Artikel
Wie sich die Ergebnisqualität stationärer Behandlungen bei ausgewählten Erkrankungen mit GKV-Routinedaten bewerten lässt
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 8. September 2005 |
---|
Gliederung
Text
Einleitung und Fragestellung
Um die Qualität stationärer Behandlungen bewerten zu können, müssen angesichts sich verkürzender akutstationärer Liegezeiten Versorgungsverläufe über den initialen Krankenhausaufenthaltes hinaus betrachtet werden. Mittels GKV-Routinedaten können nachfolgende Behandlungsereignisse miteinbezogen werden. Für einzelne Erkrankungen relevante Endpunkte wie intra- und extramurale Letalität sowie Reinterventionen lassen sich mit Routinedaten ermitteln. In einem gemeinsamen Projekt des AOK-Bundesverbandes, der HELIOS Kliniken GmbH, des Forschungs- und Entwicklungsinstitutes im Gesundheitswesen Sachsen-Anhalt (FEISA) und des Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO) wurden anhand von GKV-Routinedaten Aufenthalts- und Klinikübergreifende, mittel- und langfristige Indikatoren der Ergebnisqualität entwickelt und bewertet (QSR-Projekt = Qualitätssicherung der stationären Versorgung mit Routinedaten) [Ref. 1].
Material und Methoden
Grundlage der Qualitätsmessung im QSR-Projekt sind Abrechnungsdaten der Krankenhausfälle von AOK-Versicherten (nach § 301 SGB V) ab 1998, ergänzt um Nebendiagnosen, Prozeduren und Krankheitsschweregrad (ca. 7 Mio. Fälle pro Jahr). Für 18 Erkrankungstypen werden indikationsspezifisch Qualitätsindikatoren wie Wiederaufnahme-, Revisions- und Letalitätsraten ermittelt. Zum Vergleich der Ergebnisse einzelner Kliniken erfolgt eine Risikoadjustierung. Betrachtet werden Linksherzkathetereingriffe (6 Tracer), Bypass-Operationen (2), Herzinfarkt und –insuffizienz sowie Gelenkersatzeingriffe (3), Operationen bei kolorektalen Karzinomen (2), Appendektomien (2) und Schlaganfall.
Ergebnisse
Im Jahr 2002 fanden 5.443 diagnostische Koronarangiographien bei AOK-Patienten mit akutem Myokardinfarkt statt. Die Krankenhausletalität betrug 4,2%. Nach 30 Tagen waren 6,5% der Patienten verstorben, nach 90 Tagen 9,2%, nach einem Jahr 14,4%. Patienten, die zudem an Herzinsuffizienz litten (Anteil von 22,5%), wiesen eine Krankenhausletalität von 5,6% auf; die Letalität nach einem Jahr betrug 24,1%. Bei knapp einem Drittel aller Patienten fand innerhalb des Folgejahres eine Bypass-Operation in der erstbehandelnden oder einer anderen Klinik statt. Eine Differenzierung der Ergebnisse nach Alter oder weiterer klinisch relevanter Komorbiditäten ist möglich.
Diskussin
Qualitätsmessung mit Routinedaten ist ein international etabliertes Verfahren [Ref. 2]. Die positive Einschätzung des Datenkörpers resultiert aus seiner routinemäßigen und kostengünstigen Verfügbarkeit, seiner Unverzerrtheit und der Eignung für Follow-up-Studien und Monitoring [Ref. 3]. Indikatoren auf Basis von Routinedaten werden in Krankenhausberichten („report cards“) veröffentlicht [Ref. 4]. Dieser Qualitätsmessungsansatz lässt sich mit GKV-Routinedaten umsetzen. Mit den im QSR-Projekt entwickelten Methoden lassen sich auf einzelne Erkrankungen fokussierte Qualitätsberichte erstellen, in denen Ergebnisparameter klinikbezogen dargelegt werden können. Die Methodik soll zukünftig in ein standardisiertes Berichtswesen einfließen. Zudem kann die klinikübergreifende Versorgungssituation dargestellt werden.
Literatur
- 1.
- Heller G, Swart E, Mansky T. Qualitätsanalysen mit Routinedaten. In: Klauber J, Robra BP, Schellschmidt H. Krankenhaus-Report 2003. Stuttgart: Schattauer, 2004; 271-88
- 2.
- Pouvourville G, Mivielle E Measuring the Quality of Hospital Care: The State of the Art. Proceedings of the Conference "Measuring up", 2001 Nov 5-7, Ottawa, Canada, 251-75.
- 3.
- Wennberg JE, Roos N, Sola L, Schori A, Jaffe R. Use of claims data systems to evaluate health care outcomes. JAMA 1987; 257: 933-6.
- 4.
- Pouvourville G. Kann Qualität ein Wettbewerbsparameter im Gesundheitswesen sein? In: Arnold M, Klauber J, Schellschmidt H. Krankenhaus-Report 2002. Stuttgart: Schattauer, 2003; 175-88