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Erzeugung von Kaplan-Meier Kurven aus Routinedaten im Krankenhausinformationssystem
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Veröffentlicht: | 20. September 2011 |
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Einleitung/Hintergrund: Die Analyse von Überlebenszeiten und die Generierung von Kaplan-Meier Kurven [1] sind für die klinische Forschung von großer Bedeutung. Um dies auf einer breiten Datenbasis zu ermöglichen, ist eine vollständige und zeitnahe Erfassung der benötigen Daten in der Routinedokumentation anzustreben. Aktuell findet jedoch die Dokumentation für die Krankenversorgung unabhängig von der Dokumentation für die klinische Forschung statt, bei der Nachsorgeinformationen entweder papierbasiert oder in separaten Tabellenkalkulationsprogrammen gepflegt werden, um entsprechende Auswertungen zu ermöglichen. Die daraus resultierende redundante Datenhaltung kann zu Inkonsistenzen führen, wenn dieselben Daten beispielsweise für klinische Studien, die Meldung an das epidemiologische Krebsregister oder für das Qualitätsmanagement relevant sind.
Material und Methoden: Am Universitätsklinikum Münster wurde daher untersucht, ob sich die Nachsorgedokumentation elektronisch so gestalten lässt, dass Forschungsfragen nach Überlebenszeiten auf Basis der Routinedaten beantwortet werden können und eine direkte Erzeugung von Kaplan-Meier Kurven möglich ist. Dazu wurden die Nachsorgeprozesse in zwei Fachabteilungen (Prostatazentrum, Hämatologie) untersucht und die eingesetzten Formulare analysiert, um die Überlebenszeitdokumentation im Krankenhausinformationssystem (KIS) [2] zu realisieren. Es wurde ein generisches Formular im CDISC ODM [3] Format erstellt und im KIS implementiert und eine Datenbankabfrage erstellt, die die relevanten Daten exportiert. Für die Erzeugung der Kaplan-Meier Kurven wurden mittels des Statistikprogramms R entsprechende Skripte erstellt, die darüber hinaus erweitert wurden, um zusätzlich Qualitätsmanagementaspekte (Vollständigkeit der Daten) untersuchen zu können.
Ergebnisse: Auf Basis der in der Analyse identifizierten gemeinsamen Attribute (u.a. Erstdiagnosedatum, Überlebensstatus, Nachsorgedatum) wurde ein generisches Nachsorgeformular im lokalen KIS implementiert und anschließend in die klinische Routine überführt. Dieses Formular wird nun bei Nachsorgeuntersuchungen eingesetzt. Wichtige Aspekte bei der Implementierung waren das Zulassen ungenauer Datumsangaben (Diagnosemonat + Diagnosejahr) sowie die Dokumentation, aus welcher Quelle (Nachsorgetermin, Hausarzt, Register) die Überlebenszeitdaten stammen. Die Akzeptanz des Formulars unter den Ärzten war hoch, so dass zusätzlich weitere Patienten retrospektiv eingegeben wurden. So befinden sich derzeit insgesamt 1.698 Formulare von 1.458 Patienten im System. Neben den erzeugten Kurven lassen sich auch Angaben wie die mediane und mittlere Überlebenszeit direkt aus diesen Daten gewinnen. Der gesamte Prozess kann direkt vom Arzt gesteuert werden, so dass er/sie in wenigen Minuten die entsprechenden Daten zur Verfügung hat [4].
Diskussion/Schlussfolgerungen: Die Integration einer strukturierten Nachsorgedokumentation für mehrere Fachabteilungen in den klinischen Alltag ist mit dem KIS möglich. Darüber hinaus kann der Arzt nun jederzeit selbst aktuelle Kaplan-Meier Kurven auf Basis dieser Daten erzeugen. Im Sinne der Sekundärnutzung klinischer Daten (EHR Reuse) [5] wird das KIS nun für die Routinedokumentation und die klinischen Forschung genutzt.
Literatur
- 1.
- Kaplan EL, Meier P. Nonparametric estimation from incomplete observations. Journal of the American Statistical Association. 53:457-81.
- 2.
- Agfa Healthcare. http://www.agfa.com/en/he/home.jsp
- 3.
- CDISC. http://www.cdisc.org/odm
- 4.
- Breil B, Semjonow A, Müller-Tidow C, Fritz F, Dugas M.HIS-based Kaplan-Meier plots – a single source approach for documenting and reusing routine survival information. BMC Med Inform Decis Mak. 2011;11:11.
- 5.
- Prokosch HU, Ganslandt T. Perspectives for medical informatics. Reusing the electronic medical record for clinical research. Methods Inf Med. 2009;48(1):38-44.