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Stay ahead! Studierende gestalten Gesundheitsförderung und Prävention interprofessionell in Universität und Gesellschaft
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Veröffentlicht: | 30. Juli 2024 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Gesundheitsförderung und Prävention (GP) rücken angesichts wachsender Diversität der Bevölkerung und steigender Komplexität des gesundheits- und krankheitsbezogenen Wissensstandes zunehmend in den gesellschaftlichen Fokus. Die Etablierung einer gesundheitsfördernden Gesamtpolitik („Health in all Policies“) im Sinne der Vernetzung und Zusammenarbeit von Akteur*innen unterschiedlicher Professionen gilt als „Schlüsselstrategie“, um langfristig zu einer Verbesserung der Gesundheit in der Bevölkerung beizutragen [1].
Hierfür sollte die Sensibilisierung zur interprofessionellen Zusammenarbeit im Bereich GP bereits in der Ausbildung der beteiligten Berufsgruppen angebahnt werden.
Das Forschungsprojekt G.i.S. (Gesundheitsförderung im Studium) entwickelte ein Curriculum mit dem Ziel, Studierende verschiedener Disziplinen, darunter Medizin, Erziehungswissenschaft und Lehramt, im Rahmen einer gemeinsamen Lehrveranstaltung aktiv und handelnd an das Thema GP heranzuführen.
Methoden: Die Entwicklung des Curriculums erfolgte entlang des Kern-Zyklus [2].
Der erste Pilotdurchgang fand im WS 22/23 mit Studierenden der Erziehungswissenschaft und der Medizin statt und wurde anschließend evaluiert. Im WS 23/24 fand ein weiterer Durchgang mit Studierenden der Medizin und des Lehramts statt.
Ergebnisse: Im Prä-Postvergleich, der die subjektive Einschätzung der studentischen Handlungskompetenz im Bereich GP abfragte, konnte ein deutlicher Zuwachs in allen vier Dimensionen nach Roth (Fach-, Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenz) [3] festgestellt werden. Im Feedbackgespräch wurden die praktische Erfahrung, der interdisziplinäre Austausch sowie die flexible Zeiteinteilung positiv hervorgehoben. Als herausfordernd wurden das Risiko einer zu hohen Arbeitsbelastung und Schwierigkeiten in der Kommunikation mit externen Kooperationspartner*innen wahrgenommen. Im Gespräch mit Letzteren zeigte sich, dass diese von der Zusammenarbeit mit den Studierenden vor allem dann profitieren, wenn Motivation und Engagement auf beiden Seiten besteht und die Projekte das Potenzial einer „Win-Win“-Situation für alle Beteiligten haben.
Diskussion: Dass Studierende verschiedener Studiengänge in Kontakt kommen und interprofessionelle Zusammenarbeit aktiv erfahren wird, ist ebenso eine Besonderheit des Curriculums, wie die Einbindung kommunaler Akteur*innen im Bereich GP als Kooperationspartner*innen. Diese ermöglicht den Studierenden nicht nur im Setting Universität, sondern auch im regionalen Umfeld und an Schulen tätig zu werden, fordert allerdings einen hohen Anteil personeller und zeitlicher Ressourcen. Überlegungen zur Verstetigung und Weiterentwicklung des Curriculums müssen an diesem Punkt ansetzen.
Take Home Message: Traditionelle Sicht- und Verhaltensweisen aufbrechen – neue Wege gehen – über den Tellerrand hinausschauen. Die Sensibilisierung für GP kann bereits im Studium stattfinden und die spätere interprofessionelle Zusammenarbeit praxisnah gefördert werden.
Literatur
- 1.
- Böhm K, Bräunling S, Geene R, Köckler H. Gesundheit als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden; 2020. DOI: 10.1007/978-3-658-30504-8
- 2.
- Thomas PA, Kern D, Hughes MT, Chen BY. Curriculum development for medical education: A six-step approach. Baltimore: Johns Hopkins University Press; 2015.
- 3.
- Roth H. Pädagogische Anthropologie. Band II: Entwicklung und Erziehung. Grundlagen einer Entwicklungspädagogik. Hannover: Schroedel; 1972. DOI: 10.14315/prth-1972-jg15