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Inanspruchnahme homöopathischer Heilmethoden und Konsultationen von Heilpraktikern bei 2-jährigen Kindern einer deutschen Geburtskohortenstudie (Lisa)
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Veröffentlicht: | 8. September 2005 |
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Gliederung
Text
Einleitung und Fragestellung
Die Inanspruchnahme alternativer Heilmethoden ist international und in Deutschland weit verbreitet und weiter ansteigend. Deutschland gehört zu den Ländern, in denen alternative Heilmethoden besonders beliebt und häufig sind [Ref. 1]. Über die Inanspruchnahme bei Kindern und Kleinkindern ist wenig bekannt. Es kann davon ausgegangen werden, dass diese ausschließlich von ihren Eltern bestimmt wird. Als eine der Haupt-Motivationen zur Inanspruchnahme alternativer Heilmethoden bei Erwachsenen wird eine bessere Verträglichkeit genannt [Ref. 2]. Jedoch wird in Deutschland die Qualität und Ausbildung nichtärztlicher Anbieter alternativer Heilmethoden (Heilpraktiker) oft angezweifelt [Ref. 3]. Unser Ziel war es, in einer deutschen populationsbezogenen Geburtskohortenstudie die Häufigkeit der Inanspruchnahme alternativer Heilmethoden (Homöopathie) und der Konsultation von Heilpraktikern bei Kleinkindern im Alter von 2 Jahren zu bestimmen und dabei die Patientengruppen der Kindern zu identifizieren, die dieses Angebot nutzen.
Material und Methoden
Zwischen November 1997 und Januar 1999 sind 3097 reif geborene gesunde Neugeborene in München, Leipzig, Wesel und Bad Honnef in die prospektive Kohortenstudie Lisa („Einfluss von Lebensbedingungen und Verhaltensweisen auf die Entwicklung von Immunsystem und Allergien“) rekrutiert worden. Informationen zu atopischen Erkrankungen, anderen Gesundheitsparametern und Umweltfaktoren wurden zu den Zeitpunkten Geburt, 0,5 Jahre, 1 Jahr, 1,5 Jahre und 2 Jahre durch Eltern-Selbstausfüller-Fragebögen gesammelt. Zum Zeitpunkt 2 Jahre waren noch 2664 Kinder in der Kohorte. Zu diesem Zeitpunkt wurden Fragen zu homöopathischen Heilmethoden und Konsultationen nichtärztlicher Heilberufe eingeschlossen. Die statistische Auswertung erfolgte deskriptiv mit Stata 8.0. Statistische Signifikanz (p 0.05) wurde mit χ2- und Trend-Test bestimmt.
Ergebnisse
27.7% der Kinder wurden im 2.Lebensjahr homöopathisch, 4.5% in den vorangegangenen 6 Monaten vom Heilpraktiker behandelt (Tab. 1 [Tab. 1]). Dabei sind 87% der Kinder, die im Vorjahr homöopathisch behandelt wurden, im Vorhalbjahr nicht bei einem Heilpraktiker gewesen. Homöopathische Heilmethoden waren mit fast allen Erkrankungen (außer Kinderkrankheiten und Darmerkrankungen) positiv assoziiert. Hingegen zeigte sich bezüglich der Konsultationen von Heilpraktikern ein positiver Zusammenhang nur mit allergischen Erkrankungen (Tab. 1 [Tab. 1]). Die Inanspruchnahme homöopathischer Heilmethoden wurde durch die Dauer einer ärztlichen Behandlung und durch regionale-, soziale- und Verhaltens-Faktoren beeinflusst, während beim Konsultieren von Heilpraktikern hauptsächlich regionale Faktoren sowie die Dauer einer ärztlichen Behandlung eine Rolle spielten (Tab. 2 [Tab. 2]).
Diskussion
Das Inanspruchnahmeverhalten homöopathischer Heilmethoden wurde vor allem durch Familiencharakteristika beeinflusst. Heilpraktiker hatten dagegen eine größere Bedeutung bei allergischen Erkrankungen als zusätzliche Option zur ärztlichen Therapie. Auch bei Erwachsenen wird eine größere Bedeutung alternativer Heilmethoden für Patienten mit chronischen Erkrankungen angenommen. Ein Zusammenhang mit anderen Prädiktoren für die Inanspruchnahme alternativer Heilmethoden, die bei Erwachsenen gesehen wurden [Ref. 2], konnten wir im Hinblick auf Heilpraktiker kaum erkennen. Es erscheint plausibel, dass gerade bei kleinen Kindern zusätzlich zur Chronizität der Erkrankung der Wunsch nach Nebenwirkungsfreiheit in der Wahl der Heilmethode eine wichtige Rolle spielt. Leider haben wir Informationen zur Motivation der Wahl der Heilmethode nicht direkt erhoben.
Literatur
- 1.
- Ernst E. The role of complementary and alternative medicine. BMJ 2000; 321(7269):1133-1135.
- 2.
- Schafer T, Riehle A, Wichmann HE, Ring J. Alternative medicine in allergies - prevalence, patterns of use, and costs. Allergy 2002; 57(8):694-700.
- 3.
- Ernst E. Complementary medicine in Germany. BMJ 1994; 309(6953):543.