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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Die Bedeutung der Kombination von Mobilfunk- und Festnetzstichproben für epidemiologische Telefonsurveys

Meeting Abstract

  • Nadin Kastirke - Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin, Greifswald
  • Anja Kreuzer - Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Lübeck
  • Anja Westram - Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Lübeck
  • Doris Hess - INFAS, Bonn
  • Reiner Gilberg - INFAS, Bonn
  • Hans Jürgen Rumpf - Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Lübeck
  • Ulrich John - Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin, Greifswald
  • Christian Meyer - Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin, Greifswald

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds128

doi: 10.3205/11gmds128, urn:nbn:de:0183-11gmds1289

Veröffentlicht: 20. September 2011

© 2011 Kastirke et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Ein wachsender Teil der Bevölkerung besitzt keinen Festnetzanschluss. Aktuelle Schätzungen besagen, dass 11% der Deutschen mittlerweile ausschließlich über einen Mobilfunkanschluss zu erreichen sind. Entsprechend wurden in der Umfrageforschung der letzten Jahre duale Stichprobenansätze entwickelt, die beide Auswahlrahmen berücksichtigen. Im vorliegenden Beitrag soll am Beispiel einer psychiatrisch-epidemiologischen Studie zum Pathologischen Glücksspielen untersucht werden, inwieweit der hieraus resultierende erhöhte Kostenaufwand durch die Reduktion eines möglichen Coverage-Bias zu rechtfertigen ist.

Methode: Basierend auf einer Zufallsstichprobe von Festnetztelefonnummern wurden insgesamt 14.022 Personen befragt. Weitere 13.273 Personen einer Zufallsstichprobe von Mobilfunktelefonnummern wurden auf das Nicht-Vorliegen eines Festnetzanschlusses gescreent. Von denjenigen Personen, die ausschließlich Mobilfunk nutzten, wurden 1.001 telefonisch befragt. Grundgesamtheit beider Zufallsstichproben sind Personen im Alter zwischen 14 und 64 Jahren. Die standardisierte Befragung umfasste neben soziodemografischen Merkmalen die Sektion Glücksspiel des Composite International Diagnostic Interviews zur Bestimmung der Diagnose Pathologisches Glücksspielen nach DSM-IV. Die Datenanalyse erfolgte mittels logistischer Regressionen unter Berücksichtigung des komplexen Stichprobendesigns.

Ergebnisse: Verglichen mit der Festnetzstichprobe waren Befragte der Mobilfunkstichprobe jünger, häufiger männlich, verfügten über eine geringere formale Schulbildung und waren häufiger erwerbslos. Keine signifikanten Unterschiede fanden sich in Bezug auf das Merkmal Migrationshintergrund. Die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen der Diagnose Pathologisches Glücksspielen war bei Befragten der Mobilfunkstichprobe verglichen mit der Festnetzstichprobe um den Faktor 2,5 erhöht (OR 95%-CI: 1,9-3,5). Bei Adjustierung für die genannten bedeutsamen soziodemografischen Merkmale ergibt sich ein Odds Ratio von 1,6 (adj. OR 95%-CI:1,2-2,2). Gegenüber der Festnetzstichprobe erhöht sich die Punktschätzung für die Lebenszeitprävalenz Pathologischen Glücksspielens in der Bevölkerung auf Basis der kombinierten Stichprobe um 11%. Schlussfolgerungen: Im vorliegenden Beispiel zeigt sich ein substanzieller Coverage-Bias bei Beschränkung auf eine Festnetzstichprobe. Dieser kann auch durch umfangreiche Berücksichtigung soziodemografischer Merkmale im Rahmen von Gewichtungsprozeduren nur teilweise kompensiert werden. Im Zuge der sinkenden Verbreitung von Festnetzanschlüssen ist eine zunehmende Relevanz von Dual-Frame-Stichprobenansätzen zu erwarten.