [3] bieten eine mobile Applikation zur Unterstützung des Alltags von älteren Menschen ohne diese als Benutzer aktiv zu beteiligen. Ihre Userinterfaces sind nicht an die Bedürfnisse von Senioren angepasst. Im Gegensatz hierzu fördern Babic et al. [4] die Lernfähigkeit von älteren Nutzern und involvieren diese während der Sammlung der Systemanforderungen. Die vorliegend beschriebene seniorenzentrierte Softwarenentwicklung erkennt die Bedürfnisse des Nutzers und stellt eine intuitive Bedienung und kontinuierliche Anwendung der Applikation sicher. Der Benutzer Senior hat Spaß an der Bedienung der Software und ist an der Förderung des eigenen Gesundheitszustandes beteiligt. Zur Analyse der Verweilzeiten eines Benutzers auf Userinterfaces ist zukünftig deren Messung während Usabilitytest geplant. Anhand dessen ist die Steigerung der Benutzerfreundlichkeit der Applikation messbar.

Danksagung: Diese Forschungsarbeit wurde durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg (Az: 33-7533-7-11.6-10/2) unterstützt.


Literatur

1.
Walter B. Smartphonebasierte Bewegungsanalyse zur Therapiekontrolle bei Morbus Parkinson. Hochschule Ulm, Masterthesis; 2012.
2.
Bock SOK. Seniorenzentrierte Softwareentwicklung am Beispiel einer Android Applikation zur Therapiekontrolle bei Morbus Parkinson. Hochschule Ulm, Masterthesis; 2013.
3.
Pavlakis P, Alepis E, Virvou M. Intelligent mobile multimedia application for the support of the elderly. Eighth International Conference on Intelligent Information Hiding and Multimedia Signal Processing; 2012 Jul 18-20; Piraeus-Athens, Greece. doi: 10.1109/IIH-MSP.2012.78 Externer Link
4.
Babic F, Wagner A, Tutoky G. Support Patients through E-Services Solutions. 10th IEEE International Conference on Emerging eLearning Technologies and Applications; 2012 Nov 8-9; Stará Lesná, The High Tatras, Slovakia. doi: 10.1109/ICETA.2012.6418290 Externer Link