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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Qualitätsmanagement in der Medizin – Unterschiede betriebswirtschaftlicher und regulatorischer Ansätze am Beispiel der invasiven Kardiologie

Meeting Abstract

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  • Stefan Göhring - Health Care Consulting, Berlin

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds558

doi: 10.3205/11gmds558, urn:nbn:de:0183-11gmds5589

Veröffentlicht: 20. September 2011

© 2011 Göhring.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Mit der Entwicklung der Informationsverarbeitung kamen in der Industrie zugleich Methoden des Qualitätsmanagements (QM) zur Rationalisierung von Organisation und Fertigung zum Zuge. Später fanden Methoden des QM Eingang in das Gesundheitswesen. Welche Unterschiede bestehen zwischen den klassischen Ursprüngen in der Industrie und den späteren Entwicklungen im Gesundheitswesen?

Betriebswirtschaftliche Konzepte werden aus eigener Motivation von Unternehmen umgesetzt, um durch QM-Maßnahmen Rationalisierungseffekte und Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Im deutschen Gesundheitswesen mit seinen Vorgaben zu Versorgung werden Maßnahmen zur QM von den Leistungserbringern dagegen qua Gesetz verlangt. Ein tatsächlicher Wettbewerb kann hier nur sehr eingeschränkt stattfinden [1].

Methode: Die „Qualitätssicherung Invasive Kardiologie“ (QuIK) ist eine von überwiegend niedergelassenen Kardiologen selbst entwickelte Methode zur Überprüfung der Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität im Herzkatheterlabor (HKL) und zum Vergleich zwischen den Leistungserbringern (Benchmark).

Die gewonnenen Daten fließen überdies in ein Register ein, das bereits über eine Million Fälle enthält [2].

Bei vorgegebenen qualitätssichernden Maßnahmen wird anhand von ausgewählten Kriterien (Indikatoren) versucht, Auffälligkeiten festzustellen und anhand dieser Qualität der Diagnostik und Therapie zu vergleichen und zu bewerten (Top-down-approach).

Die hier aus eigener Initiative entstandenen Maßnahmen stellen ebenfalls die Umsetzung eines definierten Katalogs dar, zu dessen Anerkennung sich die Einrichtungen jedoch freiwillig verpflichten und der nur diejenigen betrifft, die diese Methode anerkennen und die diese Maßnahme selbst tragen wollen (bottom-up-approach). Sie folgen aber einem betriebswirtschaftlichen Kalkül, das Aufwand und Nutzen in Rechnung stellt. Zudem ist es von Anfang an rein elektronisch realisiert worden. Zur Validierung der Daten findet ein jährliches stichprobenbezogenes Monitoring statt [3].

Ergebnisse: Zu Beginn des QuIK-Projekts bestand die Erwartung, dass nur ein kleiner Teil kardiologischer Einrichtungen den Aufwand und die Kosten aufbringen würde.

Aus ursprünglich acht HKLs im Jahr 1996 sind es jedoch 127 im Jahr 2010 geworden und damit ca. 80 % der im niedergelassenen Bereich tätigen HKLs. Die Beendigung der Teilnahme aus Gründen eines nicht mehr bestehenden Interesses ist selten und ist durch Neuzugänge regelmäßig übertroffen worden.

Fazit: Es kann nachgewiesen werden, dass QM-Instrumente die Qualität der medizinischen Leistungen messbar steigern. Vorgegebene Methoden bergen die Gefahr der Bürokratie und der Aufwand wird von den Akteuren bezweifelt. Freiwillige Maßnahmen messen sich am Nutzen für ihre Anwender im Verhältnis von den dafür von ihnen aufgewendeten Kosten. QuIK hat gezeigt, dass eigenverantwortete QM-Maßnahmen dauerhaft erfolgreich sein können.


Literatur

1.
Busse R. Wettbewerb im Gesundheitswesen - eine Gesundheitssystemperspektive. Z Evid Fortbild Qual Gesundh wesen (ZEFQ). 2009;103:608-615.
2.
Levenson B, Albrecht A, Göhring S, Haerer W, Reifart N, Ringwald G, Schräder R, Troger B. 6. Bericht des Bundesverbandes Niedergelassener Kardiologen zur Qualitätssicherung in der diagnostischen und therapeutischen Invasivkardiologie 2006-2009. Herz. 2011;36:41-49.
3.
Albrecht A, Levenson B, Göhring S, Haerer W, Reifart N, Ringwald G, Troger B. Das QuIK-Register des Bundesverbands Niedergelassener Kardiologen: Flächendeckende vergleichende Qualitätssicherung in der Invasivkardiologie. Dtsch Med Wochenschr. 2009;134:211-213.