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Die Bedeutung von Selbstwirksamkeit und beruflichen Vorqualifikationen für die Resilienz gegenüber Burnout bei Studierenden der Humanmedizin: Eine multizentrische Studie
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Veröffentlicht: | 30. Juli 2024 |
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Zielsetzung: Metaanalysen verweisen seit geraumer Zeit auf eine hohe Prävalenz von Burnout bei Medizinstudierenden [1]. Im Rahmen des Medizinstudiums ist die Untersuchung von Bewältigungskompetenzen von großer Bedeutung. Nach der Theorie der Selbstwirksamkeit von Bandura [2] beeinflusst die Überzeugung einer Person, bestimmte Handlungen erfolgreich ausführen zu können, ihre Motivation und Fähigkeit, Herausforderungen zu bewältigen. Studierende mit einer höheren Selbstwirksamkeitsüberzeugung sind möglicherweise besser in der Lage, mit den hohen Anforderungen des Medizinstudiums umzugehen. Die Betrachtung der Rolle der verschiedenen Kompetenzportfolios in Kombination mit der Selbstwirksamkeit ermöglicht einen tieferen Einblick in die unterschiedlichen Bewältigungsstrategien von Medizinstudierenden. Ein Beispiel hierfür bildet die berufliche Vorerfahrung, die Studierende auf sehr individuelle Weise prägt und beeinflussen kann [3]. Die vorliegende Studie präsentiert eine Analyse zur Überprüfung von Selbstwirksamkeit als Mediator in der Beziehung zwischen beruflicher Vorerfahrung und Resilienz gegenüber Burnout. Auch die Zusammenhänge verschiedener soziodemographischen und studienbezogenen Variablen mit der Resilienz gegenüber Burnout werden berichtet.
Methode: Die Fragestellung wurde im Rahmen des Forschungsverbunds VSM-BW („Vorqualifikationen Humanmedizin“) an fünf medizinischen Fakultäten in Baden-Württemberg untersucht. Insgesamt nahmen 2217 Medizinstudierende aus dem 1., 3., 6. und 10. Semester sowie im praktischen Jahr an der Studie teil und beantworteten Fragen zu studienbezogenen Daten, berufspraktischen Vorqualifikationen sowie validierten Instrumenten zur Erfassung von Burnout (MBI-SS) und allgemeiner Selbstwirksamkeit (SWE). Burnout wurde definiert als hohe Werte für emotionale Erschöpfung und hohe Werte für Zynismus oder eine geringe persönliche Leistungsfähigkeit.
Ergebnisse: Die Gesamtprävalenz von Burnout betrug 19,7%. Höhere Werte für Selbstwirksamkeit (p=<,001), eigene Kinder (p=,004) und die Finanzierung des Studiums durch eigenes Einkommen (p=,027) stand in einem positiven Zusammenhang mit Resilienz gegenüber Burnout, während die Finanzierung des Studiums durch den Partner einen negativen Zusammenhang zeigte (p=,042). In einer Mediationsanalyse wirkte die Selbstwirksamkeit als Suppressorvariable in der Beziehung zwischen einer abgeschlossenen Berufsausbildung vor dem Medizinstudium und Resilienzerleben (0,11; 95% CI [0,04, 0,19]).
Diskussion: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine abgeschlossene Berufsausbildung nur dann einen Einfluss auf die Resilienz gegenüber Burnout hat, wenn sie gleichzeitig mit einem höheren Selbstwirksamkeitserleben einhergeht. Der Zusammenhang zwischen Selbstwirksamkeit und Resilienz gegenüber Burnout verdeutlicht die Notwendigkeit der Entwicklung von Interventionen oder curricularen Anpassungen, die auf eine Stärkung des Selbstwirksamkeitserlebens bei Medizinstudierenden ausgerichtet sind.
Literatur
- 1.
- Erschens R, Keifenheim KE, Herrmann-Werner A, Loda T, Schwille-Kiuntke J, Bugaj TJ, Nikendei C, Huhn D, Zipfel S, Junne F. Professional burnout among medical students: systematic literature review and meta-analysis. Med Teach. 2019;41(2):172-83. DOI: 10.1080/0142159X.2018.1457213
- 2.
- Bandura A. Self-efficacy mechanism in human agency. Am Psychol. 1982;37(2):122. DOI: 10.1037/0003-066X.37.2.122
- 3.
- Erschens R, Herrmann-Werner A, Schaffland TF, Kelava A, Ambiel D, Zipfel S, Loda T. Association of professional pre-qualifications, study success in medical school and the eligibility for becoming a physician: A scoping review. PloS One. 2021;16(11):e0258941. DOI: 10.1371/journal.pone.0258941