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Spätkomplikationen und Revisionen nach Implantation eines endoprothetischen Hüftgelenksersatzes bei Coxarthrose - Eine Analyse von AOK-Routinedaten
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Veröffentlicht: | 20. September 2011 |
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Hintergrund: Spätkomplikationen und Revisionen nach Implantation eines endoprothetischen Hüftgelenksersatzes stellen wichtige Indikatoren der Behandlungsqualität dar [1]. Ziel der vorliegenden Analyse war es, den Anteil von Spätkomplikationen und Revisionen innerhalb eines Jahres nach dem Eingriff zu ermitteln sowie die Streuung in den Komplikationsraten der Kliniken zu untersuchen.
Methode: Die Analyse wurde mit bundesweiten anonymisierten AOK-Abrechnungsdaten der Jahre 2006-2008 im Rahmen des Verfahrens „QSR- Qualitätssicherung mit Routinedaten“ durchgeführt [2]. Eingeschlossen wurden alle Fälle mit einer Implantation eines endoprothetischen Ersatzes des Hüftgelenks bei Coxarthrose. Die Identifizierung der Fälle erfolgte über die dokumentierten Operationsschlüssel (OPS: 5-820). Ausgeschlossen wurden alle Fälle mit Implantation einer Hüftgelenks-Endoprothese bei Schenkelhalsfraktur oder Osteosynthese, Tumorerkrankungen, einem hüft-endoprothetischem Eingriff im Vorjahr sowie Patienten unter 20 Jahren. Kliniken mit weniger als 30 Fällen wurden nicht in der Analyse berücksichtigt. Komplikationen und Revisionen wurden über Krankenhaus-Wiederaufnahmen im 1-Jahres-Follow-up ermittelt. Revisions- bzw. Komplikationsraten wurden sowohl auf Bundesebene als auch für die einzelnen Kliniken berechnet. Weiterhin wurden Klinik spezifische standardisierte Morbiditäts-Ratios (SMR) als Verhältnis von beobachteten und erwarteten zusammengefassten Komplikations- und Revisionsraten ermittelt. Die Berechnung der erwarteten Werte erfolgte risikoadjustiert mittels logistischer Regression.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 155.216 Eingriffe aus 922 Kliniken eingeschlossen. Innerhalb eines Jahres betrug der Anteil der Revisionen 3,90% (n=6.052). 48,65% der Revisionen erfolgte dabei nach Entlassung aus dem initialen Klinikaufenthalt (inklusive jeglicher Verlegungen). Luxationen, Verstauchungen und Zerrungen des Hüftgelenks sowie Komplikationen durch die Endoprothese oder den Eingriff traten innerhalb von 90 Tagen bei 7,82% der Patienten auf (n= 12.144). Die 90-Tage-Sterblichkeit betrug 0,95% (n= 1.482). Für die rohen, nicht risikoadjustierten Komplikationsraten der Kliniken ergab sich: 365-Tage-Revisionen traten im unteren Quartil der Kliniken bei weniger als 2,4 % der Fälle auf, der Median lag bei 4,0 % und das obere Quartil bei 5,9 %. Für Luxationen und Komplikationen ergaben sich 5,1% / 7,5% / 10,9 % sowie bei der 90-Tage-Sterblichkeit: 0,0% / 0,9% / 1,9% (jeweils unteres Quartil / Median / oberes Quartil). Die risikoadjustierten SMRs der Kliniken lagen zwischen 0,00 und 3,90 (unteres Quartil: 0,74; Median:1,02; oberes Quartil: 1,36).
Schlussfolgerung: Auf Grundlage von Routinedaten konnten Angaben zur Häufigkeit von Spätkomplikationen und –Revisionen nach Implantation eines Hüftgelenksersatzes ermittelt und damit wichtige Indikatoren bezüglich der Behandlungsqualität von Kliniken gewonnen werden. Die starke Streuung der berechneten SMR-Werte weist auf relevante Qualitätsunterschiede zwischen den Kliniken hin.
Literatur
- 1.
- Swedish Hip Arthplasty Register. Annual Report 2008. Available from: https://www.jru.orthop.gu.se/archive/AnnualReport-2008-eng.pdf
- 2.
- Heller G. Zur Messung und Darstellung von medizinischer Ergebnisqualität mit administrativen Routinedaten in Deutschland. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2008;51:1173-1182.