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Erklärung von regionalen Unterschieden in der Prävalenz des Typ 2 Diabetes mellitus in Deutschland: Ergebnisse aus fünf bevölkerungsbasierten Studien (DIAB-CORE Konsortium)
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Veröffentlicht: | 20. September 2011 |
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Hintergrund: In Deutschland kann für die Prävalenz und Inzidenz einiger Erkrankungen ein Nordost–Südwest Gefälle beobachtet werden: z.B. für die arterielle Hypertonie [1] und die kardiovaskuläre Mortalität [2]. Der DIAB-CORE Verbund konnte dies ebenfalls für den Typ 2 Diabetes mellitus zeigen. Gegenstand dieser Analyse ist die Untersuchung, ob individuelle Merkmale und Deprivation in der Wohnumgebung diese regionalen Unterschiede erklären können.
Methoden: Im Rahmen des DIAB-CORE Verbundes wurden Daten aus fünf regionalen bevölkerungsbasierten Studien mit Basiserhebungen zwischen 1997 und 2006 analysiert: Im Nordosten Deutschlands die Study of Health in Pomerania (SHIP), im Osten die Cardiovascular Disease, Living, and Ageing in Halle Study (CARLA), im Westen die Heinz Nixdorf Recall Study (HNR) und die Dortmunder Gesundheitsstudie (DHS) und im Süden die Kooperative Gesundheitsstudie im Raum Augsburg (KORA). Probanden zwischen 45 und 74 Jahren wurden berücksichtigt. Die untersuchte Zielgröße war das Vorhandensein eines selbstberichteten, ärztlich diagnostizierten Typ 2 Diabetes. Die fünf Studienregionen wurden in insgesamt 236 Wohnumgebungen (statistische Bezirke, Stadtteile, Planungsregionen) kleinräumig untergliedert, denen die Studienteilnehmer anhand ihrer Adresse zur Basisuntersuchung zugeordnet wurden. In der hier durchgeführten Analyse wurden für 9.132 Individuen, die zu Studienbeginn in 226 Nachbarschaften lebten, logistische Mehr-Ebenen Regressionsmodelle berechnet. Neben der Studienregion, wurden Alter, Geschlecht, sozialer Status und Arbeitslosigkeit in der Wohnumgebung berücksichtigt.
Ergebnisse: Für die Wahrscheinlichkeit einen Typ 2 Diabetes mellitus zu berichten zeigt sich ein Südwest-Nordost Gradient. In Referenz zur Studienpopulation in Süddeutschland (KORA, Augsburg) ist die Wahrscheinlichkeit eines Typ 2 Diabetes nach Kontrolle für Alter, Geschlecht und sozialen Status in den anderen Studienregionen erhöht. Eine Ausnahme bildet die Studienregion HNR. Die Einführung von Arbeitslosigkeit in das Modell löst die regionalen Unterschiede annähernd auf. Für die Regionen im Osten (CARLA) und Nordosten (SHIP) bleiben erhöhte Schätzer bestehen, die jedoch nicht signifikant sind. Mit steigender Arbeitslosigkeit in der Wohnumgebung nimmt die Wahrscheinlichkeit einen Typ 2 Diabetes zu haben zu. In der geschlechtsstratifizierten Analyse werden bei Männern nach Adjustierung für Alter, sozialen Status und Arbeitslosigkeit die regionalen Unterschiede erklärt, während sie bei Frauen bestehen bleiben. Die regionale Varianz in der Diabetesprävalenz ist insgesamt gering, zwischen den Studienregionen jedoch größer als zwischen den Wohnumgebungen innerhalb der Studienregionen.
Schlussfolgerungen: Die in Deutschland beobachteten regionalen Gesundheitsunterschiede können in der multivariaten Analyse der Wahrscheinlichkeit eines Typ 2 Diabetes bestätigt werden. Arbeitslosigkeit in der Wohnumgebung ist ein bedeutender Faktor in der Erklärung der regionalen Unterschiede.
Die Arbeit wurde unterstützt durch das „Kompetenznetz Diabetes mellitus“, gefördert vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung (Förderkennzeichen 01GI0814).
Literatur
- 1.
- Meisinger C, Heier M, et al. Regional disparities of hypertension prevalence and management within Germany. J Hypertens. 2006;24(2):293-9.
- 2.
- Müller-Nordhorn J, Rossnagel K, et al. Regional variation and time trends in mortality from ischaemic heart disease: East and West Germany 10 years after reunification. Journal of Epidemiology and Community Health. 2004;58(6):481-5.