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Wissen über HPV-Infektionen: Ein systematischer Review
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Veröffentlicht: | 8. September 2005 |
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Gliederung
Text
Einleitung und Fragestellung
Die Infektion mit dem Humanen Papillomavirus (HPV) ist die global am häufigsten auftretende sexuell übertragbare Infektion. HPV ist der Hauptrisikofaktor für die Entstehung eines Zervixkarzinoms und ist auch eine notwendige Ursache dafür. Das Zervixkarzinom ist das zweithäufigste Karzinom bei Frauen weltweit. Ziel dieses systematischen Review ist es, eine Übersicht zu geben, welches Wissen in der Bevölkerung zu HPV vorhanden ist, um Ansatzpunkte für Aufklärung und Prävention aufzuzeigen.
Material und Methoden
Eine Medline-Suche ergab 43 Artikel zum Thema „Wissen über HPV“. Eingeschlossen wurden Studien, die das Wissen um die Existenz von HPV, um HPV als Risikofaktor für das Zervixkarzinom, um mögliche Symptome einer HPV-Infektion und um die Übertragungswege von HPV in der Allgemeinbevölkerung untersucht haben. Von den gefundenen Artikel enthielten 13 keine verwertbaren Informationen bezüglich der festgelegten Fragestellungen. Zwei Artikel waren nicht auf Deutsch oder Englisch erhältlich. Fünf Artikel waren allgemeine Reviews ohne Erhebung von Originaldaten und ein Artikel war eine Fallbeschreibung. Drei Artikel haben Personen in Gesundheitsberufen oder Lehrer befragt, bei einer Studie hatten die Teilnehmerinnen vor der Befragung Basisinformationen über HPV erhalten. So verblieben 18 Artikel, die den festgelegten Kriterien entsprachen. Bedingt durch die Kategorisierung der Auswertungen in den einzelnen Studien wurden die Studienpopulationen für die Analyse des systematischen Reviews nach Alter und Geschlecht in vier Gruppen zusammengefasst: 1) junge Frauen bis 30 Jahre (auch Studentinnen ohne genaue Altersangabe), 2) Frauen aller Altersgruppen, 3) junge Leute bis 30 Jahre beiderlei Geschlechts (auch Studierende ohne genaue Altersangabe) und 4) alle Altersgruppen beiderlei Geschlechts.
Ergebnisse
Die Befragungen fanden in den USA, Großbritannien, Kanada, Mexiko, Island und Deutschland statt und wurden zwischen 1992 und 2004 veröffentlicht. Insgesamt wurden 7270 Personen befragt. Von den eingeschlossenen Studien benutzten 13 als Messmethode einen Fragebogen, der Rest ein persönliches Interview. In den meisten Studien wurden Personen kaukasischer Ethnizität befragt. Fünf Studien befragten junge Frauen bis 30 Jahre, sieben Studien Frauen verschiedener Altersgruppen (14-81 Jahre), vier Studien junge Leute beiderlei Geschlechts (bis 30 Jahre) und zwei Studien beide Geschlechter aller Altersgruppen ab 16 Jahre. Die Studienpopulationen wurden unter anderem an High Schools, Colleges, Universitäten, Kliniken und Einwohnermeldeämtern rekrutiert. Alle Studien zeigten ein sehr geringes Wissen um HPV-Infektionen in den jeweiligen Studienpopulationen. Lediglich zwischen 13 und 38% der befragten Personen hatten schon einmal von HPV gehört. Das Wissen um HPV als Risikofaktor für das Zervixkarzinom hatten 14 Studien untersucht. Die Aussage, dass HPV Zervixkarzinom verursachen könne, bejahten zwischen 34 und 53% der befragten Personen. Gefragt nach den Risikofaktoren für das Zervixkarzinom und unter Vorgabe verschiedener Antwortmöglichkeiten, nannten 16-51% der jungen Frauen eine HPV-Infektion. Bei jungen Leuten beiderlei Geschlechts waren es 13%. Bei Studien mit offenen Fragen nach den Risikofaktoren für das Zervixkarzinom nannten 0,9-3,2% der Frauen verschiedener Altersgruppen explizit HPV. Bei verschiedenen Altersgruppen beiderlei Geschlechts waren es 0,6%.
Diskussion
Das Wissen in der Allgemeinbevölkerung zu HPV-Infektionen war insgesamt gering. Kenntnisse zum Zusammenhang zwischen HPV und Zervixkarzinom war sehr unterschiedlich. Bei offenen Fragen nach den Risikofaktoren für das Zervixkarzinom wurde HPV nur von maximal 3,2% der Studienpopulation genannt. Am häufigsten wussten die befragten Personen, dass HPV ein sexuell übertragbares Virus ist. Die Ergebnisse der einzelnen Studien unterschieden sich teilweise erheblich, was unter anderem an der unterschiedlichen Art der Fragestellung und an Unterschieden zwischen den Studienpopulationen liegen könnte. Im Rahmen der Prävention des Zervixkarzinoms sind Information und Aufklärung über HPV in Schule und Medien dringend geboten. Teilnahmeraten an der Krebsfrüherkennungsuntersuchung und die Akzeptanz für mögliche künftige Impfstoffe gegen HPV könnten dadurch erhöht werden.