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Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ)

05.08. - 09.08.2024, Freiburg, Schweiz

Geschlechtsunterschiede von expliziten Motiven und Persönlichkeitseigenschaften bei deutschen Medizinstudierenden im ersten Semester

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Johanna Flora Rother - Universitätsklinikum Bonn, Institut für Medizindidaktik, Bonn, Deutschland
  • Michelle Seer - Universitätsklinikum Bonn, Institut für Medizindidaktik, Bonn, Deutschland
  • Stephan Stegt - ITB Consulting GmbH, Institut für Test- und Begabungsforschung der ITB Consulting GmbH, Deutschland
  • Tobias Raupach - Universitätsklinikum Bonn, Institut für Medizindidaktik, Bonn, Deutschland

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ). Freiburg, Schweiz, 05.-09.08.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocP-3-03

doi: 10.3205/24gma165, urn:nbn:de:0183-24gma1656

Veröffentlicht: 30. Juli 2024

© 2024 Rother et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Trotz des fordernden Curriculums ist Medizin nach wie vor einer der beliebtesten Studiengänge mit einer geringen Studienabbruchsquote [1]. Dies ist unter anderem der hohen intrinsischen Motivation der Studierenden zuzuschreiben. Eine mögliche Theorie zur Erklärung von Motivation ist die Motive Disposition Theory von McClelland [2]. Die Theorie beschreibt, dass Individuen sich aufgrund ihrer unterschiedlichen Ausprägungen bestimmter Grundbedürfnisse in ihrem Verhalten unterscheiden. Die drei Motive Leistung, Macht und Bindung können somit je nach Ausprägung das Verhalten und den Studienerfolg von Studierenden beeinflussen. Mithilfe dieser Motive, erweitert um eine Freiheits- [3] und eine Altruismuskomponente sollte untersucht werden, was Medizinstudierende zur Wahl Ihres Studiengangs motiviert und inwiefern sich diese Motive bei männlichen und weiblichen Studierenden unterscheiden. Außerdem wurden die emotionale Intelligenz sowie Persönlichkeitsaspekte und das akademische Selbstkonzept der Studierenden erhoben, um auch hier mögliche Geschlechtsunterschiede zu untersuchen.

Methoden: Über 20 medizinische Fakultäten und Fachschaften deutschlandweit erklärten sich bereit, den Online-Fragebogen im Wintersemester 22/23 an ihre Studierenden weiterzuleiten. Die finale Stichprobe der Erstsemesterstudierenden bestand aus 535 Studierenden. Genutzt wurden validierte Messinstrumente sowie ein eigens erstellter und pilotierter Fragebogen zur Motiverfassung bei Medizinstudierenden.

Ergebnisse: Ein Mittelwertsvergleich zeigte, dass das Altruismusmotiv bei den Studierenden im Vordergrund stand. Anschließend folgten das Freiheitsmotiv, sowie Bindung und Leistung. Das Machtmotiv erreichte die geringsten Werte, wobei männliche Studierende dieses signifikant wichtiger bewerteten als weibliche Studierende. Für das Bindungsmotiv wiesen weibliche Studierende im Vergleich zu den männlichen Studierenden höhere Werte auf, ebenso beim Gesamtscore zur emotionalen Intelligenz. Im Geschlechtervergleich zeigten Frauen signifikant höhere Werte für Empathie, Regelbewusstsein, Konsensorientierung und Ehrlichkeit, während Männer ein höheres akademisches Selbstkonzept aufwiesen.

Diskussion: Die Ergebnisse zu den Motiven decken sich größtenteils mit früheren Studien qualitativer Natur. Interessanterweise zeigten sich beim Altruismusmotiv keine Geschlechtsunterschiede, was die wichtige Rolle dieses Motivs bei der Studiengangswahl, unabhängig vom Geschlecht unterstreicht. Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass die Erstsemesterstudierenden eher humanitäre und freiheitsbezogene Motive verfolgen, was die Frage aufwirft, ob sich diese im Verlaufe des Studiums verändern.

Take Home Messages:

  • Medizinstudierende im ersten Semester verfolgten bei der Wahl ihres Studiums eher altruistische und freiheitsbezogene Motive.
  • Weibliche Studierende werden eher vom Bindungsmotiv angetrieben als männliche Studierende, während das Gegenteilige für das Machtmotiv galt.

Literatur

1.
Heublein U, Ebert J, Hutzsch C, Isleib S, König R, Richter J, Woisch A. Zwischen Studienerwartungen und Studienwirklichkeit: Ursachen des Studienabbruchs, beruflicher Verbleib der Studienabbrecherinnen und Studienabbrecher und Entwicklung der Studienabbruchquote an deutschen Hochschulen (Forum Hochschule, 1/2017). Hannover: DZWH; 2017.
2.
McClelland DC. How motives, skills, and values determine what people do. Am Psychol. 1985;40(7):812-825. DOI: 10.1037/0003-066x.40.7.812 Externer Link
3.
Kuhl J. Motivation und Persönlichkeit: Interaktionen psychischer Systeme. 1. Aufl. Göttingen: Hogrefe; 2001.