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Berücksichtigung von Messfehlern bei der Schätzung des Lungenkrebsrisikos durch Radon in Innenräumen in Deutschland
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Veröffentlicht: | 14. September 2004 |
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Das Edelgas Radon ist die Hauptquelle natürlicher Strahlenbelastung für die Allgemeinbevölkerung. Weltweit durchgeführte Studien zeigen ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko durch Radongas und dessen Zerfallsprodukte in Wohnräumen. Es wurden zwei Fall-Kontroll-Studien in Deutschland durchgeführt [Ref. 1], [Ref. 2]. Die jetzt abgeschlossene gepoolte Analyse basierend auf Erweiterungen von Datensatz und Methodik schließt 2963 krankenhausbasierte inzidente Lungenkrebsfälle und 4232 bzgl. Alter, Geschlecht und Region häufigkeitsgematchte Kontrollen ein. Alle Studienteilnehmer wurden persönlich durch geschultes Personal nach vorgegebenem Protokoll befragt. Die Radonkonzentrationen wurden in Wohnungen, die in den letzten 5-35 Jahren von den Probanden bewohnt worden waren, gemessen.
Verstärkt wird bei epidemiologischen Studien das Fehler-in-den-Variablen-Problem in der Analyse berücksichtigt. Auch die Radonexposition kann nur mit Unsicherheiten z.B. bedingt durch jährliche Radonkonzentrationsschwankungen und Gerätemessfehler erhoben werden. Wir präsentieren Datensätze mit Wiederholungsmessungen, die das in der Literatur bereits beschriebene multiplikative Fehlermodell der lognormalverteilten Radonexposition unterstützen und Hinweise auf die Fehlergröße geben. Allerdings kann auch der bedeutendste Confounder, das Rauchen, stets nur mit Unsicherheiten erhoben werden. Wir stellen einige heuristische Überlegungen zur Größe dieses Fehlers, für den keine Wiederholungsmessungen vorliegen, an. Das relative Lungenkrebsrisiko wird unter Verwendung eines linearen Modells für das relative Risiko geschätzt, und die Messfehler in der Radonexposition und in der Rauchvariablen werden durch Regressionskalibrierung [Ref. 3] berücksichtigt. Die Sensitivität der messfehlerkorrigierten Risikoschätzer bzgl. der angenommenen Fehlergröße wird untersucht.
Die Berücksichtigung von Messfehler in der Rauchexposition ändert das lineare relative Exzessrisiko in der gepoolten Analyse kaum. Die Gründe dafür werden diskutiert. Die Berücksichtigung von Fehlern im Rauchen erhöht den Risikoschätzer. Vergleichbare Ergebnisse, wenn auch etwas stärkere Effekte durch die Korrektur, erhält man bei Anwendung eines logistischen Risikomodells. Wir schlussfolgern, dass bei Nicht-Berücksichtigung der Unsicherheiten in der Rauchvariable das Lungenkrebsrisiko durch Radon in Innenräumen in den deutschen Studien unterschätzt wird. Weitere methodische Untersuchungen sind nötig, um die optimale Form der Adjustierung für den ubiquitären Confounder Rauchen in epidemiologischen Studien zu finden und die Größe des Messfehlers in den Rauchvariablen zu quantifizieren.
Literatur
- 1.
- Kreuzer M, Heinrich J, Wölke G, Schaffrath Rosario A, Gerken M, Wellmann J, Keller G, Kreienbrock L, Wichmann HE: Residential radon and risk of lung cancer in Eastern Germany.Epidemiology 14, 559-568 (2003).
- 2.
- Kreienbrock, L., Kreuzer, M., Gerken, M., Dingerkus, G., Wellmann, J., Keller, G., Wichmann, H.E. Case-control study on lung cancer and residential radon in West Germany. Am J Epidemiol. 2001 Jan 1;153(1):42-52.
- 3.
- Rosner, B., Willett, W. C., Spiegelman, D. (1989): Correction of logistic regression relative risk estimates and confidence intervals for systematic within-person measurement error. Statistics in Medicine 8, 1051-1069.