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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Syndromische Surveillance für akute respiratorische Erkrankungen auf der Grundlage einer elektronischen Erfassung von ICD-10-Codes aus Arztinformationssystemen

Meeting Abstract

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  • Karla Köpke - Robert Koch-Institut, Berlin

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds173

doi: 10.3205/11gmds173, urn:nbn:de:0183-11gmds1731

Veröffentlicht: 20. September 2011

© 2011 Köpke.
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Gliederung

Text

Einleitung: Aufgrund der Bedeutung der Influenzasurveillance für die öffentliche Gesundheit wird die Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) seit 2009 vollständig vom RKI durchgeführt. Die papierbasierte Erfassung der Anzahl der akuten respiratorischen Erkrankungen (ARE) bedeutet einen gesonderten Aufwand für die Sentinelpraxen und erlaubt nur die Erfassung aggregierter Daten. Bereits im Nationalen Pandemieplan wurde die Etablierung einer elektronischen Surveillance mit dem Ziel einer fallbasierten, robusten Datenerhebung empfohlen. Das sich im Aufbau befindende Sentinel zur elektronischen Erfassung von Diagnosecodes (SEED-Sentinel) basiert auf einer für dieses Projekt am RKI entwickelten Schnittstelle, die in ein Softwaretool für fünf Arztinformationssysteme umgesetzt wurde.

Methoden: Das Tool sammelt nach Registrierung des Arztes die anonymisierten Daten zu allen Patienten mit einer ARE, die durch ICD-10-Codes insbesondere der J00- bis J22-Gruppe, charakterisiert ist. Außerdem wird die Gesamtanzahl der behandelten Patienten, stratifiziert in sieben Altersgruppen pro Tag, erfasst. Die Daten der jeweils letzten vier Wochen können jederzeit durch den Arzt in einer verschlüsselten Datei als Anhang einer E-Mail an das RKI gesendet werden [1]. Dort werden die Daten in die Influenzadatenbank gespeichert. Zur Prüfung der Validität des neuen Systems wurden epidemiologische Indikatoren der AGI genutzt: die Anzahl der ARE-Patienten pro 100 behandelte Patienten in der Praxis (ARE/100PK) und die geschätzte wöchentliche Anzahl der ARE-Konsultationen in den primärversorgenden Praxen Deutschlands je 100.000 Einwohner (Konsultationsinzidenz [2]; KI). Als Maß für einen stochastischen Zusammenhang zwischen zwei Variablen wurde Spearmans Rangkorrelationskoeffizient berechnet. Die Normierung von Variablen erfolgte durch Division der wöchentlich beobachteten Anzahl von Fällen durch die Summe aller Fälle im Untersuchungszeitraum multipliziert mit 100.

Ergebnisse: Im Zeitraum von der 16. Kalenderwoche 2009 bis zur 15. Kalenderwoche 2010 meldeten 70 über Deutschland verteilte Praxen der Primärversorgung. Die wöchentlichen Schätzwerte der ARE/100PK bzw. der KI, die einerseits aus AGI-Daten, andererseits aus den Daten des SEED-Sentinels für den Untersuchungszeitraum berechnet wurden, sind hoch korreliert (p<0,001, n=53). Ebenso zeigen die wöchentlichen Werte der normierten Anzahl von Patienten, für die der Arzt eine Grippediagnose vergeben hat, mit den Werten der entsprechend normierten Influenzafälle, die über das Infektionsschutzgesetz übermittelt wurden, bzw. den Werten für die normierten positiven Influenzafälle aus der virologischen Surveillance des Nationalen Referenzzentrums einen Zusammenhang (p<0,001, n=53).

Schlussfolgerungen: Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die routinemäßige, elektronische Erfassung von Diagnosecodes aus der Praxissoftware ein valides Datenerhebungsinstrument für die syndromische Influenzasurveillance ist. Die Zahl der Sentinelpraxen soll daher ausgeweitet werden und die gewonnenen Ergebnisse werden zukünftig die Berichterstattung zur Influenza ergänzen. Eine Anpassung des Systems scheint auch für andere Erkrankungen mit geringem, technischen Aufwand möglich.


Literatur

1.
Köpke K. Influenza-Überwachung: Surveillance der Krankheitslast. Deutsches Ärzteblatt. 2009;106(5):A-176.
2.
http://influenza.rki.de/Glossar.aspx Externer Link