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Düsseldorfer Modell eines klinisch integrierten Kurses "Epidemiologie, Med. Biometrie und Med. Informatik"
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Veröffentlicht: | 8. September 2005 |
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Gliederung
Text
Fragestellung und Ziele
Durch die neue Approbationsordnung für Ärzte vom 27.06.2002 wurden die bisherige „Biomathematik für Mediziner“ und „Medizinische Statistik und Informatik“ aus dem Ökologischen Stoffgebiet – seit Jahren überfällig und im Strukturkonzept NRW 2000 vorweggenommen – zum Querschnittsfach „Epidemiologie, Medizinische Biometrie und Medizinische Informatik“ zusammengelegt.
Bei der Umsetzung des neuen Curriculums standen für uns drei Ziele im Vordergrund: Die Veranstaltung soll Kenntnisse zu den praktisch bedeutsamen
- Techniken der Informationsverarbeitung, Methoden der Aufarbeitung von Daten und der Informationstechnologien im Dienste ärztlicher Berufstätigkeit und medizinischer Forschung,
- Methoden der observierenden Forschung zum Aufbau von Erfahrungswissen über Gesundheitsrisiken, Krankheitsverläufen, Steuerungsinstrumenten und zur Feststellung des Versorgungsbedarfs,
- Methoden der experimentellen Forschung zum Aufbau von überprüftem Wissen in Diagnose, Therapie, Prävention und zur Ressourcenoptimierung durch Versuchsplanung,
aus einem gemeinsamen methodologischen Ansatz heraus vermitteln.
Methoden
Die Vorlesungen sind thematisch breit angelegt und vermitteln Überblicks- oder Orientierungswissen mit eher geringer fachlicher Tiefe.
Die Seminare beginnen mit einem theoretischen Teil, in dem ausgewählte klinische Spezialthemen in nützlicher fachlicher Tiefe vorgestellt werden; im praktischen Seminarteil werden Aufsätze aus internationalen Zeitschriften (Lancet, NEJM, etc.) bezüglich der Methodik und Ergebnisse kritisch aufgearbeitet und in Kurzvorträgen dargestellt.
Obwohl die drei Teilgebiete sich einzeln interpretieren lassen, bilden sie aus ärztlicher Sicht eine methodische Einheit. Als Bindeglied von Medizininformatik, Epidemiologie und Biometrie soll der konzeptionelle Ansatz von „Statistik in der Medizin“ wirksam werden, der im Sinne eines Querriegels die drei Teilgebiete zusammenfügt.
Ergebnisse
Im Teilgebiet der Medizinischen Informatik werden Kenntnisse zur Dokumentation / medizinischen Klassifikation, Biosignalverarbeitung und zu Produktion unterstützenden Systemen, forensischen Aspekten des DV-Einsatzes, Entscheidungen unterstützenden Systemen, zur Bildverarbeitung, zum Abfragen von (Literatur)-Datenbanken, zu Planung unterstützenden Systemen und zum Qualitätsmanagement vermittelt und in Seminaren zu Diagnosesystemen, zur vergleichenden diagnostischen Wertigkeit bildgebender Verfahren und zum Qualitätsmanagement in der klinischen Anwendung vertieft.
Im Teilgebiet der Epidemiologie werden Kenntnisse zu bevölkerungsbezogenen Maßzahlen, Risiko-Konzepten, Kausalität und Assoziation, Prävalenz- und Inzidenzstudien, Screening-Diagnosestudien, Risikofaktorenstudien, Datenquellen im Gesundheitswesen, Anwendungsbeobachtungen von Arzneimitteln und Medizinprodukten, Ausbreitung ansteckender Krankheiten vermittelt und in Seminaren zu Risikofaktoren von cardio- und cerebrovaskulären Erkrankungen, Risikofaktoren für Krebserkrankungen und Infektionsepidemiologie vertieft.
Im Teilgebiet der Medizinischen Biometrie werden Kenntnisse zur Methodik der experimentellen Studien, Konzepten statistischer Inferenz, statistischen Testmethoden, toxikologischen Unbedenklichkeitsprüfungen, Prüfungen von Generika, klinischen Therapieprüfungen, Adjustierungen für Heterogenität, Adjustierungen für multiples Testen und Meta-Analysen vermittelt und in Seminaren über Therapiestudien zur chronischen Polyarthritis und zum Hirninfarkt und über klinische Prüfungen der Akupunktur bei Schmerzindikation vertieft.
Schlußfolgerung
Im Düsseldorfer Modell gelingt mit dem paradigmatischen Einsatz von statistischen und biomathematischen Konzepten die Synthese der Vermittlung von Ansätzen und Methoden IT-basierter ärztlicher Produktionswerkzeuge, der Beobachtungs- und der experimentellen Forschung zu einem ganzheitlichen Lehrkonzept.