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Modellierung von Daten klinischer Krebsregister zum malignen Melanom in Deutschland
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Veröffentlicht: | 13. September 2012 |
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Einleitung und Fragestellung: Das maligne Melanom ist im Anfangsstadium mit sehr guter Prognose therapierbar; in fortgeschrittenen Stadien zeigen verfügbare Therapien hingegen nur noch begrenzte Wirksamkeit. Aufgrund der Bedeutung einer möglichst frühzeitigen Diagnose ist es besonders wichtig, die Wirksamkeit von Früherkennungsmaßnahmen zu evaluieren. Eine zentrale Rolle kommt dabei der bundesweiten Einführung des Hautkrebsscreenings im Jahr 2008 zu. Ziel der vorliegenden Auswertung war es, Spezifika des malignen Melanoms in Deutschland anhand von Daten klinischer Krebsregister zu modellieren. Dazu wurden Stadienverschiebungen und die Angaben zur Teilnahme an der Krebsfrüherkennung für Hautkrebs modelliert. Zudem wurde das Überleben von Melanompatienten untersucht.
Material und Methoden: Die Auswertung basiert auf den Daten von 22 bevölkerungsbezogenen und 4 einrichtungsbezogenen Klinischen Krebsregistern mit mehr als 45.000 Primärtumoren zum malignen Melanom (ICD-O 3: C44) aus den Jahren 2000 bis 2009. Die östlichen Bundesländer sowie Bayern sind fast flächendeckend repräsentiert. Zunächst wurde mittels Chi-Quadrat-Test geprüft, ob ein Zusammenhang der Stadienverteilung mit dem Zeitpunkt der Diagnosestellung oder der Teilnahme am Hautkrebsscreening besteht. Bezüglich des Diagnosezeitpunktes wurde dabei besonders auf Unterschiede vor und nach der Einführung des Hautkrebsscreenings im Jahr 2008 geachtet. Die Modellierung von Stadienverschiebungen und Screening-Teilnahme in Abhängigkeit von Alter, Wohnort, Geschlecht und Diagnosedatum erfolgte mittels logistischer Regression. Die relativen Überlebensraten wurden mittels Kohortenanalyse geschätzt.
Ergebnisse: Die Hypothese zur Unabhängigkeit der Stadienverteilung gegenüber der Screening-Teilnahme und dem Diagnosedatum kann wiederlegt werden. Die Modellierung der Stadienverschiebung bestätigt diese Zusammenhänge. Bezüglich der dokumentierten Screening-Teilnahme lässt sich ein Zusammenhang mit dem Alter, Diagnosedatum und Wohnort, nicht aber mit dem Geschlecht des Patienten ableiten. Überlebenszeitschätzungen werden stratifiziert nach UICC-Stadien und Histologie präsentiert und international verglichen.
Diskussion: Obwohl die Dokumentation des Diagnoseanlasses zum Teil noch verbessert und über die nächsten Jahre weiter beobachtet werden muss, lässt sich aus den vorliegenden Ergebnissen ein Nutzen präventiver Maßnahmen hinsichtlich der Stadienverteilung ableiten. Die resultierende Verschiebung hin zu prognostisch günstigeren Stadien kann zu längerem Überleben führen.