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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Kann man ein Tumordokumentationssystem einfach austauschen? Erfahrungen aus einem Umstellungsprojekt

Meeting Abstract

  • Marcus Martin - Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen
  • Stefan Schick - Tumorzentrum der Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen
  • Thomas Bürkle - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen
  • Sabrina Petsch - Tumorzentrum der Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen
  • Udo Altmann - Justus-Liebig-Universität Giessen, Erlangen
  • Matthias Beckmann - Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen
  • Hans-Ulrich Prokosch - Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds426

doi: 10.3205/11gmds426, urn:nbn:de:0183-11gmds4260

Veröffentlicht: 20. September 2011

© 2011 Martin et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Das 1978 gegründete Tumorzentrum der Universität Erlangen-Nürnberg vereinigt die klassischen Module eines Tumorzentrums unter einem Dach [1]. Im Rahmen des Bevölkerungsbezogenen Krebsregisters Bayern (BKR) wurde das Klinische Krebsregister ab 1998 auf die Region erweitert. Durch die zunehmende Vernetzung mit Kliniken, Praxen, den zertifizierten Organkrebszentren wachsen auch die Anforderungen an das Klinische Krebsregister des Tumorzentrums. Zudem wurde 2008 das University-Cancer-Center Erlangen als eines der elf von der Deutschen Krebshilfe geförderten Spitzenzentren etabliert. So war zu entscheiden, ob das bestehende eigenentwickelte Tumordokumentationssystem TUREK2 erweitert oder ein neues System eingeführt werden sollte.

Methoden: Die Entscheidung fiel auf das von derzeit 50 Klinischen Krebsregistern in Deutschland eingesetzte Gießener Tumordokumentationssystem (GTDS) [2] mit umfangreichen Möglichkeiten für organspezifische Tumordokumentation und einem Remotezugang (WebGTDS). Ein Stufenkonzept für die Einführung wurde erstellt: Nach der Installation eines Testsystems sah die Zeitplanung eine Migration in 7 Monaten bis zum Produktivgang der Stufe I vor: Abbildung des kompletten Funktionsumfangs von TUREK2 in GTDS und Import aller Altdaten.

Ergebnisse: Der Zeitplan konnte beidseits nicht eingehalten werden. Es stellten sich folgende Probleme heraus:

  • TUREK2 beinhaltet eine den Bedürfnissen des Erlanger Universitätsklinikums und des BKR angepasste kompakte ADT-Tumorbasisdokumentation, die trotz weitgehender Kompatibilität nicht 1zu1 auf GTDS übertragen werden kann: Einzelne notwendige TUREK2-Dokumentationsinhalte sind in GTDS nicht vorhanden, andererseits können in TUREK2 kompakt dokumentierte Inhalte nicht ohne weiteres in die GTDS-Detaildokumentation abgebildet werden.
  • Aktuelle Datenschutzanforderungen verlangen für neue Software eine datenschutzrechtliche Aufklärung und Patienteneinwilligung. Für die Übermittlung von Daten aus den klinischen Systemen an GTDS musste entsprechende Komponenten dort neu entwickelt und implementiert werden.
  • TUREK2 verfügt über eine Archiv eingescannter Dokumente. Diese von GTDS nicht angebotene Funktionalität wurde neu im Soarian Health Archive abgebildet.

Nach knapp 12 Monaten gelang erstmals ein vollständiger Import von ca. 250.000 Patienten mit über 850.000 Verläufen. Derzeit werden Konsistenzchecks durchgeführt, um sicherzustellen, dass der Import der Altdaten vollständig und valide ist.

Diskussion: Trotz weitgehender Kompatibilität und der Mobilisierung aller Kräfte sowohl beim GTDS-Entwicklerteam als auch in Erlangen (Geschäftsstelle des Tumorzentrums, Medizinisches Zentrum für Informations- und Kommunikationstechnik) sollte der Aufwand beim Austausch eines Tumordokumentationssystems nicht unterschätzt werden, insbesondere wenn ein kompletter Import der über Jahrzehnte dokumentierten Altdaten gefordert ist. Semantische Unterschiede in der Datenhaltung zwischen dem alten und neuen System [3] machen in Einzelfällen Kompromisse notwendig. Mittlerweile konnten fast alle Probleme gelöst werden, der Umstieg auf GTDS ist für Juli 2011 geplant.


Literatur

1.
Horvath und Partners GmbH. Endbericht - Evaluierung der Tumorzentren in der BRD. 20.09.2004. Abrufbar im Internet: http://www.tumorzentren.de/veroeffentlichungen.html. Stand: 15.04.2011 Externer Link
2.
Altmann U, Katz F, Dudeck J. Das Gießener Tumordokumentationssystem GTDS –– Software für klinische Krebsregister. Juli 2002. Abrufbar im Internet: http://www.med.uni-giessen.de/akkk/gtds/. Stand 15.04.2011 Externer Link
3.
Altmann U, Katz F. Einführung in das GTDS. 1999. URL: http://www.med.uni-giessen.de/akkk/gtds/grafisch/doku/einfuehr.htm. Stand 15.04.2011 Externer Link