Artikel
Pflegeinformationssysteme: Das Projekt NURSING data in der Schweiz
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 14. September 2004 |
---|
Gliederung
Text
Einleitung
In der Schweiz wurden im stationären Bereich sowie in der ärztlichen Versorgung mit dem in Kraft treten der Bundesgesetze (Bundesstatistikgesetz 1992, Bundesgesetz über die Krankenversicherung 1994, Bundesgesetz über den Datenschutz 1992) die Weichen für eine nationale Gesundheitsstatistik gelegt. Seit 1998 erfolgen die obligatorischen Datenerhebungen im Rahmen der Gesundheitsstatistik nationalweit einheitlich und stellen somit ein wichtiges gesundheitsstatistisches Instrument dar.
Im ausserärztlichen Bereich der Gesundheitsversorgung, welcher vor allem den Pflegebereich betrifft, werden bislang noch keine standardisierten, flächendeckenden Daten erhoben.
Mit dieser Problematik ist die Schweiz jedoch nicht allein konfrontiert. Vor dem Hintergrund, dass die Tendenz zur Verlagerungen vom Akut- in den Langzeitpflegebereich sowie vom stationären in den ambulanten Pflegebereich weiter anhält, sind viele Länder bestrebt, ein geeignetes Informationssystem zur Erfassung aussagekräftiger Daten bereitzustellen bzw. zu erarbeiten.
Ziele
Das Konzept zur Entwicklung eines schweizerischen Pflegeinformationssystems (NURSING data) wurde bereits in den Jahren 1998-2000 im Auftrag des Bundesamtes für Statistik, sowie Verbänden und Vereinigungen im Gesundheitsbereich erarbeitet. NURSING data ist ein gesamtschweizerisches Projekt zur Vervollständigung und Standardisierung von Informationen der Gesundheits- und Krankenpflege.
Hauptziel dieses Projektes ist die Erarbeitung eines Pflegeinformationssystems, welches die Erhebung von Pflegedaten in den drei Bereichen der Gesundheitsversorgung (Hauspflege, Pflegeheime und Spitalpflege) abdeckt. Zudem müssen bei der Entwicklung auch die verschiedenen Fachdisziplinen sowohl als auch die vier Sprachregionen der Schweiz berücksichtigt werden. Die Kompatibilität zu den Gesundheitsstatistiken des Bundes, dem ambulanten Tarif (TARMED) und den Arbeiten im Zusammenhang mit der Einführung eines pauschalierenden stationären Entgeltssystems und der internationalen Vergleichbarkeit müssen hierbei ebenfalls Rechnung getragen werden. Ein weiteres Ziel dieses Projektes ist selbstverständlich auch die Begleitung bei der Einführung und Umsetzung der Projektarbeiten in der Praxis.
Vorgehen, Material und Methode
Zur Standardisierung von pflegerelevanten Informationen sind in diesem Projekt zwei Teilprojekte von wesentlicher Bedeutung.
In einem Teilprojekt wird von den Projektverantwortlichen eine Definition des sogenannten Nursing Minimum Data Sets (CH-NMDS) vereinbart. Es enthält ein unerlässliches Minimum an Daten, welche zukünftig auch in die schweizerischen Gesundheitsstatistiken integriert werden sollen. Dieses Datenset enthält die kleinstmöglichste Anzahl an Variablen, die zur Beschreibung der pflegerischen Tätigkeit im Rahmen von statistischen Erhebungen notwendig ist. Unter anderem werden in diesem Datenset folgende Variablen erhoben: der Ort, an dem die Pflege stattfindet, die Pflegeepisode, Angaben zum Patienten und die pflegerelevantesten Pflegephänomene (Pflegediagnosen) und Pflegeinterventionen (Pflegeinterventionen).
In einem weiteren Teilprojekt befassen sich Vertreter/innen aus den verschiedenen Sprachregionen mit der Erarbeitung einer einheitlichen Pflegefachsprache, den sogenannten Referenzklassifikationen mit deren Kernelemente: Pflegephänomene und Pflegeinterventionen. Zur Validierung dieser beiden Klassifikationen beteiligen sich zur Zeit verschiedene Institutionen an einem Test. Sein Ziel ist es die Akzeptanz, Anwendbarkeit, Gültigkeit und Zuverlässigkeit zu überprüfen.
Ergebnisse
Die Projektpartner sind in einem Plenum und eine Steuerungsgruppe organisiert, deren Vorstellungen und Ansätze sich unterscheiden (Sichtweisen der Kantone: Transparenz der Pflegekosten als Grundlage bei gesundheitspolitischen Entscheiden / Kostenträger: Transparenz im Gesundheitswesen, Entscheidungsgrundlage insbes. im Tarifwesen / Leistungserbringer: Benchmarking und Grundlage für strategische Entscheidungen / Pflegekräfte: Datenbasis für Pflegewissenschaft und Forschung). Vorliegende Ergebnisse des Projektes werden zusammengefasst und aufgezeigt, welche Daten des Pflegeinformationssystems und in welchem Umfang für die Krankenhäuser relevant und verwertbar sind. Zudem werden auch Ansätze zur möglichen Integration von Pflegedaten in einem fallpauschalierenden Vergütungssystem aufgezeigt.
Diskussion/Schlussfolgerung
Als Projektpartner von NURSING data geht es H+ Die Spitäler der Schweiz als Verband der Krankhäuser in der Schweiz primär um die Voraussetzungen für ein besseres Spitalmanagement. Weiterhin könnte durch die Arbeiten im Rahmen von NURSING data eine Datenbasis geschaffen werden, die für die Aus- und Weiterbildung, für gesundheitspolitische Entscheidungen und evtl. für eine Entgeltung der Pflege genutzt werden kann. Nichts desto Trotz muss der Aufwand für derartige Datenerhebungen kritisch analysiert und mit dem zu erwartenden Nutzen in Einklang gebracht werden. Des weiteren sollten bereits standardisierte Beschreibungen und Kodierungen von Krankheitsbildern (besonders jene Begleiterkrankungen, die pflegerelevant und aufwandssteigernd sind) ebenfalls nutzbar gemacht werden, denn nur durch die kombinierte Betrachtung von ärztlicher, pflegerischer und technischer Leistungen kann der Aufwand für die Datenerhebungen möglichst gering gehalten werden. Ein weiteres Anliegen von H+ Die Spitäler der Schweiz ist, dass die Daten, welche im Rahmen dieses Projektes zukünftig erhoben werden, möglichst vielen zugänglich gemacht werden, denn vor allem für die Pflegeforschung stellt die Auswertung von Pflegedaten ein wichtiges Instrument dar. Die Generierung eines „Datenfriedhofes" muss unbedingt vermieden werden und Redundanzen bedingt durch Mehrfacherfassungen müssen verhindert werden!