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OSCE als kompetenzorientierte Leistungsüberprüfung im Hebammenstudium – ein pädagogisches Rahmenkonzept für systemisch orientierte Performanzprüfungen
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Veröffentlicht: | 30. Juli 2024 |
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Hintergrund: Vor dem Hintergrund der europäischen Studienreform (EU-Richtlinie 2005/2013) rückt das kompetenzorientierte Prüfen in den Vordergrund didaktischer Diskussionen (vgl. Gallner 2022). Kompetenz wird im berufspädagogischen Kontext als Fähigkeit verstanden, welche die Bereitschaft einschließt, „in beruflichen Situationen sach- und fachgerecht, persönlich durchdacht [...] zu handeln, d.h. anstehende Probleme […] selbstständig zu lösen […]“ [1]. Sie schließt damit eine affektive und subjektbezogene Komponente ein sowie das Postulat zur Entscheidungsfähigkeit und Reflexion. Damit unterscheidet sich diese Bezeichnung trennscharf von einer reinen regelgeleiteten Handlungsverrichtung, welche in der Performanz sichtbar wird (vgl. [1]). Performanz beschreibt in der Pädagogik ein in einer konkreten Situation gezeigtes Verhalten. Die Performanz kann erheblich von einer Kompetenz im Sinne einer Disposition abweichen (vgl. Stangl, 2024). Das Verhältnis zwischen Kompetenz und Performanz ist bezeichnend für die Problematik, mit reinen Performanzprüfungen Rückschlüsse auf die Kompetenzen von Lernenden schließen und sie beurteilen zu können. Vor diesem Hintergrund wird ersichtlich, warum das bewährte Prüfungsformat ‚OSCE‘ in Bezug auf das Kompetenz-Performanz-Verhältnis und das Assessment von Kompetenzen aus einer holistischen Perspektive neu zu beleuchten ist (vgl. [2]).
Fragestellung: Wie ist eine kompetenzorientierte Performanzprüfung zur Überprüfung beruflicher Handlungskompetenz im Studium Hebammenwissenschaft zu gestalten?
Methode: Im Rahmen der Implementierungsvorgänge des Studiengangs Hebammenwissenschaft wurde die ursprüngliche Form der OSCE auf die Erhebung und Beurteilung von hebammenberuflichen Schlüsselkompetenzen angepasst. Die Grundsätze der Objektivität und Standardisierung sowie das Setting einer Simulation wurden beibehalten (vgl. [3]) und dennoch die Anzahl der Stationen stark reduziert, während jede einzelne Station 30-40 Minuten dauern sollte, um eine holistische Situation bereitstellen zu können. Ein kompetenzorientiertes und zugleich taxonomiegerechtes Bewertungssystem wurde entwickelt. Die adaptierte Version der OSCE wurde mit qualitativen Untersuchungsmethoden auf ihre Güte in der Entwicklung, Organisation, Durchführung und Bewertung evaluiert.
Ergebnisse: Vor allem das Bewertungsinstrument wurde erneut angepasst und befindet sich derzeit in der Re-Evaluation (Stand Januar 2024). Erste Ergebnisse zeigen, eine Kombination aus Lehrinhalten ähnlich den bekannten Checklisten und einer Form des globalen Ratings (im Sinne einer Orientierung an stufengerecht eingeteilten Schlüsselkompetenzen) ist umsetzbar und von geschulten Prüfer*innen anwendbar. Durch die Länge der Stationen sind ganzheitliche Betreuungsmuster simulierbar und Kompetenzen, welche bisher in kurzen Performanzabschnitten nicht sichtbar wurden, werden offenkundig und damit bewertbar.
Literatur
- 1.
- Bader R. Unterrichtsgestaltung nach dem Lernfeldkonzept: Dokumentation zum BLK-Modellversuchsverbund SELUBA. München: Bertelsmann Verlag; 2004.
- 2.
- Khan KZ, Ramachandran S, Gaunt K, Pushkar P. The Objective Structured Clinical Examination (OSCE): AMEE Giude No.81. Part I: An Historical and theoretical pespective. Med Teach. 2013;35(9):e1437-e1446. DOI: 10.3109/0142159X.2013.818634
- 3.
- Al-Hashimi K, Said UN, Kahn TN. Formative Objective structured Clinical Examinations (OSCEs) as an Assessment Tool in UK Untergraduate Medical Education: A Review of its Utility. Cureus. 2023;15(5):e38519. DOI: 10.7759/cureus 38519