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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Evaluation der Effekte der elektronischen Bereitstellung von Dokumenten - Eine Fallstudie am Beispiel des Braunschweiger Befundportals

Meeting Abstract

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  • Alexander Sandau - Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik, TU Braunschweig, Braunschweig
  • Nathalie Gusew - Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik, TU Braunschweig, Braunschweig

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds484

doi: 10.3205/11gmds484, urn:nbn:de:0183-11gmds4848

Veröffentlicht: 20. September 2011

© 2011 Sandau et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Bedeutung der kooperativen medizinischen Versorgung und Kommunikation im Gesundheitswesen hat stetig an Bedeutung gewonnen [1]. Allerdings bestehen in Deutschland Defizite in der Kommunikation und Koordination zwischen den arbeitsteiligen Organisationen der Versorgungskette besonders zwischen Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten. Eine häufige Ursache von Problemen bei papierbasierter Kommunikation sind verspätete, unvollständige oder nicht eintreffende medizinische Dokumente wie z.B. Arztbriefe oder Laborbefunde. Im vorliegenden Beitrag soll eine durchgeführte Befragung von Ärzten zur Bereitstellung von elektronischen Dokumenten über das Braunschweiger Befundportal vorgestellt werden.

Material und Methoden: Die Funktionalität des Braunschweiger Befundportals gliedert sich in Befundkommunikation und Zugriff auf die elektronische Patientenakte einer stationären Einrichtung. Als Datenempfänger sind fünf Krankenhäuser der Region, ein MVZ und ca. 30 niedergelassene Ärzte angebunden.

Es wurde eine Studie zur Evaluation der Effekte der elektronischen Bereitstellung von Dokumenten durchgeführt. Die Studie wurde als retrospektive Studie konzipiert. Die Datenerhebung wurde als prolektive nichtrandomisierte Befragung und retrolektive Datenbestandsanalyse in einem dreimonatigen Erhebungszeitraum vorgenommen. Dazu wurden Fragebögen zur Arztbriefübermittlung und zur Befundkommunikation konzipiert, die das Nutzerverhalten und die Nutzerzufriedenheit erfassen. Die Ergebnisse der Befragung der 22 niedergelassenen Ärzte wurden mit den protokollierten Daten des Befundportals verglichen.

Ergebnisse: Die Ergebnisse wurden in sieben Kategorien zusammengefasst. Die Zufriedenheit der Ärzte mit dem Portal ist durchwachsen. Die Ärzte erkennen den positiven Einfluss des Portals, trotzdem wird es nicht regelmäßig genutzt. Kritisch ist außerdem, dass nur wenige Ärzte Arztbriefe automatisch in die Praxissoftware importieren können. Außerdem ist es schwierig die Rechtzeitigkeit zu erfassen. Die befragten Ärzte haben unterschiedliche Ansichten über rechtzeitige Bereitstellung von Arztbriefen. Die größten Vorteile haben die Arztpraxen, die eine rein elektronische Patientenakte betreiben. Probleme wurden bei der Versorgung mit Informationen für Ärzte, die die Erstversorgung nach der Entlassung durchführen, erkannt. Es wurde berichtet, dass keine Vor- oder Nachteile für den Patienten beobachtet werden konnten. Nachteilig ist, dass nicht alle Fachabteilungen der stationären Einrichtung an die elektronische Arztbriefschreibung angebunden sind. Die niedergelassenen Ärzte besitzen keine Informationen darüber, welche Fachabtteilungen angeschlossen sind. Die Auswertung zum Thema der Befundübermittlung hat ergeben, dass das Portal die rechtzeitige Verfügbarkeit von Befunddokumenten verbessert hat. Die Resonanz über den Nutzen des Portals ist durchweg positiv, die Befunde liegen schneller vor.

Diskussion: Die Durchführung der Studie hat ergeben, dass das Potenzial des Befundportals nicht ausgeschöpft ist. Problematisch ist zum Beispiel der Abrufprozess, der rechtlich nicht an Arzthelfer ausgelagert werden darf. Vergleichbare Studien kommen zu ähnlichen Ergebnissen [2], [3]. Jedoch sind die Ergebnisse der durchgeführten Studie mit Vorsicht zu betrachten, da aufgrund der geringen Fallzahl keine Verallgemeinerung möglich ist.


Literatur

1.
Report of the WHO Group Consultation on Health Telematics. A Health Telematics Policy. In: WHO's Health-for-All Strategy for Global Health Development. Geneva: 1997.
2.
Machman C, Ammenwerth E, Schabetsberger T. Evaluation of the Electronic Transmission of Medical Findings from Hospitals to Practitioners by Triangulation. Methods of Information in Medicine. 2006:225-233.
3.
Moorman P, Branger P, van der Kam W, van der Lei J. Electonic Messaging between Primary and Secondary Care: A Four-year Case Report. JAMIA. 2001:372-378.