Artikel
Digitale Kompetenzen im Kontext des Medizinstudiums – eine Perspektive der Studierenden
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 30. Juli 2024 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Digitale Technologien haben die Medizin hinsichtlich bestehender Arbeits- und Organisationsprozesse nachhaltig verändert. Als „Key User“ dieser Technologien spielen Gesundheitsdienstleistende eine immanente Rolle bei der zukunftsorientierten Transformation des Medizinsektors. Der überarbeitete Nationale Kompetenzorientierte Lernzielkatalog Medizin (NKLM 2.0) adressiert diese Entwicklungen, indem er die Vermittlung von digitalen Kompetenzen (DiKo) curricular im Medizinstudium verankert [https://nklm.de/zend/menu]. Im Zuge der hierdurch erforderlichen Implementierung eines Curriculums „Digitalisierung“ an Medizinischen Fakultäten sollten Gelingensbedingungen für die Vermittlung von DiKo aus studentischer Perspektive identifiziert werden.
Methoden: Mit einer Fragebogenerhebung in einer Stichprobe von Studierenden der Medizinischen Fakultät Essen unterschiedlicher Semester (N=353) wurden Vorwissen, Einstellungen sowie Bedarfe der Studierenden zum Thema Digitalisierung im Kontext des Medizinstudiums eruiert. Die Ergebnisse werden in Prozent oder mit Mittelwert (MW) auf einer Likertskala 1-5 (1=trifft gar nicht zu – 5=trifft voll und ganz zu) dargestellt.
Ergebnisse: Der Großteil der Befragten (MW 4,3) sieht eine hohe Relevanz für den Erwerb von DiKo während ihrer Ausbildung. Allerdings kennen nur wenige (15%) bestehende Lehrangebote zum Thema. Die Mehrheit (MW 3,7) kann sich vorstellen, Grundlagenwissen zu digitalen Themen rein online zu erwerben und erachtet es eher als sinnvoll, das online erlangte Wissen zusätzlich in Präsenzveranstaltungen zu reflektieren und praxisnah zu vertiefen (MW 3,6). Es besteht eher die Ansicht, dass dies verpflichtend erfolgen sollte (MW 3,4). Die Teilnehmenden gaben an, dass sie eher nicht über DiKo (z.B. zu Datenschutz, Künstlicher Intelligenz, Telemedizin etc.) für ihre berufliche Zukunft verfügen (MW 2,6) und schätzten ihren Kenntnisstand zu diesem Themengebiet als mittelmäßig bis hin zu unzureichend ein. Dies deckt sich mit den Ergebnissen anderer Evaluationen [1], [2]. Auf die Frage, ob die Teilnehmenden beabsichtigen, ein Online-Lernmodul zum Thema Digitalisierung im Kontext des Medizinstudiums zu bearbeiten, antworteten jedoch nur 30% mit Ja und 52% mit Vielleicht. 18% der Befragten antworteten mit Nein und gaben als Gründe dafür u.a. wenig Zeit, mangelndes Interesse oder das intuitive Erlernen digitaler Themen an. Dabei wurden häufig digitale Lehrmethoden wie Lern-Apps oder Learning-Management-Plattformen mit DiKo als Lehrinhalt gleichgesetzt.
Diskussion/Take Home Message: Für eine nachhaltige Vermittlung von DiKo sollte kommuniziert werden, dass sich die Lehre zu Digitalisierung nicht auf die Bedienung digitaler Technologien beschränkt. Vielmehr gilt es herauszustellen, dass der Erwerb von DiKo die Studierenden befähigt, digitale Technologien hinsichtlich ihrer Möglichkeiten und Grenzen, Vor- und Nachteile sowie rechtlichen und ethischen Auswirkungen auf den Berufsalltag adäquat bewerten und anwenden zu können.
Literatur
- 1.
- Machleid F, Kaczmarczyk R, Johann D, Balčiūnas J, Atienza-Carbonell B, von Maltzahn F, Mosch L. Perceptions of Digital Health Education Among European Medical Students: Mixed Methods Survey. J Med Internet Res. 2020;22(8):e19827. DOI: 10.2196/19827
- 2.
- Kassenärztliche Bundesvereinigung. Berufsmonitoring. Medizinstudierende 2018. Berlin: Kassenärztliche Bundesvereinbarung; 2019. Zugänglich unter/available from: https://www.kbv.de/media/sp/Berufsmonitoring_Medizinstudierende_2018.pdf