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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Zukünftige Auswirkungen der verbesserten Teilnahmerate am Pap-Screening – Einsichten aus einem HPV-Impfmodell

Meeting Abstract

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  • Johannes Horn - Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin, Bremen
  • Oliver Damm - Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld, Bielefeld
  • Edeltraud Garbe - Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin, Bremen
  • Rafael Mikolajczyk - Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin, Bremen

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds246

doi: 10.3205/11gmds246, urn:nbn:de:0183-11gmds2461

Veröffentlicht: 20. September 2011

© 2011 Horn et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Evaluation der Auswirkungen von Screeningmaßnahmen auf Krebsinzidenz und -mortalität ist insbesondere für Krebsarten mit einer langen Latenzzeit problembehaftet. Zwischen den Jahren 1990 und 2000 konnte ein Anstieg der jährlichen Teilnahmerate am Pap-Screening von 24% auf 48% verzeichnet werden. Dies schlug sich in einem Rückgang der Krebsinzidenz von 15,5 pro 100.000 im Jahr 1990 auf 9,4 im Jahr 2008 (Krebsregister Saarland, Europa-Standardbevölkerung) nieder. Ein weiterer Rückgang der Inzidenz ist zu erwarten und fällt erwartungsgemäß in die Zeit nach der im Jahr 2007 erfolgten Einführung der HPV-Impfung in Deutschland. Das Ziel unserer Analyse ist es, darzustellen welcher Rückgang der Inzidenz dabei allein auf das verbesserte Screening zurückzuführen sein wird.

Methoden: Unsere Analysen basieren auf einem mathematischen Modell, in dem die HPV Infektion und ihre Folgezustände (sowohl Präkanzerosen CIN I bis CIN III als auch Krebszustände FIGO I bis FIGO IV), Screening und Behandlung für die Bevölkerung in Deutschland dargestellt werden. Eine Besonderheit des Modells ist neben der Kalibrierung für das Jahr 2006 die Abbildung historischer Prozesse: Zum einen wird die Einführung des Screenings im Jahr 1971 modelliert, zum anderen die Verbesserung der Teilnahmerate zwischen 1990 und 2000 simuliert. Das Modell wurde primär im Kontext der Evaluation der HPV-Impfung entwickelt, kann jedoch sowohl Auswirkungen eines veränderten Screeningverhaltens als auch die Konsequenzen der Impfung separat darstellen. Im Rahmen von Simulationen werden dabei zukünftige Auswirkungen eines verbesserten Screenings ausgewertet.

Ergebnisse: Das Modell stellt den Rückgang der Inzidenz von Gebärmutterhalskrebs aufgrund des verbesserten Screenings seit 1990 dar. Der abnehmende Trend ist zunächst weitgehend linear; im weiteren Verlauf erfolgt eine Abflachung und um das Jahr 2020 wird schließlich die maximale Auswirkung erreicht, die auf diesem Niveau anhalten wird, solange keine weitere Änderung der Screeningbeteiligung erfolgt. Verglichen mit den Raten von 1990 ging die Krebsinzidenz um 35% bis zum Jahr 2011 zurück und wird bis 2020 um weitere 10% des Ursprungswertes zurückgehen. Die Auswirkungen auf die Mortalität sind mit 40% bis 2011 und danach weiteren 15% sogar noch bedeutender.

Schlussfolgerungen: Der zu erwartende anhaltende Rückgang der Krebsinzidenz in den nächsten Jahren ist auf historische Prozesse zurückzuführen und sollte nicht irrtümlich mit der Einführung der HPV-Impfung assoziiert werden. Sichtbare Auswirkungen der HPV-Impfung sind frühestens in ca. 15 Jahren zu erwarten. Die Notwendigkeit des Einsatzes mathematischer Modellierungen als Evaluationsinstrument der HPV-Impfung ergibt sich aus dem langen Zeithorizont, denn zwischen der ursächlichen HPV-Infektion und dem Auftreten von Krebs vergehen im Durchschnitt etwa 28 Jahre.