gms | German Medical Science

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ)

05.08. - 09.08.2024, Freiburg, Schweiz

Stand der Integration von rassismuskritischen Themen in die medizinische Ausbildung – erste Ergebnisse aus der Erarbeitung eines Positionspapiers

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sabine Ludwig - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Berlin, Deutschland; Medizinische Universität Innsbruck, Institut für Diversität in der Medizin, Innsbruck, Österreich
  • Felix Schmitz - Universität Bern, Institut für Medizinische Lehre, Bern, Schweiz
  • Lena Honerkamp - Alexianer St.Hedwig Krankenhaus, Abteilung für Viszeral-, Gefäß- und Minimalinvasive Chirurgie, Berlin, Deutschland; Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland, Medical Students for Antiracist Action (MAA), Projekt der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland, Deutschland
  • Fabian Jacobs - LMU München, LMU Klinikum, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland
  • Leyla Guezelsoy - Universität der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Nürnberg, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Deutschland; Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Erlangen, Deutschland
  • Severin Pinilla - Universität Bern, Universität für Alterspsychiatrie und Psychotherapie, Bern, Schweiz
  • Christoph Kulisch - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Funktionelle Anatomie, Berlin, Deutschland
  • Eva-Maria Schwienhorst-Stich - Universitätsklinikum Würzburg, Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland; Universität Würzburg, Medizinische Fakultät, Zentrum für Studiengangsmanagement und -entwicklung, Würzburg, Deutschland
  • Türkan Akkaya-Kalayci - Medizinische Universität Wien, Universitätslehrgang Transkulturelle Medizin und Diversity Care, Universitätsklinik für Kinder-und Jugendpsychiatrie, Wien, Österreich
  • Daniel Bauer - Universität Bern, Institut für Medizinische Lehre, Bern, Schweiz
  • Tanja Meyer - EUFH Hochschule für Gesundheit, Soziales und Pädagogik, Deutschland
  • Cihan Papan - Universitätsklinikum Bonn, Institut für Hygiene und Public Health, Bonn, Deutschland
  • Karoline Rumpfhuber - Medizinische Universität Wien, Stabsstelle Gender Mainstreaming und Diversity, Wien, Deutschland
  • Ulrike Nachtschatt - Medizinische Universität Innsbruck, Koordinationsstelle Gleichstellung, Frauenförderung, Diversität, Innsbruck, Österreich
  • Irene Brunk - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Integrative Neuroanatomie, Berlin, Deutschland
  • Eva Schönefeld - Westfälische Wilhelms-Universität Münster, IfAS Institut für Ausbildung und Studienangelegenheiten, Münster, Deutschland
  • Claudia Mews - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ). Freiburg, Schweiz, 05.-09.08.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocV-27-02

doi: 10.3205/24gma111, urn:nbn:de:0183-24gma1116

Veröffentlicht: 30. Juli 2024

© 2024 Ludwig et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung/Zielsetzung: In der Gesundheitsversorgung zeigen sich Ungleichheiten in der Behandlung von Personen unterschiedlichen Geschlechts sowie unterschiedlicher Herkunft oder sexueller Identität. Evidenz aus dem US-amerikanischen Raum zeigt, dass – im Vergleich zu weißen Patient*innen – People of Colour oft spätere Diagnosestellungen bekommen und eine höhere Mortalität bei Erkrankungen, wie z.B. Hautkrebs und chronischer Niereninsuffizienz, aufweisen [1], [2], [3]. Medizinstudierende, Ärzt*innen und weiteres Gesundheitspersonal müssen daher über ausreichendes Wissen zum Einfluss der Determinante Rassismus auf die Gesundheit bzw. über rassismuskritische Kompetenzen verfügen, um eine gleichberechtigte und adäquate Versorgung aller Patient*innen zu gewährleisten.

Methoden: Seit 2021 erarbeitet eine interprofessionelle Gruppe von Autor*innen im Auftrag der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) ein Positionspapier zum Thema „Rassismus in der medizinischen Ausbildung“. Hierzu wurden zentrale Begrifflichkeiten definiert, historische Kontexte zusammengetragen und analysiert sowie eine Literaturrecherche zu bestehenden medizindidaktischen Unterrichtsangeboten im internationalen Raum durchgeführt. Im Zeitraum von März bis Mai 2022 wurde eine Online-Umfrage zu rassismuskritischen Lehrangeboten im deutschsprachigen Raum freigeschaltet, die an alle GMA-Mitglieder, nationale Studierendenvertretungen und die Dekanate der medizinischen Fakultäten verschickt wurde.

Ergebnisse: Die Literaturrecherche hat gezeigt, dass es im deutschsprachigen Raum kaum Literatur zum Thema Rassismus in der medizinischen Ausbildung gibt. Der Rücklauf der Online-Befragung betrug n=19 Eingaben von n=10 Institutionen mit insgesamt n=26 Lehrangeboten. N=12 Lehrangebote weisen einen expliziten Bezug zum Thema auf, davon sind zwei Pflichtveranstaltungen. In 7 weiteren Angeboten ist eine Bezugnahme implizit denkbar, da angrenzende Themenbereiche (z.B. Diskriminierung, Diversität, Intersektionalität, Stigmatisierung und Zugangsbarrieren) aufgeführt wurden.

Diskussion: Forschung zum Thema Rassismus in der medizinischen Ausbildung wird im deutschsprachigen Raum bisher kaum durchgeführt. Rassismuskritische Lehrinhalte sind nur zu einem geringen Ausmaß in die medizinische Pflichtlehre integriert. Die Inhalte der Lehrveranstaltungen in Bezug auf Rassismus sind kaum durch Lernziele definiert und daher nicht abschließend beurteilbar. Hochschuldidaktische Angebote sollten entwickelt sowie rassismuskritische Lehr- und Lernziele in die nationalen Lernzielkataloge aufgenommen werden.

Take Home Message: Im deutschsprachigen Raum ist eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema notwendig. Hierzu sind mehr Forschung, die Entwicklung von rassismuskritischen, auch verpflichtenden Lehrangeboten, die Integration in Prüfungen und somit eine systematische longitudinale curriculare Integration in die Gesundheitsprofessionen erforderlich.


Literatur

1.
Brady J, Kashlan R, Ruterbusch J, Farshchian M, Moossavi M. Racial Disparities in Patients with Melanoma: A Multivariate Survival Analysis. Clin Cosmet Investig Dermatol. 2021;14:547-550. DOI: 10.2147/CCID.S311694 Externer Link
2.
Eneanya ND, Boulware LE, Tsai J, Bruce MA, Ford CL, Harris C, Morales LS, Ryan MJ, Reese PP, Thorpe RJ, Morse M, Walker V, Arogundade FA, Lopes AA, Norris KC. Health inequities and the inappropriate use of race in nephrology. Nat Rev Nephrol. 2022;18(2):84-94. DOI: 10.1038/s41581-021-00501-8 Externer Link
3.
Tertulien T, Broughton ST, Swabe G, Essien UR, Magnani JW. Association of Race and Ethnicity on the Management of Acute Non-ST-Segment Elevation Myocardial Infarction. J Am Heart Assoc. 2022;11(12):e025758. DOI: 10.1161/JAHA.121.025758 Externer Link