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Der Wert vorhandener Standards intersektoraler Kommunikation für tragfähige Businessmodelle
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Veröffentlicht: | 14. September 2004 |
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Gliederung
Text
Einleitung
Die Diskussion im Kontext der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte 2006 in Deutschland legt aktuell den Schwerpunkt des öffentlichen Interesses auf die Themen eHealth bzw. Telematik im Gesundheitswesen. Dabei werden fachlich-konzeptionelle, ökonomische und gesundheitspolitische Betrachtungen polarisierend diskutiert.
Vernachlässigt wird, dass seit einiger Zeit Übertragungsstandards für die intersektorale Kommunikation existieren. Der Beitrag evaluiert die Standards VCS und D2D, skizziert ihre konkrete Einbindung in Primärsystemapplikationen und wertet unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ihren bisherigen Einsatz.
Ziel des Beitrages ist es, aus den beiden Einsatzfeldern Ableitungen für künftige Modelle und Standards vor allem unter dem Gesichtspunkt der Entwicklung von Geschäftsmodellen zu treffen.
Für die aktuelle nationale Diskussion um den Einsatz von Telematikanwendungen in verschiedenen Modellregionen und für die Entwicklung von Geschäftsmodellen können so Handlungsanweisungen und Richtlinien abgeleitet werden.
Methoden
Die spezifizierten technischen Grundlagen für VCS und D2D werden dargestellt und ihre Bewertungsparameter herausgearbeitet. Die Entwicklungskosten für die Erstellungen der Spezifikationen VCS und D2D werden geschätzt. Die Kosten der Einbindung beider Kommunikationsstandards in eine Primärsoftwareapplikation aus dem Healthcare-Sektor werden via COCOMO II [Ref. 1] exakt dargestellt.
Die weiteren Kosten der Implementierung, Realisierung, Betreiberleistungen etc. werden auf Grund exakter Kalkulationen aus der praktischen Umsetzung abgeleitet.
Die Ausprägungen existenter Businesscases werden mittels Deckungsbeitragsrechnung ermittelt und dargestellt. Die Anwender der Primärsoftwareapplikation werden mittels strukturierter Bögen zu Fragen der Praktikabilität, technischen Reife, des täglichen Einsatzes und der Umsetzung von auf den Übertragungsmethoden aufbauenden Businessmodellen interviewt.
Ergebnisse
Die bislang in Deutschland existenten Übertragungsstandards D2D [Ref. 2] und VCS [Ref. 3] basieren auf unterschiedlichen technischen Ansätzen und haben in der konkreten Ausprägung unterschiedliche Reifegrade erreicht. Während D2D von vielen Experten als das technologisch ausgereiftere Konzeptgewertet wird, hat VCS eine wesentlich höhere Praxistauglichkeit erreicht [Ref. 4]. Die spiegelt sich in konkreten Implementierungszahlen in der Routine sehr stark wieder, wobei D2D immer noch in Modellversuchen, VCS in praktischer Routine eingesetzt wird.
Die Umsetzung der Einbindung der beiden Methoden in konkrete Primärsysteme ist ebenso höchst unterschiedlich. Auch hier finden sich - gemessen an Verbreitungsgrad und Marktanteil - die höheren Werte für VCS. Eine Interoperabilität zwischen beiden Systemen ist grundsätzlichnicht gegeben, obschon ein System beide Methoden einbindet.Als Haupthinderungsgrund für eine flächendeckende Verbreitung wurden weder technische noch Gründe der Praktikabilität identifiziert, sondern ausschließlich das Fehlen adäquater und belastbarer Geschäftsmodelle für Anwender und Anbieter.
Diskussion
Unter den umfangreichen Projekten im Rahmen der Telematikinitiativen der letzten Jahre nehmen sicherlich die Einbindung der Kommunikationsmodelle D2D und VCS eine besondere Rolle ein. [Ref. 5]
Für künftige Methoden der Kommunikationsbeziehungen zwischen Leistungserbringern verschiedener Sektoren muss zuvorderst - vor allem, wenn in diese Beziehungen auch Patienten einbezogen werden sollen - die Diskussion und die Entwicklung belastbarer und nachhaltiger Geschäftsmodelle vorangetrieben werden. In der Vergangenheit hat sich die Beschäftigung mit der Thematik der intersektoralen Kommunikation zu sehr auf Technologie reduziert. [Ref. 6]
Eine zentrale Herausforderung für die erfolgreiche Weiterentwicklung der Telematik im deutschen Gesundheitswesen ist neben der Spezifikation und Erarbeitung der Lösungsarchitektur die Entwicklung wirtschaftlich und politisch belastbarer Geschäftsmodelle [Ref. 7], die jenseits und unabhängig zeitlich limitierter Fördertöpfe Nachhaltigkeit erlangen.
Literatur
- 1.
- Boehm BW et al: Software Cost estimation with COCOMO II. Upper Saddle River: Prentice-Hall; 2002.
- 2.
- Spezifikationen, PaDok. URL: http://www.ibmt.fhg.de/ibmt3telematikprodukt_index.html [Datum des Zugriffs: 31.3.2004].
- 3.
- Technische Spezifikation, VCS. URL: http://www.vdap.de/html/vcs/tech.html [Datum des Zugriffs: 31.3.2004].
- 4.
- VCS Kommunikationskonzepte für das Gesundheitswesen; veröffentlicht als PAS 1011. Berlin: Beuth-Verlag; 2002.
- 5.
- Warda F, Noelle G: Telemedizin und eHealth in Deutschland: Materialien und Empfehlungen für eine nationale Telematikplattform. Köln: DIMDI; 2002:143-146.
- 6.
- Projektdokumentation: Planungsauftrag eRezept, eArztbrief, ePatientenakte und Telematikinfrastruktur März 2004. URL: http://www.pkv.de/telematik/Projektdokument%20Planungsauftrag%20final.pdf [Datum des Zugriffs 03.04.2004]
- 7.
- Marta MR: Telemedicine payment: then and now. Healthc Financ Manage. 2003 Jul;57(7):50-3.