Artikel
Organochlorverbindungen in der Frauenmilch – Die Ableitung aktueller Referenzwerte aus den Daten von 2005–2007 des „Niedersächsischen Muttermilchprojekts“
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 2. September 2009 |
---|
Gliederung
Text
Hintergrund: Die Konzentrationen der im menschlichen Körper nachweisbaren an Organochlorverbindungen sind seit Jahren rückläufig (vgl. [1] versus [2]). Allerdings basieren die aktualisierten deutschen Referenzwerte [1] zur Konzentration in Frauenmilch auf relativ wenigen Proben: für den jüngsten berücksichtigten Jahrgang 2005 lagen 77 Proben vor. Individuelle Einflussgrößen konnten nicht kontrolliert werden. Die Stabilität dieser 95%-Referenzwertschätzungen kann anhand der im Folgenden beschriebenen parallelen Referenzwertermittlung des niedersächsischen Muttermilchprojektes bewertet werden:
Methoden: Für die niedersächsische Gesamtprobenmenge (für 2005–2007: n=1658] sowie für Subgruppen (Erststillende; versch. Altersgruppen) lassen sich über die Perzentile der empirischen Verteilungsfunktion Referenzwerte annahmefrei schätzen. Darüber hinaus erlauben Resampling-Verfahren die Herleitung von nicht-asymptotischen Konfidenzintervallen für die Referenzwerte sowie Lineare Modelle die Kontrolle verschiedener Einflussgrößen (z.B. Alter der Mutter; bisherige Stillzeit).
Zur Referenzwertbestimmung wurden Bootstrap-Ansatz und Schätzungen auf Basis von Lineare Modellen daher sukzessive kombiniert:
- Wahl eines Linearen Modells;
- Für einzelne Merkmalskombinationen: Ableitung von Referenzwerten als obere Prognoseintervallgrenze;
- 1000-faches-Resampling der Designmatrix und des Regresssanden; erneute Regressionsberechnungen;
- Ableitung von Konfidenzintervalle für die Referenzwerte anhand der empirischen Verteilung dieser simulierten Intervallgrenzen.
Ergebnisse: Aus dem niedersächsischen Muttermilchuntersuchungsprogramm resultieren folgende aktuellen 95%-Referenzwerte [jeweils in mg/g Fett]: PCB: 0,45 (Mütter, die nach 1970 geboren sind; herkunftsunabhängig); DDT: 0,25 (westdeutsche Herkunft); HCB: 0,06 ( Mütter, die nach 1970 geboren sind; herkunftsunabhängig). Diese Werte stehen in Einklang mit den in [1] veröffentlichten Referenzwerte mit Ausnahme von DDT (in [1]: 0,5). Detailliertere Ergebnisse finden sich in [3].
Diskussion: Zwar sind Organochlorverbindungen im Biomonitoring rückläufig, doch ist eine Methodendiskussion um Alternativen bei der Referenzwertbestimmung für zukünftige Umweltkontaminanten relevant. Da Biomonitoringuntersuchungen häufig nicht-bevölkerungsrepräsentativ sind, sollte eine Kontrolle bzw. Diskussion individueller Einflussgrößen bei der Referenzwertermittlung erfolgen. Die Stabilität der Referenzwerte ist anhand von Konfidenzintervallen anzugeben. Trends und Einflussgrößen, für die sich die Studien- von der Bezugspopulation unterscheiden, sollten kontrolliert werden.
Literatur
- 1.
- Kommission „Human-Biomonitoring“ des Umweltbundesamtes. Aktualisierung der Referenzwerte für HCB, ß-HCH, DDT und PCB in Frauenmilch. Bundesgesundhbl. 2008;51:1239-42.
- 2.
- Kommission „Human-Biomonitoring“ des Umweltbundesamtes. Referenzwerte für HCB, ß-HCH, DDT und PCB in Frauenmilch. Bundesgesundhbl. 1999;42:533-9.
- 3.
- NLGA. Ableitung von aktuellen Referenzwerte für Fremdstoffe in Frauenmilch – Bericht aus dem Muttermilch-Untersuchungsprogramm des Landes Niedersachsen. Hannover. 2008. Available from: http://cdl.niedersachsen.de/blob/images/C51733488_L20.pdf