gms | German Medical Science

MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Schätzung der Influenza assoziierten Exzess-Konsultationen in Deutschland zwischen 2001 und 2010

Meeting Abstract

  • Matthias an der Heiden - Robert Koch-Institut, Berlin
  • Karla Köpke - Robert Koch-Institut, Berlin
  • Silke Buda - Robert Koch-Institut, Berlin
  • Udo Buchholz - Robert Koch-Institut, Berlin
  • Walter Haas - Robert Koch-Institut, Berlin

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds177

doi: 10.3205/11gmds177, urn:nbn:de:0183-11gmds1771

Veröffentlicht: 20. September 2011

© 2011 an der Heiden et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Einleitung/Hintergrund: Eine Schätzung der Gesamtzahl von Arzt-Konsultationen aufgrund von Influenza in Deutschland ist von grundlegender Bedeutung, (1) als Näherungswert für die Krankheitslast behandlungsbedürftiger Influenzaerkrankungen in der Bevölkerung, (2) als Ausgangspunkt, um die Gesamtzahl der an Influenza erkrankten Personen zu schätzen, (3) als möglicher Nenner zur Schätzung der Letalität und (4) für Kostenanalysen im Gesundheitswesen. Diese Informationen sollten zudem möglichst zeitnah im Verlauf von Influenza-Wellen verfügbar sein.

Material und Methoden: Datenbasis sind die Arzt-Konsultationen aufgrund von akuten respiratorischen Erkrankungen (ARE) aus dem Praxis-Sentinel der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) zwischen Oktober 2000 und Oktober 2010, sowie Daten aus der virologischen Surveillance des Nationalen Referenzzentrum für Influenza. Zunächst werden mit Hilfe der virologischen Daten Perioden mit signifikanter Influenza-Zirkulation (Influenzaperiode) definiert. Der Verlauf der ARE Konsultationen wird wöchentlich in bestimmten Großregionen (Süden, Westen, Norden, Osten) und den Altersgruppen (0-4), (5-14), (15-34), (35-59) und (60+) geschätzt. Dieser Verlauf wird außerhalb von Influenzaperioden mit einem zyklischen Regressionsmodell nachgebildet und daraufhin als ARE Hintergrund-Verlauf auf die Influenzaperioden extrapoliert. Dazu verwenden wir ein modifiziertes Serfling Modell, welches neben jährlichen Sinus- und Cosinus-Schwingungen eine variable Anzahl sowohl kurzwelligerer als auch mehrjähriger Schwingungen mit einbezieht. Die Differenz der geschätzten Konsultationen zum ARE Hintergrund-Verlauf innerhalb der Influenzaperioden ergibt dann die Zahl von Influenza assoziierten Exzess-Konsultationen. Dabei unterscheiden wir zwischen signifikant positivem, im Bereich der Erwartung liegendem und negativem Exzess, welcher jeweils getrennt interpretiert wird.

Ergebnisse: Die geschätzten positiven Exzess-Konsultationen variierten im untersuchten Zeitraum zwischen 0,2 Millionen (Saison 2003/04) und 5,2 Millionen (Saison 2004/05), wobei etwa alle zwei Jahre ein größerer positiver Exzess beobachtet wurde. Die pandemische Influenzawelle 2009/10 hatte mit geschätzten 2,8 (95% K.I.: 2,3-3,3) Millionen Konsultationen eine mittlere Stärke. Der größte positive Exzess tritt in der Regel bei Klein- (0-4) und Schulkindern (5-14) auf. Unser Modell zeigte regelmäßig um den Jahreswechsel negative Exzesse. Außerhalb der Influenza-Wellen wurden darüber hinaus keine nennenswerten Exzesse geschätzt.

Diskussion/Schlussfolgerungen: Trotz verschiedener methodisch bedingter Limitationen erlaubt das vorgestellte Modell eine systematische und robuste Schätzung des Verlaufs der Exzess-Konsultationen in verschiedenen Jahren. Die Ergebnisse tragen damit zur Einordnung der Stärke von Influenzawellen und der Krankheitslast in verschiedenen Altersgruppen bei. Durch die flexible Anpassung an den ARE Hintergrund-Verlauf ist das Modell auch auf andere Sentinel-Surveillancesysteme übertragbar.