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Einstellung zu und Erreichen von interprofessionellen Lernzielen fortgeschrittener Bochumer Medizinstudierender
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Veröffentlicht: | 30. Juli 2024 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Laut aktueller Approbationsordnung soll die ärztliche Ausbildung „[…] die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit anderen Ärzten und mit Angehörigen anderer Berufe des Gesundheitswesens fördern“ (§ 1 Absatz 1 ÄApprO). Im Kontext einer Follow-up-Erhebung wurde untersucht, inwieweit sich dahingehend Erwartungen an das Ärzt*innenbild über den Studienverlauf hinweg entwickelt haben. Zudem stand das Erreichen interprofessioneller Lernziele im Fokus.
Methoden: 274 Studierende des 9. Semesters der Ruhr-Universität Bochum wurden im Herbst 2023 gebeten, an einer Onlinefragebogenerhebung teilzunehmen. Es wurden analog zur Befragung der Kohorte im WS 19/20 [1] Haltungen zur interprofessionellen Zusammenarbeit qualitativ erhoben und anhand des bestehenden Kategoriensystems ausgewertet.
Ergänzend wurde im Herbst 2023 eine Selbsteinschätzung (Likert-Skala; 1=Zustimmung, 5=Ablehnung) über die Ausprägung ausgewählter Lernziele der interprofessionellen Kompetenzdimension des Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalogs Medizin erhoben und subgruppenspezifisch analysiert.
Ergebnisse: Insgesamt nahmen an der Befragung 33 Studierende teil. Im Rahmen der Haltungsanalyse wurden personenbezogene, insbesondere emotionale Kompetenzen (72%) gegenüber fachlichen Kompetenzen (42%) als anzustrebende Eigenschaften von Ärzt*innen eingeschätzt. Als durch das Studium am ehesten neu erworbene interprofessionelle Fähigkeiten wurden soziale (44%) und personale (41%) Kompetenzen angegeben. Diese Ergebnisse entsprechen den Erkenntnissen der Prä-Erhebung.
Die ergänzende Lernzieleinschätzungsanalyse zeigte, dass die klinische Erfahrung gegenüber der theoretischen Vermittlung als maßgeblich für die Lernzielerreichung eingeschätzt wird. Das Lernziel „Wissen über Aufgaben von Pflegekräften“ wies die höchste Zustimmung auf (AM=1,9), wohingegen theoriehaltige Konstrukte wie „Konzepte interprofessioneller Zusammenarbeit“ niedriger bewertet wurden (AM=3,1). Personen mit absolvierter Ausbildung in einem Gesundheitsfachberuf (45,5%) schätzten ihren Ausprägungsgrad ausgewählter Lernziele höher ein. So zeigten sich u.a. Unterschiede im Wissen um die Berufsgruppe der Pflegenden (p<0,001), der Auswirkungen von Teamdynamiken (p=0,020) oder über die Notwendigkeit der Dokumentation für die interprofessionelle Teamarbeit (p=0,005).
Diskussion: Die Studierenden erachten die zwischenmenschliche Interaktionsebene als wesentlich für die interprofessionelle Zusammenarbeit. Der Prä-Post-Vergleich deutet darauf hin, dass das Studium die Erwartungen der Studierenden an die Vermittlung interprofessioneller Kompetenzen weitgehend erfüllt. Hierbei spielt der Bezug zu klinischen Erfahrungen eine zentrale Rolle.
Take Home Message: Für die interprofessionelle Lehre kann abgeleitet werden, dass die Ergänzung der theoretischen Lernzielvermittlung um praktische Hands-on-Konzepte als wichtig für den Erwerb interprofessioneller Kompetenzen erachtet werden kann.
Literatur
- 1.
- Joswig M, Knorr A, Schäfer T. Das ärztliche, interprofessionelle Kompetenzbild aus Sicht von Bochumer Studienanfänger*innen der Humanmedizin. In: Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Osnabrück, 14.- 16.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocP-07-01. DOI: 10.3205/23gma255